Mir erscheint das Ganze als unausgegorener und nicht zu Ende gedachter Schnellschuss (vermutlich um irgendwelche Zielvorgaben und - termine zu erfüllen).
Grundsätzlich ist es selbstverständlich wichtig und richtig gefährliche Substanzen zu vermeiden. Dabei ist jedoch immer eine Risiko-Nutzen-Abwägung erforderlich. Und die Regeln müssen so ausgelegt sein, dass der Nutzen deutlich überwiegt.
Ein Auto kann auch gefährlich sein. Mit größter Wahrscheinlichkeit sterben mehr Leute in Zusammenhang mit der Nutzung von Kfz. Niemand würde deswegen auf die Idee kommen das Auto als Gefahrstoff einzuordnen, weil der Nutzen unverzichtbar und offensichtlich ist. Als zweites, aktuelles Beispiel möchte ich die Kernkraftnutzung nennen, wobei Plutonium, um ein Vielfaches gefährlicher und auch giftiger ist.
Auch hier wurde und wird immer wieder zwischen Risiken und Gefährdungspotentialen und Gewinn bzw. Nutzen abgewogen.
Meines Erachtens zeigt das Vorgehen, wie praxisfremd manche Institutionen sind und agieren. Abgesehen davon hat man das Thema nur sehr einseitig betrachtet, ohne Für und Wider gründlich abzuwägen. Es ist unbestreitbar und seit langem bekannt, dass Arsen und seine Verbindungen nicht gesund sind.
Genauso unbestreitbar ist, dass die wenigsten Leute auf die Idee kommen, LEDs oder andere optoelektronische Bauteile, die GaAs enthalten, zu sich zu nehmen. In der Regel sind diese Stoffe gut und sicher in Geräte- und Bauteilgehäusen aus Kunststoff verpackt und außerdem auch als feste chemische Verbindung gebunden. Somit geht nach meiner Einschätzung nur äußerst geringe Gefahr von derartigen Bauteilen aus.
Bereits Paracelsus hatte im 16. Jahrhundert erkannt, dass der Grat zwischen Gift und medizinischem Segen sehr schmal ist und den heute noch gültigen Grundsatz geprägt: »Dosis sola venenum facit« (deutsch: Allein die Menge macht das Gift)
Diesen weisen Ausspruch sollten sich die Damen und Herren, die derartige Entscheidungen treffen, zu Gemüte führen.
Durch Regelungen zur Herstellung und kontrollierten Entsorgung bzw. Recycling – gegebenenfalls mit entsprechenden Nachweisen und Audits – könnte bei Bedarf die potentielle Gefährdung weiter reduziert werden – ohne derart drastische Einschnitte in unsere Elektronik-Industrie.
Manfred Flach