Steigende Auflösungen, höhere Kontraste und weitere Blickwinkel »lassen hochwertige TFT-Displays zu Konkurrenten von kommenden AMOLED-Produkten werden«, erwartet Marc Corrigan, Geschäftsführer von Densitron Deutschland. Zwar habe AMOLED immer noch die Nase leicht vorn, aber weise nach wie vor die bekannten Nachteile der Technologie wie geringere Lebensdauer, Helligkeitsverfall auf Pixelebene und Burn-in auf. Ein weiterer heikler Punkt sei die Langzeitverfügbarkeit. »Trotzdem werden sich die AMOLEDs langsam, aber sicher auch im Industriesektor mit perfekter Optik und hohen Pixeldichten ausbreiten.« Der Einsatz von OLEDs mache aber nur Sinn, wenn die Anwendung diese Vorteile auch voll ausnutze und daher einen Wettbewerbsvorteil erziele, ansonsten wäre es technischer Overkill. Die konkurrierende Quantum-Dot-Technologie biete Vorteile bei einer noch besseren Farbechtheit. Aktuell mache das im Industriebereich nur einen kleinen Teil des TFT-Angebots aus, aber das könne sich schon 2018 ändern.
P-CAP-Touch-Lösungen seien zwar nicht für jede Anwendung geeignet oder gefragt, aber der Trend gehe auf alle Fälle in Richtung mehr Touch-Funktionalität. »Anwender erkennen die Vorteile gegenüber herkömmlichen Schaltern und Reglern und sind an den Möglichkeiten, die P-CAP bietet, sehr interessiert«, konstatiert Corrigan. Eine hausinterne, in Europa basierende Bonding-Einrichtung ist aber seines Erachtens außer bei kleineren Stückzahlen und viel Variabilität »kein großer Vorteil mehr«. Die Begründung: Viele Display-Hersteller bieten die Technik mittlerweile ab Werk an und somit gebe es keine Probleme bei Reklamationen, zudem werde die Lieferkette verkürzt.
Monochrom weiterhin ein Thema
Auch monochrome LCD- und LED-Anzeigen »sind vor allem in Anbetracht der Langzeitverfügbarkeit immer noch ein Thema bei unseren Kunden«, sagt Michael Hußmann, Geschäftsführer der Display Elektronik GmbH. Gleichwohl lasse sich ein deutlicher Trend in Richtung TFT feststellen; mehr als 50 Prozent der Neuprojekte basieren auf Farbanzeigen »und davon ein erheblicher Teil mit kapazitivem Touch«. Neu im Angebot hat Display Elektronik auch viele kleine OLED-Anzeigen fürs industrielle Umfeld. Dabei handelt es sich um OLEDs in den Farben Gelb und Weiß; Farb-OLEDs hingegen seien bezüglich der Lebensdauer nach wie vor kritisch anzusehen. Weil sich aber in den letzten Jahren in Forschung&Entwicklung einiges getan habe, um den Oxidierungsprozess der Zelle zu kapseln, »sehen wir mittlerweile durchaus eine Einsetzbarkeit im industriellen Umfeld«. In puncto Interfaces spielten neben der herkömmlichen Parallel-MCU-Schnittstelle nur die RGB- und die LVDS-Schnittstelle eine Rolle; leicht im Kommen sei die MIPI-Schnittstelle.
Eberhard Schill, Manager Marketing & Distribution bei Kyocera Display Europe, führt als weiterhin geltende Trends die Aspekte größere Bildschirme mit Touch und Wide-Format sowie als wirtschaftlichen Punkt den Kostendruck an. Dazu gesellen sich noch Features zur Bediensicherheit wie haptisches Feedback, Benutzererkennung und Proximity. An der Dominanz von LCD-TFT-Displays sei momentan nicht zu rütteln, OLEDs und Displays auf Quantum-Dot-Technologie würden zumindest kurzfristig daran nichts ändern. Beim Bonding setzt Kyocera auf Optical Bonding.
Ablesbar bei Sonnenlicht
Auf die hohe Nachfrage nach „High Brightness“-Displays, die ein zuverlässiges Ablesen auch bei Sonnenlicht ermöglichen, haben mittlerweile zahlreiche Hersteller reagiert und sind dabei, ihr Standardportfolio an Industrie-Displays mit einer Helligkeit im Bereich von 800 und 900 cd/m2 um Produkte mit 1500 cd/m2 zu erweitern. »Erreicht wird die größere Oberflächenleuchtdichte durch Implementierung effizienterer LED-Hintergrundbeleuchtungen, die künftig auch einen größeren Farbraum abdecken können«, erläutert Andrew Tolputt, Marketing Manager Display Solutions EMEA bei Avnet Integrated Solutions. Diese Vorteile kommen nicht nur Standard-TN-Displays zugute, sondern auch den IPS- und MVA-Technologien mit weitem Blickwinkel, die technologiebedingt eine schlechtere Licht-Transmissionsrate aufweisen.
Immer mehr Marktanteile gewinnen auch Displays mit Touch – bei MSC haben heute schon über 50 Prozent der Anzeigensysteme P-CAP. Tolputt betont, dass ein tief gehendes Know-how über die einzusetzende Technologie »im eigenen Haus vorhanden sein muss, um erfolgreich komplette Visualisierungssysteme entwickeln und fertigen zu können«. MSC beherrsche Technologien wie Tape Bonding, OCR-Bonding und ORA- (Optical Clear Adhesive) Bonding. Um die Time-to-Market von Visualisierungslösungen zu verkürzen, hat man das kürzlich auf der embedded world 2018 vorgestellte Konzept „simple+“ entwickelt. Damit kann ein komplettes Anzeigesystem bestehend aus Display, Touch und Cover-Glas individuell konfiguriert werden.