Werbung um Fachkräfte für den Geheimdienst oder die Armee: Sicherheitsbehörden suchen Nachwuchs und setzen dabei auch auf die Gamescom – mit interaktiven Aktionen und einem eigenem Spiel.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) und die Bundeswehr präsentieren sich auf der Gamescom in Köln mit eigenen Ständen. Ziel ist es, technikaffine junge Menschen für eine Karriere bei den Sicherheitsbehörden zu interessieren.
Der BND stellt dabei ein eigens entwickeltes Computerspiel vor: „BND-Legenden: Operation Blackbox“. Spieler übernehmen darin die Rolle einer Agentin auf Mission in einem fiktiven Schurkenstaat. Das Spiel ist laut BND als Anspielung auf die Arbeit „unter Legende“ konzipiert – also mit falscher Identität. Das Spiel sei auch als symbolischer Versuch zu verstehen, die Blackbox BND für die Öffentlichkeit etwas zu öffnen, so eine Sprecherin.
Der BND setzt bei seiner Ansprache auf Gemeinsamkeiten mit der Zielgruppe: Technikaffinität, das Eintauchen in Rollen sowie Interesse an komplexen Zusammenhängen. Der Messeauftritt umfasst 100 Quadratmeter Fläche, 40 Mitarbeitende sind im Einsatz. Die Kosten für Stand und Spielentwicklung belaufen sich auf einen mittleren sechsstelligen Betrag.
In direkter Nachbarschaft wirbt die Bundeswehr mit interaktiven Stationen. Besucher können virtuell Panzer fahren, einen Hubschrauber fliegen oder sich bei Fitnessübungen ausprobieren. Auch die Einheit der Elektronischen Kampfführung ist vertreten. Ein Soldat zeigt ein KI-gestütztes Spiel, das er selbst weiterentwickelt hat.
Der Messeauftritt umfasst 150 Quadratmeter – ein Ausbau gegenüber dem Vorjahr. Die Bundeswehr ist seit 2009 auf der Gamescom vertreten. Eine konkrete Statistik zu Rekrutierungserfolgen über die Messe liegt nicht vor.
Friedensaktivisten kritisieren die Ansprache auf einer Spielemesse. Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) sieht eine gefährliche Vermischung von Spiel und Ernst. Gamer würden durch Ego-Shooter-Spiele ans Töten gewöhnt, was im Ernstfall auf dem Schlachtfeld Realität werden könne, so Bundessprecher Jürgen Grässlin. Auch die BND-Präsenz wird als problematisch eingestuft.
Die Verbände der Digitalwirtschaft bewerten das Potenzial von Gamern hingegen positiv. Sie verfügten über Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Reaktionsschnelligkeit und Multitasking – Kompetenzen, die auch in sicherheitsrelevanten Berufen gefragt seien. In der Ukraine würden Gamer gezielt für den Einsatz mit Drohnen rekrutiert, betont der Branchenverband Bitkom.