Kommentar

KI und ihre Grenzen

24. Januar 2019, 11:39 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Editor-at-Large, HArnold@markt-technik.de
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Was fasziniert an der KI? Ist sie überhaupt intelligent - und bald intelligenter als ihre Schöpfer?

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KI fasziniert. Besonders Deep Learning und neuronale Netze stehen im Moment im Zentrum der öffentlichen Diskussion und werden (zu Unrecht) schon mit KI und Machine-Learning gleichgesetzt.

Warum wohl faszinieren sie so? Weil neuronale Netze vieles schon gut können: Bilder erkennen etwa. Vor allem aber scheinen neuronale Netze „von alleine“ zu lernen, alles scheint in einer Black Box abzulaufen, unbeeinflussbar und von außen nicht nachvollziehbar. Könnten neuronale Netze ein „intelligentes Eigenleben“ entwickeln? Der Programmierer wäre dann nicht mehr der Herr im Haus, nur noch Zauberlehrling: »Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd‘ ich nun nicht los!«

Das regt an, darüber nachzudenken, wie das eigene Denken und das Denken über das Denken (Selbstbewusstsein) funktioniert. Solange das nicht geklärt ist, solange niemand sicher sagen kann, was „ich“ ist und wie sich Denken und Gedanken auf die uns umgebende Welt beziehen (Gibt es die Welt überhaupt? Sind wir selber nur Programme in einem Computer?), werden wir kaum den Maschinen so etwas wie Selbstbewusstsein verpassen können. Funktioniert Intelligenz überhaupt Hardware-unabhängig oder kann sie nur auf biologischen Systemen ablaufen? Ist unsere Intelligenz etwa ursprünglich schon künstlich und KI damit eine künstliche künstliche Intelligenz, also KKI?

Faszinierend sind solche Gedanken – allerdings weit von dem entfernt, was derzeit passiert. Denn wie neuronale Netze lernen, wie sie beispielsweise zu ihren Klassifikationen kommen, ist kein Geheimnis. Und wenn etwas schief geht, gilt nach wie vor die alte Regel: Garbage in, Garbage out. Wenn neuronale Netze zu falschen Ergebnissen kommen und nicht das tun, was sie sollen, dann wurden beispielsweise die Daten für den Lernprozess nicht entsprechend sorgfältig ausgesucht.

Auf einem anderen Blatt steht, was aus den Ergebnissen gemacht wird. Denn es werden Muster erkannt und Korrelationen erstellt. Einblicke in Kausalzusammenhänge geben neuronale Netze nicht.

Künstliche Intelligenz kann uns die Arbeit einfacher machen, wie es der Rechenschieber, die Dampfmaschine und der Taschenrechner getan haben. Aber diese Maschinen machen uns nicht intelligenter und sich selber schon mal gar nicht.

Bedrohlich sind KI-Werkzeuge dennoch. Denn sie werden die Gesellschaft tiefgreifend verändern. Deshalb kommt es darauf an, Regeln zu finden, um verantwortlich damit umzugehen. Also sollten alle daran interessiert sein, dass alle in der sich verändernden Gesellschaft gerne leben. Wie das funktionieren kann, das muss der Mensch als soziales Wesen entscheiden. Die KI wäre mit dieser Aufgabe weit überfordert.

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