Effizientere Inspektionstechnologien

Robotik und KI erobern die Inspektion

26. Oktober 2020, 11:20 Uhr | Nicole Wörner
Olaf Römer, ATEcare: »Auch wenn der Kitov One als hochpreisig einzustufen ist, amortisieren sich die Kosten für diese Technologie durchaus in weniger als einem Jahr.«
© ATEcare

Das intelligente Inspektions- und Robotersystem Kitov One bietet in Verbindung mit künstlicher Intelligenz neue Möglichkeiten, um Baugruppen und ganze Systeme unterschiedlichster Industriebereiche zu inspizieren.

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Gleichzeitig lässt sich damit die oft aufwändige manuelle Fehleranalyse minimieren.
Der Wettbewerb in der Baugruppeninspektion ist groß, und ein Wachstum durch Verdrängungswettbewerb ist kaum mehr möglich. Damit beginnt für jeden Hersteller die Suche nach seinen Alleinstellungsmerkmalen. Der israelische Hersteller Kitov und sein deutscher Vertriebspartner ATEcare setzen mit dem neuen System Kitov One für die automatisierte visuelle Sichtprüfung auf einen ganzheitlichen Ansatz, der Inspektions- und Bildverarbeitungstechnologie, Robotik und Künstliche Intelligenz vereint.

Kitov
Der Kitov One dient der visuellen Sichtprüfung. Ist die Lernphase abgeschlossen, ahmt der Roboter die menschliche Zuordnung nach und kategorisiert Abweichungen weitestgehend eigenständig.
© ATEcare

Das System inspiziert 3D-Oberflächenfehler auf verschiedenen Materialien, 1D- und 2D-Barcodes, Beschriftungen (OCR, OCV), Schrauben, Steckverbindern, Anschlüssen, etc. Neben einfachen Oberflächeninspektionen kontrolliert der Kitov One, ob Komponenten wie etwa (THT-)Bauteile vorhanden sind und richtig verbaut wurden, und es prüft alle sichtbaren Flächen eines Produkts. Ferner ist es möglich, ein zu kontrollierendes Produkt mit mobiler Robotik an den Kitov One heranzufahren. Die roboterunterstützte Bildaufnahme erübrigt menschliche Fehlanalysen.

Das System basiert auf Standardkomponenten und lässt sich überall dort einsetzen, wo elektronische Produkte jedweder Art hergestellt werden. Es lässt sich einfach in bestehende Fertigungen einbinden und an die Anforderungen unterschiedlichster Applikationen anpassen. Dabei eignet es sich gleichermaßen zur Zwischenprüfung während der Montage als auch zur Endkontrolle eines fertigen Produkts. Die mit dem Inspektionssystem generierten Testergebnisse und Bilder lassen sich in Reports einbinden, exportieren und mit diversen Archivierungslösungen einem Langzeitspeicher zuführen. Darüber hinaus ist es möglich, während der Produktion angefertigte 2D-Bilder an anderen Arbeitsplätzen zusammenzuführen.

Kitov
Soll-Ist-Vergleich fehlende Schraube
© ATEcare
Kitov
Soll-Ist-Vergleich von Kontaktierungen
© ATEcare

Das 3D-Universalsystem übernimmt neben den Prüftätigkeiten auch Inspektionen, die bislang manuell erfolgen mussten. So erkennt es beispielsweise winzige Strukturen, die das menschliche Auge nur schwer oder gar nicht erfassen kann. Mit der 3D-Bildverarbeitung und Deep-Learning-Algorithmen erzielt das System laut Hersteller ein bislang nie dagewesenes Erkennungsniveau.

Nachahmen erwünscht

Sobald die Programmierung anhand eines Vorgabeproduktes abgeschlossen ist, kann das Gerät verschiedenste Produkte automatisch inspizieren. Damit es die idealen Abstände aller seitlichen Ansichten und der Draufsicht erkennen kann, muss der Anwender lediglich die Außenmaße oder die 3D-CAD-Daten eines Produktes in das Menü eingeben. Auf Basis dieser Informationen erstellt das Testsystem ein 3D-Modell und prüft unter Einsatz KI-basierter Daten das zu inspizierende Produkt. Das Kitov One zeigt dem Operator dabei anfangs noch Abweichungen an. Der Bediener entscheidet dann, ob eine Unregelmäßigkeit in Ordnung, akzeptabel oder definitiv ein Fehler ist. Zeitgleich lernt das System dadurch, wie die angezeigten Differenzen einzuordnen sind. Ist die Lernphase abgeschlossen, ahmt der Roboter die menschliche Zuordnung nach und kategorisiert Abweichungen weitestgehend eigenständig.

»Die Kombination all dieser Optionen machen den Kitov One einzigartig«, ist Olaf Römer, Geschäftsführer des Kitov-Vertriebspartners ATEcare, überzeugt. »Bislang genutzte Versuchsaufbauten können die vom Anwender gewünschte Performance oftmals nicht lückenlos bieten. Vielmehr sind hier beispielsweise Einstellungen für jedes zu prüfende Produkt neu zu definieren. Zudem ist die Bedienung dieser Anlagen oft problematisch, und es sind darüber hinaus hohe Pseudofehlerraten hinzunehmen.«

Dass sich die Investition in die neue Technologie lohnt, davon ist Römer überzeugt: »Auch wenn der Kitov One als hochpreisig einzustufen ist, amortisieren sich die Kosten für diese Technologie durchaus in weniger als einem Jahr«, betont der Experte.


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