Nissan-Renault-Mitsubishi-Krise

Ghosn plante Merger - Nissan war dagegen

21. November 2018, 7:23 Uhr | Heinz Arnold
Kann die Allianz von Renault Nissan und Mitsubishi ohne Carlos Ghosn fortbestehen?
© Paul Sancya/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Angeblich stand ein Merger zwischen Renault und Nissan unmittelbar bevor. Nissan wollte nicht.

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Wie Nikkei Asian Review berichtet, rechnete Nissan mit dem Merger innerhalb der kommenden Monate. Der Ausichtrat war dagegen. Weil Renault 43 Prozent der Aktien an Nissan hält, kann das französische Unternehmen starken Einfluss auf Nissan nehmen, etwa leitende Angestellte ernennen. Umgekehrt gilt das nicht, weil Nissan nach der Rettung durch Renault vor 20 Jahren nur 15 Prozent an Renault hält und keine Stimmrechte hat. Dennoch betrachtete sich Nissan immer als das stärkere der beiden Unternehmen und wollte keiner Umorganisation zustimmen, die seine Rolle als Juniorpartner festgeschrieben hätte.

Offenbar wuchsen die Spannungen zwischen Carlos Ghosn und Hiroto Saikawa, CEO von Nissan, der Ghosn erst im vergangenen Jahr als CEO nachgefolgt war. Er galt als ein Unterstützer von Ghosn, sprach aber auf der Pressekonferenz am Montag vor allem von den negativen Auswirkungen der 19jährigen Herrschaft von Ghosn.

Auf dieser Pressekonferenz hatte er die Entlassung seines Vorgängers als Vorsitzender des Aufsichtsrats angekündigt, weil er sich am Unternehmen persönlich bereichert und sein Einkommen nicht richtig angegeben habe. Auch soll er Familienurlaube auf Firmenkosten gemacht haben. Insgesamt soll Nissan das Gehalt von Ghosn in den Finanzjahren 2010 bis 2014 um 44 Mio. Dollar zu niedrig angesetzt haben. Ghosn wurde am Montag in Tokio verhaftet, genauso wie sein Vertrauter und Representative Director von Nissan, Greg Kelly.

Carlos Ghosn wiederum hatte mit wenig Vergnügen gesehen, dass die Geschäfte in den USA und China für Nissan nicht gut liefen, zudem war Nissan in Skandale um unzureichende Inspektion der Autos und gefälschter Verbrauchsdaten verwickelt. Nissan hatte allerdings 2017 die Hälfte zum Nettogewinn von Renault beigetragen und in den Jahren zuvor über 50 Prozent.

Laut Nissan habe ein Whistleblower darauf aufmerksam gemacht, Nissan habe daraufhin mehrmonatige interne Untersuchungen durchgeführt. Anscheinend war Ghosn vollkommen ahnungslos, dass gegen ihn ermittelt wurde. Die Untersuchungen hätten zu zwei Nissan-Mitarbeitern im Umkreis von Ghosn geführt, die die Transaktionen wie Wohnungskäufe in Rio de Janeiro und Beirut durchgeführt hätten.

Die Geschäfte der Dreierallianz Renault, Nissan Mitsubishi führt Die in Amsterdamm ansässige Renault-Nissan B-V, die die Rolle einer von Ghosn gelenkten Holding spielt. Ohne ihn könnte die Allianz kaum fortbestehen, wie Insider meinen. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire und sein Kollege Hiroshige Seko in Japan haben inzwischen bekräftigt, dass die Allianz weiter geführt werden soll.

Wegen der Verhaftung Ghosns hat Renault den bisherigen Vize-Generaldirektor Thierry Bolloré vorübergehend zum Stellvertreter ernannt, Ghosn bleibt aber CEO und Chairman. In Frankreich lägen laut Bruno Le Maire derzeit keinerlei Anschuldigungen gegen Ghosn vor.  



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