Was wird sich für die Elektronikindustrie unter einer weiteren Präsidentschaft von Donald Trump ändern?
So genau kann man das sicherlich nicht vorhersagen, Trump ist bekannt dafür, dass er seine Meinung schnell einmal ändert. Grundsätzlich will er die Industrie in Amerika stärken. Dass es im Rahmen des Chips Act gelungen ist, Firmen wie TSMC und Samsung dazu zu bewegen, in den USA zu investieren – insgesamt ist von 117 Mrd. Dollar die Rede – müsste Trump eigentlich freuen, denn Halbleiter mit hilfe der neusten Prozesstechniken im eigenen Land fertigen zu können ist ein strategisch wichtiger Vorteil.
Andererseits hat er die Abkommen als schlecht kritisiert und gegenüber Taiwan offenbar ein zwiegespaltenes Verhältnis. Denn er ließ auch verlauten, dass Taiwan für den amerikanischen Schutz vor einer chinesischen Invasion bezahlen solle. Außerdem hat er taiwanischen Unternehmen unterstellt, US-amerikanischen Halbleiterherstellern Technologie gestohlen zu haben.
Dass sich der Handelskrieg zwischen den USA und China voraussichtlich verschärfen wird – Trump hatte schon mal erwähnt, Einfuhrzölle in Höhe von 60 Prozent auf chinesische Produkte erheben zu wollen –, macht es für Taiwan und vor allem für TSMC nicht gerade einfacher. Kürzlich hat TSMC die Lieferung von KI-Chips und GPUs an chinesische Unternehmen gestoppt, die mithilfe von 7-nm-Prozesstechniken oder darunter hergestellt werden, nachdem ein Brief vom amerikanischen Handelsministerium eingegangen war: Denn solche von TSMC hergestellten ICs seien in Geräten von Huawei aufgetaucht.
Auch die Exportrestriktionen für amerikanische Halbleiter- und Equipment-Hersteller dürften sich verschärfen. China bereitet sich darauf vor und kauft seit einiger Zeit verstärkt Chips und Maschinen für die Halbleiterfertigung ein. Firmen wir Huawei und SMIC versuchen, Halbleiterexperten von TSMC abzuwerben; angeblich würden sie ihnen das Dreifache ihres TSMC-Gehalts bieten.
Profitieren könnte Intel, die in einer der schwersten Krisen ihrer Geschichte steckt. Vielleicht finden sich jetzt einige der Hyperscaler wie Amazon, Google und Microsoft bereit, in das Foundry-Geschäft von Intel zu investieren.
Dass die neue US-Regierung Einfuhrzölle erheben will, dürfte auch die europäische Wirtschaft treffen, etwa die ohnehin schon gebeutelte Autoindustrie und deren Zulieferer, insbesondere auch die Halbleiterhersteller. Es bleibt also sehr spannend – und leider auch etwas ungemütlich.