17,8 Mio. Dollar soll eine Tochter von Nissan für Luxuswohnungen von Carlos Ghosn bezahlt haben. Überlebt die Allianz seinen Sturz?
Nissan hatte Ghosn bereits offiziell des Fehlverhaltens verdächtigt, unter anderem soll er Geld von Nissan für eigene Zwecke verwendet und seine Einkünfte als zu niedrig angegeben haben. Eine Tochter von Nissan Motors soll 17,8 Mio. Dollar für Luxuswohnungen in Rio de Janeiro und Beirut bezahlt haben. Laut Reuters geht es insgesamt um einen Fehlbetrag von fast 39 Mio. Dollar. Ghosn wurde am Montag in Japan verhaftet, der Verwaltungsrat von Nissan will seinen Chef am Donnerstag absetzen, wie Vorstandschef Hiroto Saikawa auf einer Pressekonferenz in Tokio ankündigte. Zudem ist Ghosn derzeit Vorsitzender des Verwaltungsrats von Renault und Mitsubishi Motors und steht an der Spitze der Allianz der drei Unternehmen.
Die Aktien von Nissan eröffneten am Dienstagmorgen in Japan um 6,4 Prozent tiefer als am Vortag, die Aktien von Mitsubishi Motors – an dem Unternehmen hält Nissan 34 Prozent – sanken um 6,2 Prozent. Am Montag hatte Renault bis zu 15 Prozent verloren.
Die Allianz mit Renault dürfe nicht nur von einer Person abhängen, sagte Hiroto Saikawa. Er entschuldigte sich im Namen von Nissan für die Vorfälle und drückte seine starke Enttäuschung aus. Auf jeden Fall dürfte der Rauswurf Ghosns aus Nissan die von ihm geschmiedete Allianz stark erschüttern. Ein Nachfolger ist derzeit nicht in Sicht.
Ghosn hatte 1999 – von Renault kommend – den Chef-Sessel bei Nissan übernommen, um den verschuldeten Konzern aus der Krise zu führen. 2005 war er dann auch an die Spitze von Renault gelangt, die jetzt 43 Prozent an Nissan hält. Bei Nissan gab Ghosn den Posten des Vorstandsvorsitzenden zuletzt ab, blieb aber Verwaltungsratschef.
Ob er seinen Posten als Renault-Chef halten kann, dürfte nun scharf diskutiert werden – auch in der französischen Politik. Macron befand in Brüssel, es sei noch zu früh, die Affäre um Ghosn im Einzelnen zu kommentieren. »Der Staat wird hingegen als Aktionär äußerst wachsam sein im Hinblick auf die Stabilität der Allianz und der Gruppe«, sagte er auch mit Blick auf die Beschäftigten.
Die Höhe der Bezüge hatte in der Vergangenheit immer wieder für Auseinandersetzungen mit dem französischen Staat gesorgt, der mit 15 Prozent an Renault beteiligt ist. Sein Vertrag als Renault-Chef war erst im Februar um vier Jahre verlängert worden – unter der Maßgabe, einen geeigneten Nachfolger zu finden.
Mit der Allianz aus Renault und Nissan sowie dem japanischen Hersteller Mitsubishi hat Ghosn ein riesiges Firmengeflecht geschaffen. Im vergangenen Jahr verkaufte die Allianz 10,6 Millionen Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge. Der weltgrößte Automobilbauer Volkswagen hat nur dank seiner schweren Lkw und Busse noch mehr Fahrzeuge abgesetzt.
Renault-Nissan arbeitet auch mit dem deutschen Daimler-Konzern in einer Allianz zusammen, in der die Unternehmen Entwicklungskosten bei bestimmten Fahrzeugtypen teilen und im mexikanischen Aguascalientes ein gemeinsames Werk betreiben.