Mikro-LEDs für Displays

Wachsender Optimismus

11. Januar 2021, 15:45 Uhr | Von Helmuth Lemme
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Aussichten je nach Bereich unterschiedlich

Die möglichen Anwendungen sind breit gestreut. Am oberen Ende stehen Fernseher der Luxusklasse bis hin zu ganzen Videowänden. Hier sind fast beliebig große Formate möglich, weil sie aus Einzelmodulen zusammengesetzt werden. Das geht bei Mikro-LEDs – im Gegensatz zu LCDs und OLEDs – praktisch nahtlos. Ganz einfach ist es dennoch nicht: Es dürfen keine Farbsprünge auftreten; das erfordert eine aufwendige Selektion der Module bzw. einen nachträglichen Abgleich. Dieser Markt dürfte sich laut Yole ab etwa 2021/22 entwickeln und stückzahlmäßig vorerst sehr klein bleiben; Käufer finden sich eher unter den Multimillionären. Fernseher für den normalen Konsumenten werden frühestens 2024 kommen, Computer-Monitore, Laptops, Tablets usw. mit Mikro-LEDs wahrscheinlich gar nicht.

Ganz am anderen Ende der Größenskala liegen Mikrodisplays für Datenbrillen. Im Rahmen von erweiterter und virtueller Realität könnten sie möglicherweise in einigen Jahren, vielleicht ab 2022, gute Chancen haben. Das hängt von der Kostenentwicklung ab. Die Backplane ist hier ein Siliziumchip, der die gesamte Ansteuerung enthält, analog zu OLEDs auf Silizium und LCOS. Etwas größere Formate eigenen sich für Smartwatches. Auf diesem Gebiet ist vor allem Apple sehr aktiv. Erste Produkte dürften 2021 oder 2022 kommen.

Auch Anwendungen im Auto sind in Überlegung, im Wesentlichen im Armaturenbrett. Vorteilhaft ist die hohe Robustheit. Der Einzug wird aber länger dauern wegen der sehr harten und langwierigen Qualifizierungsvorgänge. Vor 2024 erwartet Yole hier nichts. Der am schwersten zu erobernde Markt werden die Smartphones sein. Hier tun die OLEDs bereits bestens ihren Dienst; deren Qualität noch zu übertrumpfen – bei gleichen oder niedrigeren Kosten, wird schwierig werden. Vor 2024 wird damit nicht zu rechnen sein.

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Veränderte Wertschöpfungskette

Alles in allem ist die Szene voller Euphorie. Immer neue Prototypen sind zu sehen – von immer mehr Firmen, die man zuvor häufig noch nicht kannte. Die Lernerfahrungen damit wachsen ständig. Eine kostengünstig arbeitende Massenfertigung wie für LCDs und OLEDs wird nicht über Nacht entstehen, sondern nur stufenweise erreicht werden. Der erste Schritt geht von Kleinstfertigungen im Labormaßstab zu etwas größeren Pilotlinien, von da aus dann allmählich zu immer größeren Maßstäben. Nicht zu unterschätzen ist der Qualifizierungsprozess. Was im kleinen Maßstab gute Ergebnisse bringt, kann im größeren durchaus wieder schief gehen. Die ostasiatischen Giganten haben den längsten Atem und genügend finanzielle Reserven. Bei kleineren Firmen ist nicht auszuschließen, dass sie die lange Durststrecke nicht überstehen.

Die gesamte Wertschöpfungskette wird hier völlig anders strukturiert sein als bei den konventionellen Displays. Es kommen zum Teil Player mit hinein, die bisher gar nichts mit Displays zu tun hatten. Auch einige deutsche Unternehmen sind beteiligt, so etwa das schon genannte Instrument Systems in München mit Spezialkameras für die Chip-Prüfung oder 3D-Micromac in Chemnitz mit Montageautomaten. Eine weltweite Vernetzung von vielen Partnern bahnt sich an. Es wird sicher spannend.

Literatur, Weblinks

[1] Lemme, H.: Mikro-LED-Displays – Berechtigte Euphorie? Elektronik 2019, Nr. 18, S. 38.
[2] http://www.yole.fr/MicroLED_Displays_Technology_Industry_Update.aspx.
[3] https://www.youtube.com/watch?v=_vA8cXViKTM


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