IMEC Technology Forum 2015:

Europäische Spitzenforschung in der Mikroelektronik für die Welt

28. August 2015, 10:49 Uhr | Gerhard Stelzer
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"Heiliger Gral des Verkehrwesens" - Autonomes Fahren

Schnellladefähig, zuverlässig und sicher sollen die Festkörper-Li-Ionen-Zellen sein, an denen beim IMEC geforscht wird.
Bild 4. Schnellladefähig, zuverlässig und sicher sollen die Festkörper-Li-Ionen-Zellen sein, an denen beim IMEC geforscht wird.
© IMEC
Das kompakte CMOS-Radarmodul arbeitet bei einer Frequenz von 79 GHz mit hoher Auflösung und soll in Fahrzeugen zur Abstandserkennung eingesetzt werden.
Bild 3. Das kompakte CMOS-Radarmodul arbeitet bei einer Frequenz von 79 GHz mit hoher Auflösung und soll in Fahrzeugen zur Abstandserkennung eingesetzt werden.
© IMEC

Als heiligen Gral des Verkehrswesens bezeichnet Van der hove das autonome Fahren. Auch dazu möchte das IMEC sein Scherflein beitragen und die bestehenden technischen Lücken überbrücken. Ein Baustein auf dem Weg dahin ist ein neues CMOS-Radarmodul für 79 GHz (Bild 3), das Hindernisse vor dem Fahrzeug mit hoher Auflösung erfassen kann. Im Bereich Energie arbeitet IMEC an 3D-Festkörper-Li-Ionen-Zellen, die gleichzeitig kompakt und sicher sind und sich durch eine hohe Energiedichte auszeichnen (Bild 4). Geforscht wird auch an Solarzellen, speziell an N-PERT-Silizium-Solarzellen (Passivated Emitter, Rear Totally diffused), mit denen aktuell ein Wirkungsgrad von 22,5 Prozent erreicht wird und die sich in Gebäudefronten integrieren lassen.

Mit dem „intuitiven Internet der Dinge“ wechselt Van der hove seine Perspektive von den Details auf das große Ganze. Die Allgegenwärtigkeit von Sensoren führt zu riesigen Datenmengen (Big Data), die sinnvoll ausgewertet werden müssen. Dies bedarf energieeffizienter Technik zum Rechnen, Übertragen und Speichern von Daten. Dabei erfordert jede Art von intuitivem IoT-Gerät eine Abwägung von Leistungsaufnahme, Rechenleistung und Datenübertragungsleistung.

Anschwellende Datenströme

Dass der Bandbreitenbedarf gerade explodiert, bestätigte Phillip Vandervoort vom belgischen Mobilfunkanbieter Proximus in seinem Vortrag: „Die Datenraten werden um den Faktor 100 steigen und das bei Latenzzeiten von weniger als 1 ms. Man denke dabei nur an ein autonom fahrendes Fahrzeug, wo Latenzzeiten den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten können.“

Padmasree Warrior, früher Chief Technology and Strategy Officer bei Cisco und heute Strategic Advisor, zeigte an den Beispielen Amazon, Uber, Spotify, Goo­gle und Airbnb, wie sich mit zunehmender Digitalisierung ganze Geschäftszweige transformieren können. Ihrer Meinung nach ermöglicht die Vernetzung von Leuten, Prozessen, Daten und Dingen Echtzeit-Entscheidungen und neue Geschäftsmodelle und das alles in großem Maßstab. Das „Internet of Everything“ (IoE) erzeugt Daten in einem bisher ungekannten Ausmaß, z.B. eine große Öl-Raffinerie 1 TB Daten/Tag. Die größte Herausforderung ist es, die Massen an Daten sinnvoll auszuwerten. Warrior beziffert das Umsatzvolumen der Datenauswertung über die nächsten zehn Jahre mit 7,3 Tera-US-Dollar, bei einem Gesamtmarkt des IoE von 19 Tera-US-Dollar. Vier Prioritäten legt sie digitalen Unternehmen ans Herz: Datensicherheit, Applikationen (mobil zuerst), eine sichere Cloud und die Datenanalyse mit lernenden Maschinen.

Harmke De Groot vom Holst Centre in Eindhoven räumte in ihrem Vortrag ein, dass heutige IoT-Anwendungen oft enttäuschen. Gewöhnlich reproduzieren sie nur einen Datenstrom oder funktionieren als Fernbedienung für Schalter. Was wir bräuchten, seien Standards und flexible Plattformen, die nützliche und intuitive Applikationen ermöglichen. Zustimmung kam von Lip Bu Tan, CEO von Cadence: Für smarte Applikationen brauche man keine smarten Dinge. Man müsse diese in ein vollständiges System und eine smarte Umgebung einbetten. Und alles laufe in der Cloud zusammen.


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  3. Kleinere Transistoren mit EUV-Lithografie

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