Paradigmenwechsel in der Bahntechnik

Klimaneutral statt Top Speed

17. Oktober 2022, 14:00 Uhr | Engelbert Hopf
scharfsinn86/stock.adobe.com
Für die Erreichung der europäischen CO2-Ziele gibt es keinen größeren Hebel als die Umstellung des Schienenverkehrs auf die Versorgung mit Strom aus Erneuerbaren Energien und die Realisierung nachhaltiger Antriebslösungen für den Fahrbetrieb.
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Nachhaltige Antriebs- und Beförderungskonzepte, das wird die Zukunft der Bahntechnik nicht nur in Europa sein. Unter dem Druck der Energiewende beschleunigen sich nun Entwicklungen und Trends, die sich bereits seit Jahren ankündigen. Wohin die Reise geht, hat die Innotrans 2022 in Berlin gezeigt.

Fokussiert auf nachhaltige Mobilität – so präsentierte sich die Bahnbranche auf der diesjährigen InnoTrans in Berlin. »Die Bahn stellt beim Thema Dekarbonisierung unseren größten Hebel dar, um die europäischen CO2-Ziele zu erreichen«, macht Dr. Stefan Gutschling, Geschäftsführer des Fachverbands Elektrobahnen und -fahrzeuge im ZVEI, klar. Folglich konzentrieren sich die Entwicklungen im Bahnbereich inzwischen vor allem auf Gewichtsreduzierung, Steigerung der Effizienz der Nutzung elektrischer Energie und die Digitalisierung und Automatisierung vieler Prozesse im Bahnbetrieb sowie zur Nutzung durch die Bahnkunden.

Zwar präsentierte der weltgrößte Anbieter von Bahntechnik, das chinesische Unternehmen CRRC, nach der Devise »höher, schneller, weiter« den auf Magnetschwebebahntechnologie basierenden CRRC600, der in Zukunft Passagiere mit über 600 km/h befördern soll; die führenden westlichen Anbieter warteten dagegen mit Neuheiten auf, die für eine nachhaltigere, »grüne« Bahntechnik stehen. So sollen mit Wasserstoff oder Batterien betriebene Züge in Zukunft Dieselloks von der Schiene verdrängen. Das gilt in den Bereichen sowohl der Personenbeförderung als auch des Güterverkehrs. Wie solche Produkte aussehen werden, zeigten in Berlin unter anderem Siemens Mobility, Alstom und Stadler. So wird Stadler beispielsweise ab 2024 Passagiere in Kalifornien auf nicht elektrifizierten Bahnstrecken mittels mit Wasserstoff betriebener Triebzüge des Typs Flirt H2 transportieren.

Im Rahmen des Transformationsprozesses in Richtung einer nachhaltigeren Bahntechnik spielt auch die Digitalisierung und die Automatisierung von Prozessen in der Bahntechnik und dem Verkehr auf der Schiene eine immer wichtigere Rolle. Um ihre Ziele zu erreichen, greifen die Betreiber der Züge dazu auch zunehmend in die Zugarchitektur ein, wie auf der InnoTrans deutlich wurde. Dabei geht es nicht nur darum, dass der Trend verstärkt in Richtung standardisierter Komponenten geht, die Branche scheint sich zunehmend vom Ansatz proprietärer Lösungen zu verabschieden. Um Betrieb und Wartung der Züge zu erleichtern, dringen die Bahnbetreiber unter anderem auf ein einheitliches Bussystem in den Zügen. Da Zugprojekte in Europa öffentlich ausgeschriebenen werden müssen, können entsprechende Vorgaben im Lastenheft ein Ausschlusskriterium für einen Zuganbieter bedeuten, oder er schwenkt auf die geforderte Technik ein.

Mehr über die aktuellen Entwicklungen und Trends in der weltweiten Bahntechnik erfahren Sie in unserem Artikel »Größter Hebel zur Erreichung der CO2-Ziele«.


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