Seine naheliegende Empfehlung lautet: »Lassen sie niemanden zwischen sich und den Kunden!« – doch wie kann die Industrie das konkret umsetzen? »Wissen über Partnerschaften zusammenbringen«, lautet eine seiner Antworten. Die branchenübergreifende Vernetzung sei dazu ein wesentlicher Bestandteil. »Vor allem aber müssen die Hersteller die Schnittstelle zwischen dem Shopfloor und dem Officefloor selbst in die Hand nehmen.« Dann könnten die Hersteller die „Ölfelder der Digitalisierung“ zum eigenen Nutzen ausbeuten. So ließen sich beispielsweise Produktfunktionen als ein Service anbieten. Die Funktionalität der Maschinen bestimmen dann die Dienstleitungen, die in die Produktion geladen werden. »Noch vor vier Jahren in den Anfangszeiten von Industrie 4.0 dachten viele, dass es niemals funktionieren könnte, Funktionalität in die Maschinen und Produkte zu laden«, so Bent. »Heute wissen wir, dass es funktioniert und einen wichtigen Differenzierungsfaktor darstellen wird.«
Dazu müssten sich die Hersteller allerdings auch in für sie neue Bereiche vorwagen, um die Differenzierungspotenziale – etwa durch die Analyse großer Datenmengen – für den Maschinenbau zu heben. »Die Wertschöpfungsketten werden neu verteilt, die Branchengrenzen verschieben sich, die Differenzierung findet über Services im Netz statt«, folgert Bent. Doch seiner Meinung nach haben die Hersteller hierzulande die besten Voraussetzungen, sich an die Spitze der Entwicklung zu setzen, von den Umbrüchen zu profitieren und vor allem dafür zu sorgen, dass nicht Dritte sich als Plattformen und Gatekeeper zwischen sie und ihre Kunden platzieren.
Digitalisierung auch für die Normung
Eine Voraussetzung, dies tun zu können, ist die Normung. Auch sie befindet sich im Umbruch: »In der Zeit der Digitalisierung können wir die Normung nicht mehr so betreiben wie vor hundert Jahren«, erklärt Dr. Bernhard Thies vom VDE|DKE und President der CENELEC. Der Prozess der Normung müsse sich selber digitalisieren und künftig in der Cloud stattfinden. »Jeder kann zugreifen und arbeiten, wann er Zeit hat, wir orchestrieren das Ganze«, so Thies. Selbst neue Modelle der Finanzierung müsse sich der DKE überlegen. So könne er sich Modelle vorstellen, nach denen der DKE an den Funktionen verdient, die die Maschinen gerade ausführen. Eine der Herausforderung für die Normung besteht darin, dass die Maschinen in der virtuellen Welt konstruiert werden und auch dort gegen die Norm getestet werden müssen. Es kommt also darauf an, die Realität in die virtuelle Welt zu bringen.
»Wenn wir es nicht schaffen, die relevanten Eigenschaften aus der realen Welt in die virtuelle zu übertragen, haben wir etwas falsch gemacht«, sagt Roland Heidel von Roland Heidel Kommunikationslösungen. Wie lässt sich das effektiv gestalten? Die Plattform Industrie 4.0 überlegt sich dazu, wie ein „Ding“ aussieht, wie es kommunizieren soll, und will es dann über eine gemeinsame Semantik mit den anderen Dingen zusammenbringen.