Schwarze Zahlen & Sanierung von Gamesa

Siemens Energy wirtschaftlich zurück auf Kurs

8. Mai 2024, 13:10 Uhr | Kathrin Veigel
Siemens Energy freut sich über eine starke Nachfrage nach seinen Energiewende-Technologien - und dadurch steigende Umsatzzahlen.
© Siemens Energy

Der kriselnde Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen: So erhöhen die Münchner nach einem guten zweiten Quartal ihre Prognose. Das sorgt für einen Kurssprung an der Börse.

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Auch im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres hat Siemens Energy schwarze Zahlen geschrieben, wie das Unternehmen am heutigen Mittwoch miteilte. Zudem erhöht der Konzern, der in seiner kurzen Geschichte bereits zahlreiche Gewinnwarnungen abgeben musste, nun seine Prognose für das laufende Jahr. Auch wurde für das Sorgenkind Gamesa ein Sanierungsplan angekündigt. 

Insgesamt machte Siemens Energy im zweiten Geschäftsquartal von Januar bis März 2024 108 Millionen Euro Gewinn. Vor einem Jahr musste man noch einen Verlust von 189 Millionen in Kauf nehmen. Der Umsatz stieg um drei Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Die Entwicklung im zweiten Quartal zeuge von der anhaltend starken Nachfrage nach der unternehmenseigenen Energiewende-Technologie sowie ersten Erfolgen bei der Stabilisierung des Windgeschäfts, meint Konzernchef Christian Bruch. »Vor dem Hintergrund dieser positiven Entwicklung haben wir unseren Ausblick erhöht.«

Deutlicher Anstieg des Umsatzes

Statt um 3 bis 7 Prozent soll der Umsatz im laufenden Jahr nun um 10 bis 12 Prozent wachsen - ein Unterschied im Milliardenbereich. Auch die Margen sollen sich etwas günstiger entwickeln als erwartet. Nur bei der Vorhersage des Jahresergebnisses ändert sich nichts: Hier steht nach wie vor die Zielmarke von einer Milliarde Euro Gewinn. 

Das bedeutet allerdings, dass Siemens Energy im zweiten Halbjahr wohl auch wieder rote Zahlen schreiben wird - denn nach einem sehr rentablen Verkauf im ersten Quartal steht der Gewinn nach den ersten sechs Monaten aktuell bei zusammen fast 1,7 Milliarden - also deutlich über dem für das Jahresende vorausgesagten Wert.

Sorgenkind Gamesa

Hintergrund sind die nach wie vor verlustreichen Windkraftgeschäfte beim Unternehmensteil Gamesa. Hier hat Siemens Energy nach wie vor alte Verträge abzuarbeiten, die sich nicht mehr gewinnbringend umsetzen lassen und kämpft mit Qualitätsproblemen. Auch im zweiten Quartal steuerte Gamesa deutliche Verluste bei, die allerdings von soliden Zahlen in den anderen Bereichen - insbesondere Grid Technologies - ausgeglichen werden konnten.

Hier soll ein inzwischen begonnenes Sanierungsprogramm helfen, das Gamesa bis zum Jahr 2026 zurück in die schwarzen Zahlen und auf Dauer sogar auf zweistellige positive Margen bringen soll. Dafür soll sich Gamesa im aktuell noch besonders problematischen Geschäft mit Windkraft an Land (Onshore) vor allem auf Europa und die USA konzentrieren, und seine Fertigungskapazitäten anpassen. Darüber hinaus werden dort Hierarchieebenen abgebaut und das Neugeschäft in den Bereichen Onshore und Offshore jeweils mit dem Servicegeschäft zusammengelegt. 

Die Neuausrichtung wird auch Arbeitsplätze kosten. Zur Dimension äußerte sich Energy allerdings nicht näher. Angesichts des Wachstums im Offshore-Bereich solle der Personalbestand bei Gamesa insgesamt aber über die nächsten Jahre »ungefähr konstant« bleiben. Zudem will Siemens Energy die beiden Windturbinen-Modelle 4.X und 5.X zum Ende des Geschäftsjahres beziehungsweise 2025 wieder in den Vertrieb nehmen. Die beiden Modelle hatten wegen Qualitätsproblemen vergangenes Jahr zu massiven Schwierigkeiten und Verlusten geführt.

Generationswechsel bei Gamesa

Der Autor des Sanierungsplans für Gamesa wird ihn allerdings nicht mehr umsetzen: Jochen Eickholt, der von Siemens Energy vor gut zwei Jahren als neuer Chef zur spanischen Windkrafttochter geschickt worden war und seither um den Turnaround des kriselnden Geschäfts kämpfte, legt sein Mandat zum 31. Juli nieder. Auf den 62-Jährigen folgt der zwölf Jahre jüngere Vinod Philip. Mit der nun beschlossenen Umsetzung des mehrjährigen Sanierungsplans sei der Zeitpunkt für einen Generationswechsel gekommen, erklärte Bruch, und dankte Eickholt für seinen Einsatz in stürmischen Zeiten. Durch den Wechsel sorge man für Kontinuität während der Umsetzung des Programms.

An der Börse kamen die Nachrichten von Siemens Energy ausgesprochen gut an. Am Vormittag war die Aktie des Konzerns mit Abstand größter Gewinner im Dax und legte zwischenzeitlich zweistellig zu.


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