Digitale Revolution auf den Schienen

Güterzug der Zukunft auf Testfahrt durch Europa

28. Februar 2022, 9:19 Uhr | Engelbert Hopf
Oliver Lang/Deutsche Bahn
Mit der Digitalen Automatischen Kupplung, DAK, werden Güterwagen erstmals mit durchgehenden Strom- und Datenleitungen ausgerüstet.
© Oliver Lang/Deutsche Bahn

Über 70.000 Mal am Tag betätigen Mitarbeiter der Bahn auf Rangierbahnhöfen Kupplungsbügel von Hand. In Zukunft erfolgt dies automatisch mithilfe der Digitalen Automatischen Kupplung, DAK.

Sie wird auch dazu beitragen, dass Güterzüge in Zukunft schneller fahren und so besser im allgemeinen Schienenverkehr mitschwimmen können.

Sie wird in Zukunft ein entscheidender Hebel sein, um die Schiene gegenüber der Straße wettbewerbsfähiger zu machen: die Digitale Automatische Kupplung (DAK). Mit der DAK wird es in Zukunft möglich sein, Güterwagen automatisch, also ohne Handarbeit zu kuppeln. Auch die Wagenverbindungen für die Bremsen werden automatisch hergestellt. Erstmals werden Güterwagen auf diese Weise mit durchgehenden Strom- und Datenleitungen ausgerüstet sein.

Mithilfe der DAK werden schnellere, automatisierte Rangierabläufe möglich. In Summe steigt damit zukünftig die Kapazität von Umschlagebahnhöfen wesentlich. Ein weiterer Vorteil: Güterzüge können mit der neuen Kupplungstechnik länger und schwerer werden. Noch wichtiger aber: Sie können mit höherem Tempo als bisher unterwegs sein und damit im Schienenverkehr besser mitschwimmen. Dadurch erhöht sich die Kapazität im Schienennetz.

»Das wachsende Transportaufkommen in Einklang mit unseren Klimaschutzzielen zu bringen ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit«, so Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr.»Getreu unserem Motto ‚Mehr Fortschritt wagen‘ werden wir mit der EU-weiten Einführung eines einheitlichen automatischen Kupplungssystems einen über 70 Jahre währenden Missstand lösen und über eine halbe Million Güterwagen ins 21. Jahrhundert katapultieren!«

Für Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik, ist diese neue Kupplung eine Revolution: »Die DAK macht Güterwagen schlau und schnell, beim Kuppeln, aber auch beim Fahren. Mit dieser Technologie können nicht nur mehr Güterwagen auf der Schiene fahren, sie ermöglicht auch eine Verdichtung des Schienenverkehrs, die allen zugutekommt.«

Für Dr. Sigrid Nikutta, DB-Vorständin für Güterverkehr, »verändert die neue Kupplung den Güterverkehr auf Schienen grundlegend«. Und sie verändert die Art, wie bislang auf den Güterbahnhöfen gearbeitet wurde: »Rund 70.000 Mal am Tag müssen unsere Mitarbeitenden im Rangierbetrieb die bis zu 20 kg schweren Kupplungsbügel auf Schulterhöhe wuchten, um Züge zu kuppeln.« Für sie geht von der Digitalisierung und Automatisierung des Zugbetriebs ein starkes Signal an die Logistik-Kunden der Deutschen Bahn aus: »Güter gehören auf die Schiene. Jeder unserer Züge spart gegenüber dem Straßentransport 80 bis 100 Prozent CO2.«

Fürs Erste fährt der Güterzug der Zukunft von Deutschland aus nach Österreich und anschließend in die Schweiz. Danach sollen weitere EU-Länder folgen. Dabei wird die DAK in anderen Fahrsituationen erprobt, als dies in Deutschland möglich wäre. Dazu gehören stärkere Steigungen, engere Kurven oder andere klimatische Bedingungen. Mit der Testfahrt soll die DAK zur Serienreife geführt werden. Abgeschlossen werden soll der Praxistest Ende dieses Jahres. In den vergangenen Monaten fanden bereits Streckenfahrten in Deutschland sowie Kuppelversuche auf Rangierbahnhöfen statt.
Der Testzug ist Teil eines Forschungsprojekts, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 13 Millionen Euro finanziert wird. Daran beteiligt ist ein Konsortium von sechs Unternehmen. Außer der DB und ihrer Tochter DB Cargo sind dies die schweizerischen und die österreichischen Güterbahnen SBB Cargo und Rail Cargo Austria sowie die Wagenhalter Ermewa, GATX Rail Europe und VTG. Ziel des Forschungsprojekts ist die EU-weite Einführung der DAK. 
 


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