Zhou Xi, Gründer von CloudWalk, ergänzte, dass die KI-Plattformen das Feld bildeten, auf denen die Schlacht entschieden werde. In China gibt es ein reiches Betätigungsfeld für Firmen, die im Überwachungssektor arbeiten. Derzeit dürfte es in China rund 180 Mio. Überwachungskameras geben, IHS schätzt, dass in diesem Jahr 46 Prozent des weltweiten Umsatzes mit Geräten für die Überwachung in China getätigt wird. Diese Systeme generieren viele Daten, die wiederum dafür genutzt werden können, AI-Systeme anzulernen und zu optimieren. SenseTime (siehe unten) behauptet, über 2 Mrd. Bilder für das Training der eigenen KI-Systeme zur Verfügung zu haben. Zum Vergleich: ImageNet, eine Bilddatenbank, die viele KI-Firmen weltweit zu Trainingszwecken benutzen, bietet rund 13 Mio. Bilder.
Aus diesem Blickwinkelt betrachtet bildet China also ein gutes Umfeld für die Entwicklung KI-basierter Systeme. Das zieht Geld an: Ende vergangenen Jahres hatte CloudWalk in einer Investmentrunde unter Führung von Shunwei Captial, Oriza Holdings und Puhua Capital 75 Mio. Dollar erhalten. Zuvor hatte schon das Guanghou Mnuicipal Government 300 Mio. Dollar in die Computer-Vision-Firma gesteckt.
3 Mrd. Dollar – der weltweit wertvollste KI-Start-up
Auch die chinesischen Computer-Vision-Firmen SenseTime und Face++ haben Geld in ähnlicher Höhe, unter anderem von staatlich gestützten Venture-Funds bekommen.
Die 2014 von Prof. Xiaoou Tang (Chinese University Hong Kong) gegründete SenseTime, die sich selbst als Chinas erstes KI-Unicorn bezeichnet und 2016 erste Produkte auf den Markt gebracht hatte, gilt als eine der weltweit wertvollsten AI-Firmen. Im April dieses Jahres hatte Alibaba 600 Mio. Dollar in das Unternehmen gesteckt, was den Gesamtwert der Firma auf rund 3 Mrd. Dollar steigerte.
Anfang des Jahres ist SenseTime der Intelligent-Quest-Initiative des MIT beigetreten, der Universität, an der der Tang seinen Doktor am MIT erworben hatte. »In der Allianz finden wir die weltweit besten Leute, um Computer Vision und KI zum Nutzen der Gesellschaft weiter vorantreiben«, erklärte Tang anlässlich des Beitritts.
Zudem kooperiert SenseTime mit Unternehmen außerhalb Chinas: Im Dezember 2017 beschloss SenseTime einen langfristig angelegte Kooperation mit Honda, um gemeinsam KI-Systeme für autonom fahrende Autos sowie für Roboter zu entwickeln. Bereits im Oktober hatte SenseTime eine Kooperation mit Qualcomm geschlossen, um AI- und Machine-Learning-Systeme für den Einsatz in Smartphones und anderen IoT-Geräten zu entwickeln. »Um ein KI-Ecosystem zu etablieren, müssen sich die führenden Firmen aus ganz verschiedenen Industrien einbringen«, sagte Dr Li Xu, Mitgründer und CEO von SenseTime. Über ihre Zusammenarbeit wollen beide Unternehmen die Algorithmen und die Chipsets so aufeinander abstimmen, dass sich die System-Effizienz und Geschwindigkeit erhöht.
Ein weiterer Computer-vision- und KI-Start-up ist Megvii Technology, die drei Studenten der Tsinghua-Universität 2011 gegründet haben. Mit Face++ hat Megvii die nach eigenen Angaben größte offen Plattform für die Gesichtserkennung namens Face++ geschaffen. Erst 2017 ist Megvii mit Applikationen speziell für Gesichtserkennung für Smartphones auf den Markt gekommen. Im vergangenen Jahr hatten Mediatek, Himax und Megvii die erste industrielle Active-Stereo-Camera-3D-Sensing-Referenzplattform aufgebaut. Eine Zusammenarbeit besteht auch mit Xilinx: Das Unternehmen hat die MegEye-C3S Security Camera mit dem Zynq-SoCs von Xilinx ausgestattet.
Schon auf dem Mobile World Congress 2018 hatte Vivo 3D-Gesichtserkennungs-Anwendungen vorgestellt, die auf Face++ basieren. Die Smartphones von VIVO können ein Gesicht innerhalb von 0,1 s erkennen. Dabei kommt auch ShuffleNet, ein Convolutional Neural Network zum Einsatz, das bessere Ergebnisse liefern soll als etwa AlexNet. Auch Oppo hatte dort das Find X präsentiert, ein Smartphone, das mit der 3D-Geischterkennung von Megvii ausgestattet ist. Damit kann über das Gesicht bezahlt werden, die Gesichtserkennung wirkt als Schlüssel für das Smartphone selber und vieles mehr.
Zu den Start-ups im Computer-Vision- und KI-Umfled gehören zudem Yitu Technology und Tupu Technology. Yitu hat ebenfalls ein KI-System entwickelt, das unter anderem Gesichter erkennen kann und kürzlich den »Super AI Leader Award« der World Artificial Intelligence Conference in Shanghai gewonnen. Auch Tupu Technology widmet sich der Gesichtserkennung. 2016 hat die Firma in einer Serie A-Finanzierungsrunde 10 Mio. Dollar erhalten und arbeitet mit Nvidia und Amazon Web Services zusammen.