Affäre Ghosn

Frankreich und Japan ziehen nicht an einem Strang

26. November 2018, 7:05 Uhr | dpa, Heinz Arnold
Nicht nur auf Carlos Ghosn fällt ein Schatten, auch gegen Nissan ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft.
© Kin Cheung/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der CEO von Nissan spricht von einem Ungleichgewicht in der Allianz zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi. Frankreich will aber die alte Struktur nicht anfassen.

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Trotz der Aussagen der Wirtschaftsminister von Japan und Frankreich ist nicht sicher, dass die Allianz zwischen Nissan und Renault, zu der 2017 Mitsubishi (an dem Unternehmen hält Renault 37 Prozent) hinzustieß, die Affäre Ghosn unverändert übersteht. Hiroto Saikawa, CEO von Nissan, hat jedenfalls in einer Ansprache an die Belegschaft des Unternehmens die Partnerschaft als derzeit ungleich bezeichnet. Die Struktur der Allianz gelte es zu ändern.

Dass Saikawa ein Ungleichgewicht sieht, ist leicht zu erklären: Renault hält an Nissan 43 Prozent während umgekehrt Nissan 15 Prozent zu einem deutlich geringeren Teil an Renault beteiligt ist, und das ohne Stimmrecht. Die französische Regierung, die ebenfalls 15 Prozent an Renault hält, scheint nicht gewillt, dran etwas zu ändern. Bruno Le Maire, der französische Wirtschafts- und Finanzminister, hatte in einer gemeinsamen Erklärung mit seinem japanischen Ministerkollegen verlauten lassen, dass sich nichts an den Beteiligungsverhältnissen ändern solle. Die französische Wirtschaftszeitung Les Echos zitiert Le Maire mit den Worten, dass an der Spitze der Allianz weiterhin ein der Chef von Renault stehen sollte.  

Währenddessen laufen interne Untersuchungen über das Wirken von Ghosn innerhalb von Mitsubishi und Renault. Bei Renault soll die Untersuchung innerhalb weniger Tage abgeschlossen sein, bei Mitsubishi bis Mitte Dezember. Mitsubishi wird aller Voraussicht nach Ghson auf der Vorstandssitzung ebenfalls entlassen.

Carols Ghosn selber, der seit 19. November in Tokio in Haft ist, hat die Vorwürfe, sein Gehalt als zu gering angegeben zu haben, laut dem japanischen Fernsehsender NHK inzwischen bestritten. Genauso wie sein Vertrauter Greg Kelly. Alles sei nach Rückversicherung mit dem Management und Wirtschaftsprüfern geschehen. Der Plan bestand offenbar darin,  die Differenz zwischen dem ausgewiesenen Einkommen und dem zugesagten Einkommen nach der Pensionierung Ghosns in Form von Beraterverträgen oder eines Pensionsbonus auszuzahlen, wie die FAZ heute berichtet. Deshalb war in dieser Angelegenheit bis jetzt kein Geld an Ghosn geflossen.

Nach japanischem Strafrecht kann Ghosn bis zu drei Wochen lang ohne Prozess festgehalten werden.

 



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