Gibt es weitere Tricks, mit denen sich die Produktion steigern lässt?
Das sind eigentlich keine Tricks, es heißt Optimierung von Fertigungsprozessen. Wie gesagt, wir arbeiten auf vielen Ebenen. Interessant ist, dass wir beispielsweise die älteren DDR1- und -2- wie auch die DDR3-Module fertigen können, ohne das Equipment wechseln zu müssen; wir benutzen das sogenannte „Family Setup“, was sicherlich auch ein Unterschied zu vielen Wettbewerbern ist.
Auf welche Service-Leistungen kommt es an?
Das ist ein ganz wichtiger Sektor, Services sind ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg. Wir bieten Product-Change-Notification, End-of-Life-Management sowie eine Fixed Bill of Materials. Das ist schnell gesagt, aber es zu leben ist etwas anderes. Dass wir das ernst meinen und verlässlich umsetzen, haben wir seit vielen Jahren unter Beweis gestellt. Unsere Kunden wissen und honorieren es. Dabei spielt auch eine große Rolle, dass wir hier in Europa sind, jederzeit schnell erreichbar sind und uns mit den Kunden sehr schnell abstimmen können, sowohl was die Fertigung für kundenspezifische Anpassungen angeht als auch die übrigen Dienstleitungen. So greift eines ins andere, was insgesamt unser Erfolgsrezept ist.
Was sehen Sie als die größte Herausforderung auf diesem Markt an?
Die zyklische Natur des Speichermarktes: Die Preise schwanken sehr stark. Die Speicher-IC-Hersteller pendeln meist zwischen Knappheit und Überproduktion hin und her. Manche Hersteller bieten sogar zeitweise unter Herstellungskosten an. Nur ein Beispiel: Im Sommer 2017 kosteten 120-GB-SSDs noch 40 Dollar, heute sind sie für 13 Dollar im Consumer-Segment zu haben.
Also jetzt einkaufen und beim nächsten Aufschwung mit hohem Gewinn die Speicherkarten verkaufen?
(Lacht) Viele Firmen sind Pleite gegangen, weil sie mit Speichern spekuliert haben. Das werden wir auf jeden Fall nicht tun.
Wo sehen Sie die höchsten Wachstumschancen?
Das höchste Wachstumspotenzial liegt im Sektor der SSDs. Deshalb wollen jetzt viele Hersteller in diesen Marktsektor vordringen, wir auch. Aber wir gehen es sehr überlegt an. Übrigens wachsen wir in den übrigen Bereichen ebenfalls.
Mit welchen Umsätzen rechnen Sie über die nächsten Jahre?
Wir planen nicht in Umsatz, sondern in Stückzahlen. Von 2018 auf 2019 rechnen wir mit einem Plus von 12 Prozent, das wird sich in den nächsten Jahren so fortsetzen. Im industriellen Bereich wachsen wir sogar mit über 20 Prozent. Deshalb wird unser Industrieanteil einen prozentual immer größeren Anteil einnehmen, der Consumer-Anteil wird zurückgehen, auch wenn er absolut gesehen weiter wächst. Das ist so geplant, denn die industriellen Produkte bringen Stabilität ins Geschäft, und damit sind wir insbesondere in Westeuropa sehr erfolgreich.
Also muss Wilk die Fertigungskapazität ausbauen?
An unserem Standort hier platzen wir bereits aus allen Nähten. Eine Erweiterung ist also dringend erforderlich. Wir wollen aber behutsam vorgehen, in enger Abstimmung mit unseren Kunden, wie wir das bisher immer getan haben.
Wie groß wird die Expansion konkret ausfallen?
Wir werden die Fläche von Produktion und Lager fast verdoppeln, von derzeit 2500 m2 auf 4700 m2. Unser Lager erweitern wir von 200 Paletten auf 900 Paletten. Baubeginn ist im Frühling 2020. Damit legen wir die Grundlage für die kommenden zehn Jahre.
Um weiter gegen die global agierenden Wettbewerber bestehen zu können?
Wir wollen uns gar nicht mit den Großen der Branche messen, die auf zweistellige Milliarden-Umsätze kommen. Wir haben 200 Mio. Dollar erzielt. Aber wir haben uns eine Nische ausgesucht, die eine große Zukunft hat. Wir können Kunden bedienen, die für die großen Hersteller wie Samsung oder Micron gar nicht so interessant sind, über die wir aber am Wachstum des Speichermarktes insgesamt profitieren können. Denn kleine und mittlere Unternehmen, die hohe Anforderungen an die Produkte stellen, wird es immer geben, sie wachsen sogar überdurchschnittlich. Neue Märkte kommen hinzu. Das trifft insgesamt für den Smart-Home-Markt zu, für Smart Cities und viele weitere Bereiche. Wir können als kleines Unternehmen sehr schnell und tief auf Kundenanforderungen eingehen und eng mit ihnen zusammenarbeiten, besonders, weil wir in derselben Zeitzone wie die meisten Kunden entwickeln und fertigen. Wer immer unsere Fertigung besucht hat, war von der Qualität beeindruckt. Die Entwicklung kommt uns also auf mehreren Ebenen entgegen. Die Zeichen stehen für uns weiter auf Wachstum.