EMS-Podiumsdiskussion der Markt&Technik

»Wir müssen den Mut haben, die Services zu verkaufen!«

16. November 2017, 13:50 Uhr | Heinz Arnold
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»Wir machen viel richtig!«

Michael Velmeden, cms electronics
Michael Velmeden, cms electronics: »Wir sind Partner für viele Start-up-Unternehmen, denen wir helfen, ihre Ideen in reale Produkte umzusetzen. Das ist eine große Chance für uns!«
© Engelbert Hopf, Markt & Technik

»Industrie 4.0 ist die Voraussetzung für eine effektive Produktion. Bei uns wird die Smart Factory Realität«, so Stefan Baur, CEO der BMK Group. »Nur so können wir Flexibilität in die Supply Chain bringen«, ergänzt Johann Weber, Vorstandsvorsitzender von Zollner Elektronik. Das gelte sowohl für die wertschöpfenden als auch für die nicht-wertschöpfenden Prozesse. Für Traceability etwa sei die Vernetzung unter den Unternehmen genauso Voraussetzung wie dafür, die Schwächen in der eigenen Produktion zu erkennen und die Prozesse transparent zu machen.

Dazu nur ein Beispiel, an das Stefan Baur sofort denken muss: »Als ich angefangen habe, war es noch üblich, Urlaubssperren zu verhängen, wenn ein neues Produkt hochgefahren wurde. Jetzt geschieht das vier bis fünf Mal pro Tag!« Ohne Sensoren im Produktionsprozess, die Datenaufbereitung und Analyse, die eine bessere Prozesssteuerung ermöglichten, sei das völlig unmöglich gewesen: »Die EMS-Unternehmen sind also schon sehr früh digital geworden!«

Dem kann Weber nur zustimmen. Dafür sprächen auch die Zahlen. Denn allein von 2016 auf 2017 ist der Umsatz mit elektronischen Baugruppen laut ZVEI um 11 Prozent gestiegen. »Wir müssen also eine ganze Menge richtig machen!«

Genau hier sieht auch Felix Timmermann, Geschäftsführer Zentraleuropa von Asteelflash die besondere Kompetenz der Branche in Europa und Deutschland: »Das geht weit über Design for Manufacturing hinaus und umfasst den gesamten Prozess, einschließlich des Life Cycle Managements.« Deshalb fänden Produktionsabläufe und die Fertigung in kleinen und mittleren Volumen bevorzugt in Europa statt, erst die Consumer-Produkte, die in riesigen Stückzahlen gefertigt werden, wandern dann in die High-Volume-Fabs nach Asien: »Der starke Trend zu IoT ist eng verflochten mit dem Trend zur lokalen Produktion.« Zudem könne die EMS-Branche hierzulade wegen ihrer besonderen Kompetenzen auf einem weiteren Gebiet punkten, wie Michael Velmeden erklärt: »Wir sind Partner für viele Start-up-Unternehmen, denen wir helfen, ihre Ideen in reale Produkte umzusetzen. Das ist eine große Chance für uns!«

Vielversprechende neue Märkte, das ist das Stichwort für Jürgen Seibert, Vice President von Plexus: »Wir gewinnen Kunden, die früher noch nicht mal wussten, dass es EMS überhaupt gibt.« So benötigen etwa die Pharma-Industrie und die Medizintechnik in großem Umfang Geräte, die IoT-fähig sind. »IoT bedeutet eben immer auch Hardware«, ergänzt Baur. »Auch dass die Vernetzung ein Must-have ist, spielt uns in die Karten.«

Umgekehrt trägt IoT dazu bei, dass nicht nur ein erheblicher Teil der Fertigung in Europa bleibt, sondern teilweise sogar zurückwandert. »Die Kunden profieren von unserem Know-how – auch dann, wenn die Produktion in hohen Stückzahlen in Asien stattfindet. Das ist eine tolle Chance für die EMS-Dienstleistung in Europa.«

Dienstleistungen – das wiederum ist das Stichwort für Michael Velmeden. Die EMS-Unternehmen seien als Vorkämpfer der Digitalisierung schon sehr gut darin, die Daten zu sammeln und aufzubereiten – und daran auch Geld zu verdienen: »Wir müssen aber den Mut haben, die Services auch zu verkaufen!« Ein Beispiel wäre die Traceability. Denn darüber können die Anwender ihr Risiko deutlich reduzieren. »Dafür können wir doch Geld verlangen«, so Johann Weber. Teilweise sind also die Geschäftsmodelle auf Basis von IoT schon da und es dürfte nicht schwer fallen, in neue vorzudringen, was auch schon geschehen ist, wie Gerd Ohl erklärt: »Pay per Use, also die Fabrik auf Zeit bieten wir ja heute schon an. Für manche Industrien ist das neu, für uns nicht.«


  1. »Wir müssen den Mut haben, die Services zu verkaufen!«
  2. »Wir machen viel richtig!«
  3. Das Potenzial der Supply Chain
  4. Achillesferse Arbeitskräfte und Infrastruktur

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