Die Fülle der Anwendungen zeigt auch ein Blick auf die Unternehmenshistorie von Moticon. Die ersten Projekte richteten sich an Skisportler: Ein erstes, noch einfaches Biofeedback-System benachrichtigte Skifahrer akustisch über ihre tatsächliche Gewichtsverteilung. In der Einlagenversorgung unterstützen die Systeme Anwender heute bei der optimalen Auswahl ihrer Einlagen. In der Verletzungsprophylaxe setzt der Fußballbundesligist FC Ingolstadt 04 gegenwärtig Moticon-Systeme ein, um den Leistungsstand der Fußballprofis zu analysieren, aber auch um Verletzungsrisiken zu erkennen und diesen durch gezieltes Training entgegenzuwirken sowie zu minimieren. Feedback-Systeme bei zu starker Belastung des Fußes in Alltag und Training können dann auch die Rehabilitation überwachen, sicher kontrollieren und damit letztlich verkürzen.
Rehabilitation: Genesungsprozess optimal unterstützen
Die Sensorsohlen eignen sich auch für klinische Versuchsreihen und ermöglichen zum Beispiel über eine lange Zeit serielle Ganganalysen. Die mobilen Systeme liefern dabei Messergebnisse, deren Qualität im Vergleich mit stationären Systemen validiert und nach DIN ISO 13485 für den Klinik-Einsatz zertifiziert wurden.
Ein wichtiger Bereich ist die Überwachung von Rehabilitationsmaßnahmen. Deren Verlauf lässt sich sehr gut durch den Vergleich mit Referenzmustern von Gangarten gesunder Patienten steuern und kontrollieren. Mit den Systemen ließen sich erstmalig über gesamte Heilungsverläufe von Frakturen der Beine lückenlose Aktivitäts- und Belastungsprofile anlegen. Eine Studie des Universitätsklinikums des Saarlands belegt, dass Empfehlungen zur maximalen Druckbelastung nach der Operation in den seltensten Fällen eingehalten wurden. Das gibt in der Folge zu Überlegungen Anlass, auf Standardempfehlungen zu verzichten oder solche Empfehlungen zu geben, die dem individuellen Bewegungsalltag des Patienten besser entsprechen. Und es ermöglicht, den Risiken solcher Überbelastungen, wenn sie sich nicht vermeiden lassen, vielleicht auch mit physiotherapeutischen Maßnahmen entgegenzuwirken. In eine ähnliche Richtung gehen auch Ergebnisse einer Studie des Universitätsklinikums Ulm.
Sensorsohlen können auch für andere medizinische Zwecke zum Erzeugen von akustischem oder taktilem Echtzeit-Feedback genutzt werden. Dies ermöglicht völlig neue Studien- und Anwendungsszenarien. So geben Abweichungen beim Gangbild von Parkinson-Patienten Hinweise auf neue Krankheitsschübe, die mit einer erforderlichen neuerlichen Medikation beantwortet werden können. Patienten mit Knie-Arthrose können durch ein Feedback dazu angeleitet werden, einen gelenkschonenderen Gang zu erlernen. Der Alarm erfolgt akustisch oder durch Vibration auf dem Smartphone des Patienten. Der Arzt hat dabei über die Cloud Zugriff auf die Daten und kann bei Bedarf eingreifen und den Patienten gegebenenfalls außerplanmäßig in die Klinik einbestellen.
Sensorsohlen helfen auch beim Nachweis von physiotherapeutischen Unterstützungs- und Behandlungsbedarf in der Onkologie. – beispielsweise eine Analyse der Gangstabilität bei hämatoonkologischen Patienten nach einer allogenen, hämatopoetischen Zelltransplation (alloHZT). Diese Behandlungsform ist mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden, die eine signifikante Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit zur Folge haben. Eine Studie der Uniklinik Freiburg hat »das schlechtere Abscheiden der Patienten im Vergleich zu den Kontrollpersonen und vor allem das Unvermögen, die Ganggeschwindigkeit zu erhöhen«, herausgehoben. Besonders ältere Patienten leiden nach solchen Therapien an einem erhöhten Sturz- und sogar Morbiditätsrisiko. Sensorsohlen können also bei der Verordnung therapeutischer Maßnahmen eine wichtige Rolle spielen. Je früher diese in einem Krankheitsverlauf ansetzen, umso zielgerichteter kann das medizinische Fachpersonal konservativ, operativ oder durch Medikamente gegensteuern.