In Mobilfunk-Basisstationen und Sendeanlagen sind HF-Leistungstransistoren zentrale Komponenten. In Fabriken und Prozessanlagen dagegen finden sie sich nur selten. Dabei könnten Anwendungen, bei denen bestimmte Bereiche gezielt zu erwärmen sind, enorm von ihrem Einsatz profitieren.
Einige thermische Prozesse in der Industrie haben sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert. Lebensmittel, Gewebe und Baumaterialien zum Beispiel trocknen gemeinhin immer noch, indem sie einen Ofen durchlaufen, in dem heiße Luft auf sie einwirkt. Kunststoffe werden häufig verklebt oder Klebstoffe ausgehärtet, indem ein beheizter Stempel Druck auf die Verbindungsstelle aufbringt.
Hat das zu behandelnde Material einen ausreichend hohen dielektrischen Verlustfaktor, lässt es sich auch ohne derartige Wärmequelle mithilfe von HF- bzw. Mikrowellenenergie erhitzen (Tabelle 1). Alte thermische Anlagen durch neue Verfahren mit HF-Energie zu ersetzen hat für die Betreiber industrieller Prozesse zum Trocknen, Aushärten und Verkleben zahlreiche Vorteile:
Material | dielektrischer Verlustfaktor |
---|---|
Wasser | 12 |
Getreide | 0,875 |
Phenolharz | 0,320 |
trockenes Holz | 0,150 |
Papier | 0,057 |
Sand (Siliziumoxid) | 0,020 |
Glas | 0,002 |
Teflon | 0,001 |
Tabelle 1: Dielektrische Verluste verschiedener Materialien. Je höher diese Verluste sind, desto leichter lässt es sich mit HF-Energie erwärmen.
Diese Vorteile senken die für den jeweiligen Prozess benötigte Energie, was wiederum die Betriebskosten, den Wartungsbedarf und die Ausfallzeiten senkt. Um beispielsweise Baumwolle von einem Feuchtigkeitsgehalt von 55 % auf 9 % zu trocknen, werden beim Einsatz von Hochfrequenz zur Erwärmung 57 % weniger Energie benötigt als beim Trocknen mit Frischluft und 23 % weniger als beim Einsatz von Druckluft.
Das Schweißen von Kunststoffen ist eine weitere Anwendung, die davon enorm profitieren kann. Herkömmliche Verfahren zum Verschweißen von Kunststoffen arbeiten mit einem beheizten Stempel, der auf zwei Kunststofffolien aufdrückt, bis die Temperatur auf der gesamten Dicke des Materials hoch genug ist, dass es zusammenschmilzt. Die beiden Folien müssen solange zusammengepresst bleiben, bis der Stempel abgekühlt ist. Das bedeutet, dass die Temperatur auf der Oberfläche am höchsten ist, an der eigentlichen Verschweißungsstelle aber deutlich kühler. Außerdem muss der Stempel für jede einzelne Schweißverbindung erhitzt und wieder abgekühlt werden, was Zeit benötigt.
Im Gegensatz hierzu können bei einer dielektrischen Erwärmung brauchen die Stempel nicht erwärmt zu werden. Nur während des Schweißvorgangs steigt deren Temperatur durch den Wärmeeintrag von der erhitzten Folie geringfügig an und geht nach dem Verbinden rasch wieder zurück. Da der Stempel als solcher kühl ist, tritt die höchste Temperatur am Berührungspunkt der beiden Folien auf – also genau dort, wo sie benötigt wird. Das verringert die Energiekosten und beschleunigt den Prozess ganz erheblich.