Neben vielen Konjunktiven in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie gibt es auch erste Praxiserfahrungen: Michael Reuter, Gründer und COO von Datarella, schildert auf der Münchener Blockchain-Konferenz ein Projekt, das sein Unternehmen vor einem Jahr für die United Nations umgesetzt hat: die Blockchain als Transaktions-Plattform für die Verteilung von Hilfsgüter in einem Flüchtlingslager in Jordanien. »Bisher wurde die Vergabe von Hilfsmitteln im Camp vor Ort durch die Ausgabe von Gutscheinen abgewickelt. Mithife der Blockchain kann dieses Procedere nun automatisiert werden, gleichzeitig erhalten die Flüchtlinge mehr Autonomie. »Wir wollten das System mit 50 Flüchtlingen testen, versehentlich wurde die Einladung zum Systemtest aber an 5000 Flüchtlinge per SMS verschickt.« Das System habe die Feuerprobe auf Anhieb bestanden, berichtet Reuter. »Das ist das erste Mal in meiner Karriere, dass eine Software in der Testphase bereits einwandfrei funktioniert hat.«
Der Einsatz der Blockchain-Technologie hat nicht nur im Camp Vorteile, wie Reuter erläutert: »Die UN leben von Spenden der Geberländern und müssen über die Vewendung der Spenden Rechenschaft ablegen. Dabei können auch mehrere Hilfsorganisationen an einem Programm partizipieren. Aber Hilfsorganisation untereinander trauen sich nicht. Die Blockchain hat nun den Vorteil, dass sie die derzeit einzige Möglichkeit ist, Institutionen, die sich nicht vertrauen, zu einer gemeinsamen Kontoführung anzuregen.« Unter diesem Aspekt könnte die Blockchain in der Industrie noch viele weitere Einsatzgebiete finden, etwa in der Lieferkette von Elektronik-Komponenten, um den Verkauf von gefälschten oder defekten Bauteilen einzudämmen. »Natürlich ist die Blockchain nicht perfekt, und wir dürfen nicht davon ausgehen, dass die Blockchain alle Probleme löst. Aber wenn man nach perfekten Systemen sucht, müssen wir noch ein Jahrhundert oder länger warten«, resümiert Beck.