Onsemi bietet auch ein paar MCUs und Speicherprodukte; die dürften nicht mehr im Fokus liegen.
Stimmt. Wir haben uns, seitdem ich hier bin, die einzelnen Produktgruppen angesehen und einen Teil davon als Non-Core-Business klassifiziert; MCUs und Speicher gehören dazu.
Der Umsatz, den wir mit diesen Produkten derzeit erzielen, wird in den nächsten fünf Jahren wegfallen, aber damit können wir unsere Investitionen auf die Bereiche konzentrieren, wo wir unsere Kernkompetenzen und Wettbewerbsvorteile sehen.
Onsemi bietet auch Foundry Services an. Wie bewerten Sie dieses Geschäft?
Onsemi ist keine Foundry! Wenn ein Unternehmen zu viele Kapazitäten hat und nicht die richtigen Produkte, fängt es an, diese Kapazitäten zu verkaufen. Das Problem haben wir nicht.
Wo will onsemi in Zukunft sein Wachstum generieren?
Power und Sensing, hier kommt das Wachstum her. Wir gehen davon aus, dass Power um rund 15 Prozent und Sensing um rund 13 Prozent wachsen wird. Unser Ziel ist es, dass das Unternehmen langfristig zwischen 7 und 9 Prozent wachsen wird. Die nächsten zwei Jahre werden unsere Wachstumsraten aufgrund der Tatsache, dass wir uns vom Non-Core-Business verabschieden, unter 7 bis 9 Prozent liegen, aber wir werden auch in diesen zwei Jahren wachsen.
Gibt es im Sensing-Portfolio Technologien, die onsemi in Zukunft noch anbieten möchte?
Nicht unbedingt. Ich denke, dass wir genügend Sensortechnologien haben, um unser Power-Geschäft zu betreiben, sprich: Temperatur-, Spannungs-, Stromsensoren etc. Darüber hinaus haben wir für unser Intelligent-Sensing-Geschäft Techniken wie Ultraschall, Bildsensoren und Lidar, also genau die Technologien, die benötigt werden, um autonomes Fahren voranzutreiben. Dementsprechend sehe ich im Hinblick auf unsere Strategie und den Fokus auf Automotive und Industrie keine Lücken bei den Sensortechnologien. Wir haben eine Roadmap, die es umzusetzen gilt, aber das müssen wir intern umsetzen können, mögliche M&As kämen da nur oben drauf, denn ich bin überzeugt: Wir müssen unsere Strategie auch ohne Hilfe von außen umsetzen können, sonst ist sie nicht nachhaltig.
Radar fehlt also nicht?
Heute haben wir die Möglichkeiten, solche Lösungen anzubieten. Aber ich sehe keinen Mehrwert, den wir im Vergleich zu den Lösungen, die bereits verfügbar sind, generieren könnten.
Onsemi hat auch ein Custom Business mit ASICs. Gehört das Geschäft weiterhin zum Kernbereich von onsemi?
Wenn wir das geforderte IP haben, ist es leicht für uns, einen Chip zu machen. Aber es ist sicherlich kein Segment, in das viel R&D-Geld fließen wird. Unser primäres Ziel ist es, IP zu entwickeln, mit dem wir unsere eigenen Produkte entwickeln können. Aber wir haben ASIC-Kunden beispielsweise im medizinischen Bereich, die eine ASIC-Entwicklung von uns aufgrund unseres IP haben wollten. Das werden wir auch weiterhin machen.
Der zukünftige Fokus von onsemi liegt auf Automotive und Industrial; Communication und Consumer sollen nur opportunistisch besetzt werden. Heißt das, dass onsemi keine Produkte mehr für diese Bereiche entwickeln wird?
Genau das heißt es. Aber wenn onsemi ein Produkt hat, das für andere Märkte entwickelt wurde und sich auch für den Consumer- oder Computing-Bereich eignet, dann werden wir das natürlich auch in diese Bereiche verkaufen.
Wo sehen Sie hier Chancen für onsemi?
Beim Cloud Computing.
Worauf beruht das Wachstum im Bereich Cloud-Computing?
Leistungsdichte ist hier der Punkt. Geht es um Cloud Computing, geht es auch immer mehr um die damit verbundene Leistungsaufnahme. Hier muss die Effizienz steigen. Und hier kommt uns Automotive zugute, weil es hier ebenfalls um höhere Effizienzen geht.
SiC ist ein Wide-Bandgap-Material; was macht onsemi mit GaN?
Der einzige Vorteil, den GaN hat, ist die hohe Schaltfrequenz; im Automotive-Bereich ist eine hohe Spannung aber wichtiger. GaN hat seinen Platz im Consumer- und Computing-Bereich, weil damit die Ladeadapter immer kleiner werden. Das sind aber genau die Märkte, aus denen wir uns verabschieden.
Wenn wir von 1200 V sprechen, dann geht das nur mit SiC. Wenn die Spannungen bei GaN steigen und in den Bereich kommen, der für Automotive interessant ist, werden wir auch R&D in diesem Segment starten, aber jetzt nicht.
R&D auf Produkte/Technologie mit höherer Wertigkeit fokussieren – können Sie das etwas konkretisieren, wo fließen heute die Gelder hin?
Heute in SiC, viel der Investionen im R&D-Bereich geht in die SiC-Technologie, darüber hinaus aber auch viele Kapitalinvestitionen, um unsere Kapazitäten in diesem Bereich zu erhöhen. Darüber hinaus investieren wir natürlich auch in Bildsensoren und in den Power-Bereich, denn auch in Zukunft wird es noch IGBTs geben.
Viele Unternehmen, die SiC anbieten, befürchten, dass nicht genügend SiC-Wafer verfügbar sind. Sie nicht?
Derzeit nicht. Die SiC-Lieferanten werden genau die Unternehmen beliefern, die sich am Markt durchsetzen, also sollten wir uns lieber darauf konzentrieren.