Punkt-zu-Punkt-HGÜs sind kurzsichtig

»Overlay-Netze müssen kommen!«

17. Januar 2017, 12:12 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Multi-Terminal-HGÜ – erster Schritt zur HGÜ-Vermaschung

Also werden die Pilotprojekte eher woanders stattfinden?

Es wird wohl zuerst in China gezeigt, dass vermaschte HGÜ-Netze funktionieren. Man ist dort pragmatischer. Und das Know-how ist da. Sie werden dazu die etablierten europäischen Firmen aber auch das mittlerweile stark gewachsene HGÜ-Know-how aus dem eigenen Land nutzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns China zeigen wird, dass vermaschte HGÜ-Netze funktionieren.

Also verfolgen die Netzbetreiber hierzulande aus Ihrer Sicht eine kurzsichtige Strategie?

Das Geschäft der Netzbetreiber ist seit Jahrzehnten sehr konventionell und durch die Sicherstellung einer möglichst hohen Versorgungssicherheit geprägt. Die Dinge haben sich nur langsam geändert und um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, tat man gut daran, alt bewährtes nur inkrementell zu verändern und erst einmal zu beobachten, wie sich die kleinen Änderungen bewähren.

Die Situation heute ist ganz anders. Die Randbedingungen ändern sich rasant und drastisch, die Veränderungen beim Netzbetreiber müssen mit diesen wachsenden Anforderungen mithalten können. Man hat mit dem „Ja“ zu HGÜ-Punkt-zu-Punkt-Verbindungen schon einen mehr als nur inkrementellen Schritt getan, den Herausforderungen an das Übertragungsnetz zu begegnen. Ich denke, man darf jetzt nicht aufhören, an innovative Lösungen zu denken, sondern muss weiter Konzepte entwickeln.

Völlig neuen Herausforderungen erfordern mitunter auch neue Lösungen wie beispielsweise vermaschte HGÜ-Netze. Sie müssen sich in ausgiebigen Pilottests bewehren, bevor sie im Netz aufgebaut werden können.

Die Netzbetreiber sprechen bereits von Multiterminal-HGÜs. Wäre das ein erster Schritt zur Vermaschung?

Multiterminal-HGÜ-Leitungen zu bauen, wäre sehr vernünftig. Dann könnte Leistung aus im Norden erzeugter Windenergie von den typischerweise sehr langen HGÜ-Verbindungen bereits teilweise auf halber Strecke beispielsweise im Ruhrgebiet entnommen werden. Gibt es eine Windflaute kann ein Terminal auf halber Strecke genauso gut Leistung in das HGÜ-Netz aufnehmen und zu weit entfernten Lasten beispielsweise im Süden Deutschlands transportieren. Hat man den Schritt zur Multi-Terminal-HGÜ gemacht, ist der Weg zur Vermaschung nicht mehr sehr weit.«


  1. »Overlay-Netze müssen kommen!«
  2. Multi-Terminal-HGÜ – erster Schritt zur HGÜ-Vermaschung
  3. Die Schutztechnik – eine Hürde?
  4. HGÜ-Steuerung: kein Nachteil, sondern riesiger Vorteil
  5. So geht es einfach zum vermaschten HGÜ-Netz

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