Die Display Week in den USA ist für TriLite ein wichtiger Termin: Hier präsentiert das Unternehmen den neusten LBS-Projektor mit nur 1 cm Kantenlänge, laut CEO Peter Weigand, »ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu echten AR-Brillen.«
Markt&Technik: TriLite stellt nächste Woche den neusten, noch einmal kompakter ausgelegten »Trixel 3«-Projektor für AR-Brillen vor, ein Würfel von 1 cm Kantenlänge. Kommen die Laser-Beam-Scanning-Projektoren (LBS) jetzt in den Bereich, in den sie für den Einsatz in AR-Brillen attraktiv werden?
Peter Weigand, CEO von TriLite: Auf jeden Fall, Ende dieses Jahres werden bereits die ersten Design-ins auf Basis unsere Laser-Beam-Scanning-Projektoren, kurz LBS-Projektoren, abgeschlossen sein. Die ersten AR-Brillen mit Trixel-Projektoren kommen 2026 auf den Markt.
Der neue »Trixel 3«-Projektor ist sehr klein und hat die Form eines Würfels. Was ist das Besondere an der Würfelform?
Bisher hatten die Projektoren eine L-Form, sodass die Brillenscharniere nur in einiger Entfernung von den Gläsern der Brillen positioniert werden konnten. Die würfelförmigen LBS-Projektoren ermöglichen jetzt eine Positionierung der Scharniere sehr nah an den Brillengläsern, was die Komplexität der Integration dramatisch vereinfacht und den Designern dieser Brillen viel mehr Freiheiten gibt als bisher. Damit können sie dem großen Ziel, AR-Brillen zu designen, die sich im Tragekomfort von herkömmlichen Sonnenbrillen kaum unterscheiden, einen großen Schritt näherkommen – und die AR-Brillen gewinnen für viele Consumer stark an Attraktivität.
Auch die Investoren beurteilen den Markt und den Ansatz von TriLite offenbar sehr positiv. TriLite konnte im Juli 2024 eine neue Finanzierungsrunde abschließen. Auch die VC-Sparte von Continental war dabei. Will sich TriLite nun besonders auf den Automotive-Markt fokussieren?
Unser Hauptzielmarkt bleibt wie gehabt der Consumer-Markt. Aber in den Autos werden praktisch dieselben Anforderungen gestellt wie im Consumer-Markt: Eine möglichst kleine Bauform, hohe Helligkeit und geringe Energieaufnahme. Daher erhalten wir vom automotive Markt verstärkt Anfragen, die wir mit unserem LBS-Plattform-Ansatz bedienen können. Wir können mit unseren LBS-Projektoren verschiedene Anwendungen umsetzen und stellen uns damit auch breiter auf.
Es gibt im Auto über das Head-up-Display hinaus noch zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, die stark Consumer-getrieben sind. So ließen sich beispielsweise die hinteren Seitenfenster als Werbeflächen nutzen. Oder die Heckklappe geht nun auch zuverlässig durch eine kleine Fußbewegung auf, wenn der Anwender dick bepackt mit Einkäufen vor seinem Auto auf dem Parkplatz steht und keine Hand für die Fernbedienung frei hat. Weitere interessante Anwendungsfälle ergeben sich durch die Möglichkeit, Bilder auf die Straße zu projizieren, um etwa mit Fußgängern kommunizieren zu können und Sicherheitshinweise zu geben. Dass wir all das können, liegt auch daran, dass wir über die vergangenen Jahre ein durchgängiges, funktionierendes Ökosystem aufgebaut haben, zu dem die Zulieferer und Fertigungsunternehmen gehören, die jeweils ihren Beitrag beisteuern, um eine derart komplexe Baugruppe realisieren zu können.
Können Sie Beispiele dafür nennen?
Auf dem Gebiet der MEMS-Mikrospiegel arbeiten wir mit Infineon und TDK zusammen. Zu den MEMS-Mikrospiegeln werden auch die Treiber geliefert, die in unseren LBS-Projektoren integriert sind. Dass wir mit namhaften Herstellern zusammenarbeiten und dass jetzt Continental als Investor eingestiegen ist, ist auch ein wichtiges Zeichen in Richtung Automotive-OEMs. Wir sind zwar immer noch ein Start-up, aber sie nehmen uns ernst und sind nicht nur sehr interessiert an unserer LBS-Technik, sondern wollen unsere Produke einsetzen.
Dennoch wird auch an alternativen Projektionsverfahren wie LCOS, OLEDs und microLEDs für den Einsatz in AR-Brillen weitergearbeitet. Es gibt bereits Brillen, die mit diesen Bildschirmen funktionieren. Was macht Sie so optimistisch, dass die LBS-Projektoren ihren Platz finden werden?
Sie werden sich auf breiter Front durchsetzen. Denn nur sie bieten die optimale Kombination von Auflösung, Helligkeit, Leistungsaufnahme und Baugröße, für den Einsatz in AR-Brillen. Alternative Verfahren waren für den Anfang nicht schlecht, aber es hat sich herausgestellt, dass die physikalischen Limitierungen sich nicht so leicht überwinden lassen, wie viele ursprünglich gehofft hatten. Die LBS-Technik hat viele dieser Probleme von vorneherein nicht. Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass LBS für AR-Brillen genau das richtige Projektionsverfahren ist. Das sage ich nicht nur als CEO von TriLite, es gibt neben dem Feedback unserer Kunden noch weitere Indizien dafür. So steigt der Anteil von Vorträgen auf den Fachmessen zur LBS-Technik kontinuierlich an.
Die »Vision Pro« von Apple ist ja nicht gerade in hohen Stückzahlen gefertigt worden, hat also wenig Akzeptanz gefunden. Hat sich der Enthusiasmus rund um die VR/AR-Brillen etwas gelegt?
Zunächst einmal: Die »Vision Pro« von Apple ist keine echte AR- sondern eine Mixed-Reality-Brille und mit 4000 Dollar kostet sie sehr viel Geld. Gemessen daran wurden sogar recht viele von ihnen verkauft. Das zeigt, dass schon ein Interesse vorhanden ist. Was auch gut ist: Mit solchen Brillen können schon heute Use-Cases für spätere echte AR-Brillen ausprobiert werden – wenn auch noch nicht für Anwendungen im Freien. Wir sehen diese Entwicklung deshalb sehr positiv – es geht in die richtige Richtung.
Was bisher auf den Markt kam, waren meist keine wirklichen AR-Brillen und wenn es in die Richtung ging, mussten Kompromisse eingegangen werden. Beispielsweise können nur grüne virtuelle Bilder eingeblendet werden, manche verzichten erst einmal ganz auf Displays...
…die AR-Brille von Rayban Meta, die im Oktober 2023 in ihrer zweiten Generation auf den Markt kam, hat tatsächlich kein Display. Aber ansonsten hat sie alles, was eine AR-Brille benötigt: Kameras, zwei Lautsprecher, Mikrofon und Connectivity. Weil kein Display vorhanden ist, läuft der Feedback und die Kommunikation ausschließlich über Audio. Dennoch ist diese Brille für den Consumer-Markt sehr gut geeignet – vor allem auch, weil sie trotz der vielen Features zu einem sehr günstigen Preis von 350 Dollar verkauft wird. Dass sie damit die Anforderungen des Consumer-Marktes sehr gut trifft, zeigt ihr Erfolg am Markt, wo sie teilweise sogar ausverkauft war. Der Bedarf im Consumer-Markt ist also da. Das sehen wir als ein sehr gutes Zeichen an – AR-Brillen wollen die Konsumenten haben, selbst ohne Displays. Wie wird sich der Markt erst entwickeln, wenn sie zu einem ebenfalls günstigen Preis ein technisch gutes Display mitgeliefert bekommen!
Die »Orion«, die Meta im September 2024 vorgestellt hatte, kann viel mehr. Sie kommt, was die Funktionalität anbelangt, einer echten AR-Brille mit Display schon näher – dafür ist sie aber ebenfalls sehr teuer und damit für den Consumer-Markt ungeeignet. Gießt das nicht Wasser in den Wein?
Keineswegs, hier hat Meta das Beste vom Besten kombiniert, was zu der Zeit, als die Brille entwickelt wurde, auf dem Markt verfügbar war – einfach um zu zeigen, was technisch möglich ist. So sind beispielsweise die Wave-Guides auf Basis von SiC gefertigt, damit sie einen hohen Brechungsindex erreichen. Was aber sehr aufwändig ist.
Außerdem sind drei microLED-Projektoren integriert. Läuft der Trend doch in Richtung microLEDs?
Als sie entwickelt wurde, war es das Beste, was zur Verfügung stand. Aber wie oben schon gesagt, demnächst werden wir sehen, dass es doch eine bessere Alternative gibt: die LBS-Projektoren. Die drei microLED-Projektoren in der »Orion« haben nämlich einen gravierenden Nachteil: Sie nehmen sehr viel Energie auf, da sind ihnen die heutigen LBS-Projektoren weit überlegen. Aber das Beispiel zeigt, dass Meta nach wie vor viel Geld in die Technik investiert und weiter auf die AR-Brillen setzt. Aber auch in China tut sich sehr viel in diese Richtung. Ich bin mir sicher, dass noch in diesem und im nächsten Jahr viele neue Smart Glasses auf den Markt kommen werden, die echten AR-Brillen nahekommen.
Auch mit LBS-Projektoren ausgestatte AR-Brillen?
Wir werden noch in diesem Jahr über einige neue Design-ins unserer »Trixel 3«-Projektoren berichten können.