Frankreich fürchtet die Dominanz von Nissan. Nissan will nicht klein beigeben. Die Regierungen sind aktiv.
Ein neues Gleichgewicht ohne Ghosn herzustellen, ist eine diffizile Angelegenheit: Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire wird mit seinen französischen Kollegen Hiroshige Seko das weitere Vorgehen nach der Verhaftung von Carlos Ghosn direkt besprechen. Dazu trifft Le Maire mit Hiroshige Seko heute während dessen Besuch in Frankreich zusammen. Auch COO Thierry Bolloré wird dabei sein. Ihn hat Renault zu Interims-Stellvertreter von CEO Ghosn ernannt. Formal wurde er seiner Position als CEO bei Renault, die er zurzeit nicht ausüben kann, nicht enthoben, da nach den Worten Le Maires die Unschuldsvermutung gelte und in Frankreich nichts gegen Ghosn vorläge. Unter der neuen Führung könne Renault kontinuierlich weiter arbeiten.
Wie Bolloré erklärte, sei die Allianz mit Nissan für Renault von höchster Bedeutung. Schon zuvor hatten Bruno Le Maire und Hiroshige Seko verlauten lassen, dass die Allianz die Unterstützung beider Regierungen hätte und dass beide die erfolgreiche Kooperation fortgesetzt sehen wollen.
Wie die französische Wirtschaftszeitung La Tribune schreibt, sei die Allianz ganz auf die Person Ghosns zugeschnitten und alle Beteiligten wüssten, dass sie ohne Ghosn nicht weiter existieren könne. Eine Fusion zwischen Nissan und Renault sei unvermeidlich. Genau das will Nissan ganz offenbar nicht. Jedenfalls nicht, um weiter die Rolle des Jniuorprtners zu speilen.
Seit der Rettung durch Renault 1999 hält Nissan 15 Prozent an Renault ohne Stimmrecht, Renault umgekehrt aber kann mit einer Beteiligung von 43 Prozent an Nissan erheblichen Einfluss ausüben. Hiroto Saikawa hatte in seinem recht emotionalen Statement auf der Pressekonferenz am vergangenen Montag seinen ehemaligen Protégé Ghosn heftig angegriffen und den Schluss gezogen, dass Nissan niemals mehr unter die Herrschaft einer einzelnen Person mit einer solchen Machtkonzentration geraten dürfe. Nissan würde auch nicht akzeptieren, von einer ausländischen Gruppe gekauft zu werden. Sein Selbstbewusstsein kommt nicht von Ungefähr. Heute ist Nissan gemessen an der Börsenkapitalisierung dreimal größer als Renault – die Überkreuzbeteiligungen herausgerechnet. Auch verkauft Nissan deutlich mehr Autos.
Es dürfte also ausgesprochen schwierig werden, ein neues Gleichgewicht zwischen Renault, Nissan und der 2017 hinzugestoßenen Mitsubishi Motors zu finden. Frankreich fürchtet offenbar, dass Nissan Renault beherrschen könnte, Japan will keinesfalls klein beigeben. Die anstehenden Gespräche innerhalb der Allianz dürften also kontrovers verlaufen. Das Management von Nissan tritt heute zusammen, um über die Folgen der Affäre zu beraten.