Kupferleitungen sparen, Flexibilität erhöhen

Wie der Prozessbus Kosteneffizienz ins Netz bringt

28. August 2014, 9:56 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Prozessbus parallel zur existierenden Primärtechnik aufbauen

Wie sieht nun die Akzeptanz für den Prozessbus aus? Ziehen die Argumente der Kosteneinsparungen und der höheren Flexibilität? Immerhin hatte Siemens ein erstes Pilotprojekt auf Basis des Prozessbusses schon 2006 gestartet. Doch die Mühle im Versorgungsbereich malen bekanntermaßen langsam. Wenn ein System, über Jahrzehnte gut und verlässlich arbeitet, warum sollte man daran etwas ändern? Holger Heine ist sich aber sicher, dass sich diese Einstellung ändert, nachdem einerseits die Probleme mit der Zuverlässigkeit, Standardisierung und Interoperabilität gelöst sind, und die Netzbetreiber andererseits zunehmend nach Möglichkeiten suchen, Kosten zu sparen. Darüber hinaus sieht er gewisse Hinweise. So sei die Resonanz auf die neue Schutzgerätefamilie SIPROTEC 5 – die Geräte der neuen Familie lassen sich mit den für den Prozessbus erforderlichen I/O-Baugruppen erweitern – sehr ermutigend gewesen. Siemens hatte diese Familie erst 2011 auf den Markt gebracht. »Sehr viele Neuanlagen statten die Netzbetreiber bereits mit den SIPROTEC 5-Geräten aus, wir sind in einem konservativen Markt mit den neuen Geräten sehr erfolgreich«, freut sich Holger Heine.

Übergang zu unkonventionellen Techniken bringt die größten Vorteile

Und was ihn für die Zukunft ebenfalls optimistisch stimmt: Der Prozessbus bietet  – insbesondere in der Hochspannungsübertragung – noch sehr viel mehr Vorteile, als er im Zusammenspiel mit den herkömmlichen Wandlern und der herkömmlichen Messtechnik ausspielen kann. »Wer heute die Möglichkeiten des Prozessbusses im Zusammenspiel mit der konventionellen Technik nutzt und damit Geld spart, dem stehen für die Zukunft noch weitere interessante Einsparpotenziale offen«, so Holger Heine.

Um die Schutzgeräte dezentral aufzustellen, also in einiger Entfernung zum Wandler, sind mit konventioneller Technik relativ hohe Ströme für die Meßwertübertragung erforderlich. Der Wandler muss deshalb ein Signal mit 1 A am Ausgang liefern. Die Messung mit nichtkonventionellen Wandlern wie Rogowski-Spule für den Strom und Field Probe für die Spannung scheiden damit aus, weil sie ein Ausgangssignal dieser Stromstärke nicht liefern können. Diese Messmethoden haben allerdings einige Vorteile: sie sind kleiner, preisgünstiger und zeichnen sich durch eine bessere dynamische Performance aus. Während der Transformator nur bis in den kHz-Bereich geht, können die nichtkonventionelle Messmethoden in höhere Frequenzbereich vorstoßen und damit genauere Messungen durchführen: »Weil die Merging-Units aber nah am Wandler sitzen, reichen die Ausgangssignale dieser Sensoren aus, die Wandler können nun viel kleiner ausgelegt werden«, erklärt Holger Heine. Damit fallen die Kosten deutlich und in vielen Anwendungen kommt es den Netzbetreibern sehr gelegen, wenn sie mit kleineren, platzsparenden Geräten arbeiten können.

Trotz der großen Vorteile, die nichtkonventionelle Wandler bieten, ist es laut Holger Heine wichtig, Schritt für Schritt voranzugehen. »Wir gehen davon aus, dass die Netzbetreiber erst einmal den Prozessbus parallel zur existierenden Anlagenverdrahtung  einführen und Erfahrungen damit sammeln. Wenn die Infrastruktur steht und sich bewährt hat, können sie die nichtkonventionellen Techniken einführen und noch einmal deutlich Kosten sparen«, sagt Holger Heine. Deshalb bleibt er auch bei seiner Aussage, dass der Prozessbus eine der wesentlichen Fortschritte in der Energieatuomatisierung über die letzten Jahre ist.


  1. Wie der Prozessbus Kosteneffizienz ins Netz bringt
  2. Prozessbus parallel zur existierenden Primärtechnik aufbauen

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