Micronas entwickelt neben den Hall-Sensoren auch Controller für die Ansteuerung von BLCD-Motoren. Wird diese Produktgruppe weitergeführt?
Ja, auf jeden Fall. Wir haben gerade die zweite Generation dieser Embedded Controller auf Basis eines 32-Bit-ARM-Prozessors mit integrierten H-Brücken vorgestellt, deren Produktion wir im zweiten Halbjahr hochfahren. Die neue Generation ist jetzt neben der Ansteuerung von BLDC Motoren auch für Schrittmotoren ausgelegt. Wir visieren hier speziell das Marktsegment mit einer Leistung von 10 bis 15 Watt an. Dies ist eine Nische in der ein hoher Integrationsgrad gefordert ist und den wir optimal bedienen können. Hier ist auch die Zahl der Wettbewerber überschaubar. In den Bereich der großen Motoren wollen wir dagegen derzeit nicht vorstoßen.
Bleibt auch die Foundry-Partnerschaft mit X-FAB bestehen?
Die Partnerschaft läuft weiter, X-FAB fertigt ja auch die zweite Generation unserer Motor-Controller.
Wie viele Motor-Controller hat Micronas bisher verkauft?
Wir haben diese Produkte seit 2012 in Fertigung. Die Nachfrage hat sich bisher sehr gut entwickelt, wir konnten die Stückzahlen jedes Jahr um den Faktor zwei bis drei steigern. Noch verkaufen wir unter 10 Millionen pro Jahr, aber wir werden schon bald in den deutlich zweistelligen Bereich vorstoßen. Im vierten Quartal kommen die ersten Autos auf den Markt, in denen unsere 2. Generation Embedded Controller arbeiten. Und noch etwas stimmt mich positiv: TDK liefert seit Jahrzehnten Materialien an die Hersteller von Elektromotoren, das könnte uns weitere Türen öffnen. Außerdem will TDK nicht nur in den Markt für Sensoren vordringen, sondern auch für Aktuatoren. Das passt dann ebenfalls sehr gut zusammen.
GMR/TMR- und hall-Sensoren ergänzen sich
Noch einmal zurück zu den Sensoren: Wo liegen denn die Vor-und Nachteile der GMR/TMR- und der Hall-Effekt-Techniken?
Die Sensoren auf TMR-Basis erreichen eine sehr hohe Genauigkeit, die sie insbesondere beim Einsatz als Winkelsensoren ausspielen können. Allerdings sind sie auch teurer als die Hall-Sensoren und sie lassen sich nicht einfach in CMOS integrieren. Es sind derzeit zwei Chips erforderlich, das eigentliche Sensorelement und der Auswerte-Chip in CMOS. Wir wollen aber die Integration in CMOS vorantreiben. Wir haben zusammen mit den neuen Kollegen in der TDK nun das gesamte nötige Know-how, sowohl das Wissen über die spezielle TMR-Technologie als auch über Mixed-Signal-CMOS-Prozesse.
Wo werden die TMR-Sensoren gefertigt?
In einer speziellen Fabrik von TDK in Japan, in der bisher primär Schreib-/Leseköpfe für Festplatten gefertigt werden.
Wie ergänzt sich das Know-how von Micronas und TDK?
Neben dem Know-how für die Fertigung der CMOS-basierten Hall-Sensoren haben wir uns über viele Jahre umfangreiches Know-how in speziellen Gehäusetechnologien erarbeitet. Wir integrieren beispielweise seit einiger Zeit auch passive Komponenten. Was wir aber selber nicht machen und auch nicht gemacht hätten, wäre die Fertigung von ganzen Modulen. Auf diesem Gebiet hat TDK wiederum bereits Know-how aufgebaut.
Worin besteht das Ziel, das sich die neue Magnetfeldsensorsparte von TDK gesetzt hat?
Wir wollen die Nummer 1 weltweit unter den Herstellern von Magnetfeldsensoren werden. Außerdem wollen wir auch weitere Sensortechniken vorantreiben, wie jetzt die geplante Übernahme von Tronics unterstreicht, bei der Epcos federführend ist. Übrigens sehe ich interessante Synergien zu Epcos, die unter anderem auch Druck- und Temperatursensoren im Programm führen. Mit der Tronics-Übernahme verschafft sich TDK den Zugang zu Inertialsensoren auf MEMS-Basis. Ich gehe davon aus, dass es künftig sehr vielversprechend sein wird, verschiedene Sensortypen zu kombinieren, der Trend geht zu solchen Clustern.
Micronas hatte auch schon die Fühler nach neuen Sensortechniken ausgestreckt und eigene Gassensoren entwickelt. Was ist daraus geworden?
Wir hatten uns in der letzten Zeit sehr stark auf die Hall-Sensoren und auf die Embedded Controller für die BLCD-Motoren fokussiert. Die Entwicklung der Gassensoren lief weiter parallel, hier hatten wir uns aber im Wesentlichen auf einen einzigen Kunden konzentriert. Zusammen mit TDK wollen wir weitere neue Techniken für Sensoren entwickeln und überprüfen gerade, welche Rolle unsere Gassensortechnologie in diesem Kontext spielen wird. Auch hier sehe ich Synergien zu Epcos, die unter anderem Druck- und Temperatursensoren im Programm führen.
Micronas entwickelt auf Basis des Hall-Effekts auch Stromsensoren. Wie weit ist die Entwicklung vorangekommen?
Wir kommen gut voran und bereits heute nutzen unsere Kunden insbesondere unsere Linearsensoren in zahlreichen Stromsensor-Applikationen im Automobil- und Industriebereich. Auch im Bereich der Stromsensorik bietet die TMR-Technologie von TDK eine gute Ergänzung. Die Stromsensoren auf Hall-Basis eignen sich für die Messung von relativ großen Strömen. Die TMR-Sensoren zeichnen sich durch eine höhere Empfindlichkeit aus und können Ströme bis hinunter in den mA-Bereich messen. Damit können wir in Zukunft das Beste aus beiden Welten zusammen führen.