Software-definierte Fahrzeuge verändern die Automobilindustrie grundlegend – von der Entwicklung bis zum Nutzererlebnis im Cockpit. Elektrobit treibt diese Entwicklung voran. In diesem Artikel beleuchtet das Unternehmen die Fortschritte bei der Entwicklung von Human-Machine-Interfaces für SDVs.
Elektrobit arbeitet seit vielen Jahren an der nahtlosen Zusammenarbeit zwischen Designern und Entwicklern, um die Reibungsverluste im HMI-Entwicklungsprozess zu minimieren. Ein zentrales Ziel ist dabei die Entkopplung der Feature-Entwicklung von der UI- (User Interface) Implementierung, sodass Funktionen und Benutzeroberflächen unabhängig voneinander weiterentwickelt werden können.
Darüber hinaus wird durch die automatisierte Übergabe vom Design zum Code ein reibungsloser Übergang geschaffen, der manuelle Eingriffe reduziert und den Entwicklungsprozess beschleunigt. Auf diese Weise erhalten Designer mehr Freiraum, um die Benutzeroberfläche während der Implementierung flexibel zu optimieren, ohne dabei die Anwendungslogik zu beeinflüssen.
Ein zentrales Element der HMI-Entwicklung bei Elektrobit ist das Figma Design System. Dieses System ermöglicht eine zentrale Definition von UI-Elementen und stellt sicher, dass alle wichtigen Bildschirme stets auf dem neuesten Stand sind. Besonders hervorzuheben ist die Konsistenz, die durch sogenannte Design Tokens erreicht wird: Sie repräsentieren alle relevanten Designentscheidungen und fungieren als abstrahierte Schnittstelle zwischen Design und Entwicklung. Darüber hinaus werden Änderungen im Design automatisch in die Entwicklungsumgebung übernommen, sodass sich Iterationszyklen deutlich verkürzen und die Aktualität der Benutzeroberfläche jederzeit gewährleistet ist.
Die Theming Engine von Elektrobit ist ein weiteres Schlüsselelement, das den Übergang vom Design zum Code optimiert. Sie erlaubt es, formale Designparameter – sogenannte Design Tokens – direkt aus dem Design zu übernehmen und im System anzuwenden. Dadurch können Änderungen am Design in Echtzeit in die HMI integriert und direkt am Zielsystem abgestimmt werden. Gleichzeitig lässt sich die Benutzeroberfläche flexibel an unterschiedliche Marken und Designstile anpassen, etwa durch die einfache Umsetzung von Tag-/Nacht-Modi oder verschiedenen Fahrmodi.
Ein innovativer Ansatz von Elektrobit ist die virtuelle Entwicklung von Infotainmentsystemen. Diese cloudbasierte Lösung ermöglicht eine hardwareunabhängige Entwicklung und trägt dazu bei, die Kosten für physische Entwicklungs- und Testaufbauten deutlich zu senken. Ein großer Vorteil besteht darin, dass Entwickler bereits frühzeitig in den Prozess eingebunden werden können, was die gesamte Entwicklungszeit verkürzt. Zudem lassen sich Software- und Hardwareentwicklung parallelisieren, sodass beide Bereiche gleichzeitig voranschreiten und die Markteinführungszeit wesentlich beschleunigt wird.
Ein Beispiel für die Anwendung dieser Technologien ist das Next-Gen Cockpit, das auf der CES 2025 vorgestellt wurde. Das Cockpit verfügt über ein Android-basiertes Infotainmentsystem, das dank der HMI-Toolchain von Elektrobit unterschiedliche Designs zur Laufzeit applizieren kann und durch einen ergänzenden Software-Stack sowie integrierte KI-Funktionalitäten erweitert wird.
Im Kombiinstrument sorgt eine Echtzeit-3D-Visualisierung von ADAS-Funktionen in der Unreal Engine 5 für ein besonders ansprechendes Nutzererlebnis, wobei die Theming Engine die volle Kontrolle über die visuelle Gestaltung ermöglicht. Insgesamt kommen im Cluster fünf Bildschirme auf drei Displays zum Einsatz, die durch die Unreal Engine 5 visuell weiter optimiert wurden. Abgerundet wird das Cockpit durch eine LED-Ambientebeleuchtung, die dynamisch auf Farbveränderungen im User Interface reagiert und so eine harmonische Innenraumästhetik schafft, wobei verschiedene Lichteffekte nahtlos in das UI-Konzept integriert sind.
Die Entwicklungen von Elektrobit im Bereich der HMI-Entwicklung für das Software-Defined Vehicle zeigen, dass die Zukunft der Automobilindustrie in der reibungslosen und iterativen Integration von Software und Hardware liegt. Durch innovative Ansätze wie die Theming Engine und die virtuelle Entwicklung, wird der Weg für eine neue Generation von Fahrzeugen geebnet, die sowohl für Entwickler und Designer als auch für Endnutzer zahlreiche Vorteile bieten.
Frank Uhlig
ist Head of User Experience and User Interface Design bei Elektrobit Automotive.