Diese Begeisterung auch bei anderen seiner Zunft zu wecken sei sein »persönliches Ziel in meinem 30-jährigen Berufsleben« gewesen, »wenn Sie so wollen, meine sehr persönliche Interpretation interkultureller Verständigung«. Anhand von vielen praktischen Beispielen habe er aufzeigen wollen, »was wir sowohl in unserer täglichen Arbeitsumgebung als auch in der Industrie machen können, um die Ingenieure in unterschiedlichen Richtungen zu ‚öffnen‘«.
Anfangs noch eher subtil – die Konferenzräume bei NI bekamen Namen wie Frisch, Wittgenstein, von Weizsäcker –, am Ende trotz einiger Rückschläge (»Warum heißt der Raum Müsli?«) und anderer spöttischer Kommentare direkter, denn seine Zunft zeigte sich manchmal ein wenig störrisch. »Mehr oder weniger diplomatisch machte man mir deutlich, dass man sich bewusst für ein technisches Fachgebiet entschieden habe und von substanzlosen Fächern nichts halte. Diese Haltung und die unzähligen merkwürdigen Bemerkungen dazu häuften sich so sehr, dass ich beschloss, systematisch dagegen zu steuern und quasi einen richtigen Feldzug zu führen.« Es gebe eine große Diskrepanz zwischen dem Bild, das die Ingenieure von ihrem eigenen Berufsstand haben, und dem der Öffentlichkeit.
Strategisch relevant wird diese Behauptung, wenn man Studienanfängerzahlen betrachtet, die seit Jahren im Sinkflug sind. Jamal: »Das Berufsbild des Ingenieurs muss in der Allgemeinheit viel sichtbarer sein, als heute der Fall ist: Kommissarinnen, Anwälte, Ärztinnen, Lehrer – das sind die Helden zahlreicher Serien und Filmen. Ingenieure tauchen so gut wie nie auf und wenn, dann in Science-Fiction-Filmen in ‚nerdy‘ Rollen – meist sogar als Schurken. Schlimmer noch: Alle Rollen sind durchweg von Männern besetzt. Hier ist ein großer Handlungsbedarf!« Die Elektrotechnik erreicht als »Nerd-Studium« vor allem andere Nerds, aber keine neuen Zielgruppen und auch weiterhin zu wenig Frauen. Vor allem an Blockschaltbildern und Zahlen orientiert zu sein erscheint offenbar einer Mehrheit nicht besonders attraktiv und erstrebenswert.
Aus den USA herüberschwappende Diskussionen wie »von STEM zu STEAM« (Science, Technology, Engineering and Mathematics – das hinzugekommende A steht dabei für Arts, Kunst) erscheinend vor diesem Hintergrund spannend. Denn der Trend der Kombinierung mit Nichttechnischem hat durchaus Kritiker, die entgegnen, das Studium bleibe nun mal schwer, physikalische Gesetze könne man nicht ändern, die Industrie brauche Experten, keine Generalisten mit wenig Ahnung von Details.