Display-Technologien

MicroLED am Scheideweg

13. Dezember 2023, 12:42 Uhr | Lars Bube
© Kzenon - AdobeStock

Trotz milliardenschwerer Investitionen in F&E und erste Produktionslinien fehlt MicroLED weiterhin ein klarer Vorteil gegenüber OLED, der den erhofften Durchbruch in den Massenmarkt und einige wichtige industrielle Segmente bringen könnte.

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Der erhoffte Durchbruch der MicroLED-Technologie lässt weiter auf sich warten. Hatten die Hersteller 2017 noch optimistisch gehofft, dass sich die Technologie bis 2021 kommerziell durchsetzen könnte, ist dieser große Erfolg, trotz einiger kleinerer Fortschritte, bis heute ausgeblieben. Diese Feststellung trifft Yole Intelligence in der aktualisierten Version seines Technologie- und Marktberichts zu MicroLED. Nach Ansicht der Analysten wird es wohl noch weitere zwei bis drei Jahre dauern, bis nennenswerte Produktionsvolumina erreicht werden können. Bis der Massenmarkt erreicht wird, könnten demnach sogar noch fünf bis zehn Jahre vergehen. Doch selbst diese Aussicht ist noch immer mit einem großen Fragezeichen versehen, weil als Voraussetzung dafür zuerst noch einige technologische Sprünge geschaffen werden müssten. So fehlt es den MicroLED-Displays der Einschätzung von Yole zufolge noch immer an signifikanten Vorteilen gegenüber konkurrierenden OLED-Modellen.

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Am Vertrauen oder den Investitionen in die Technologie liegt das nicht. Yole zufolge hat die Branche bereits über 11,5 Milliarden US-Dollar in die Micro-LED-Technologie investiert. Mit 8,8 Milliarden Dollar ging ein Großteil davon direkt in Forschung und Entwicklung sowie die Finanzierung entsprechender Startups. Aber auch in Pilotlinien und Produktionsvorbereitungen sind demzufolge schon 2,7 Milliarden Dollar geflossen. Dass der erhoffte Durchbruch dennoch bislang ausblieb, während sich OLED weiter entwickelt und verbreitet hat, setzt die Hersteller nun zunehmend unter Druck. Aus Sicht des leitenden Yole-Analysten Dr. Eric Virey sind für die anhaltenden Probleme vor allem »Herausforderungen bei der Erreichung einer ertragreichen, kostengünstigen und großvolumigen Produktion« verantwortlich. Deshalb sollte dieser Bereich aus seiner Sicht künftig weniger im Fokus der F&E-Bemühungen stehen: »Die Kostenmodelle zeigen nicht, dass Mikro-LEDs mit den Preisen von OLEDs mithalten können, und selbst wenn sie es schaffen, wird die Differenzierung gering sein, insbesondere in Wettbewerbsmärkten wie Smartphones.«

Insofern dürfte es für die Branche vielversprechender sein, sich auf andere mögliche Vorteile von MicroLED gegenüber OLED zu konzentrieren. Diese sind vor allem auf Leistungs- und Funktionsebene zu suchen, wie etwa bei Helligkeit, Farbtiefe, Stabilität und dem Einsatz in modularen Displays. Hier bietet MicroLED laut den Analysten eine echte Chance, sich sowohl im Massenmarkt, als auch im industriellen Umfeld als starke Alternative anzubieten und durchzusetzen.


  1. MicroLED am Scheideweg
  2. Microdriver wie Si-CMOS als Gamechanger im Displaymarkt

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