Die ersten serienreifen Mikro-LED-Displays werden von Apple kommen. Ein Blick auf die Patentlandschaft führte Analysten von Yolé zu diesem Schluss. Schon in drei bis fünf Jahren sollen großformatige Displays auf dem Markt erscheinen – noch vorher kommen kleinere AR- und Head-Up-Displays.
An der Kommerzialisierung der Mikro-LED-Technik arbeiten aktuell zahlreiche Unternehmen. »Bei 1.500 Herstellern allein in China haben wir aufgehört zu zählen«, veranschaulicht der IHS-Analyst Paul Gray in seiner Keynote auf der electronic displays Conference Anfang 2018 die Geschäftigkeit der Display-Industrie in diesem Bereich.
Aktuell ist unter anderem Samsung bestrebt, die Technik für Großformate zu nutzen – ein Zwischenschritt auf dem Weg dahin ist der zu Jahresbeginn vorgestellte Prototyp eines 146-Zoll-Fernsehers, den die Südkoreaner passenderweise »The Wall« tauften. Für den Massenmarkt ist er allerdings noch deutlich zu hochpreisig. Der taiwanesische Hersteller AUO fokussiert sich auf den Automobilbereich und hat kürzlich ein 12,1-Zoll-Display für den Automotive-Sektor vorgestellt. Es handelt sich ebenfalls um einen Prototyp.
Das erste lauffähige Mikro-LED-Displays stellte Sony bereits 2012 vor, hat danach aber keine weiteren Entwicklungserfolge veröffentlicht. Seitdem Apple 2014 das auf Mikro-LED-Technik spezialisierte Unternehmen Luxvue aufkaufte, sind zahlreiche Unternehmen mit Zukäufen und internen Entwicklungsprojekten in das Technologierennen eingestiegen. Dazu gehören laut Yolé Développement unter anderem Google, Samsung, LG und Intel.
Als Technologieführer hat Yolé nun – durchaus überraschend – Apple ausgemacht. Überraschend deshalb, weil die Kalifornier bisher keinerlei Erfahrung in der Display-Entwicklung haben und die Technik sehr komplex in der Herstellung ist. Aber obwohl die Kalifornier deutlich nach den Pionieren Sony und Sharp mit der Entwicklung starteten, ist ihr Patentportfolio kompletter als das der meisten Wettbewerber, so Yolé.
Stand Dezember 2017 hält Apple für Mikro-LED-Displays insgesamt 71 Patentfamilien, die alle notwendigen Kerntechnologien abdecken. Für die Forschung und Entwicklung allein in diesem Bereich investiert Apple jährlich einige hundert Millionen Dollar und beschäftigt eine große Forschungsabteilung.
Nach momentanem Stand werden die ersten Massenprodukte mit Mikro-LED-Display von Apple kommen, so der Gesamteindruck der Yolé-Analysten. Sie erwarten zuerst kleinformatige Displays für AR-Brillen und Head-Up-Displays, danach Displays für Smartwatches und später auch für Smartphones und Fernseher.
Als Zeithorizont für großformatige und hochauflösende Fernseher-Displays werden drei bis fünf Jahre genannt.