Klare Worte aus Taiwan

TSMC warnt die USA vor Chip-Zöllen

27. Mai 2025, 7:41 Uhr | Heinz Arnold
© TSMC

TSMC will seine geplanten Investitionen in Höhe von 165 Mrd. Dollar in Arizona überdenken, falls künftige Zölle auf taiwanesische Halbleiter die Nachfrage nach Chips verringern würde.

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Trump hat damit gedroht, Zölle von bis zu 100 Prozent auf Halbleiter aus Taiwan zu erheben, und wiederholt behauptet, Taipeh habe Washington das Chipgeschäft gestohlen.

»Neue Einfuhrbeschränkungen könnten die derzeitige Führungsposition der USA in der wettbewerbsfähigen Technologiebranche gefährden und Unsicherheiten für viele zugesagte Halbleiter-Kapitalprojekte in den USA schaffen, einschließlich des umfangreichen Investitionsplans von TSMC Arizona in Phoenix«, schrieb TSMC in einem Brief an das US-Handelsministerium. 

Mit dem Schreiben reagierte die größte Foundry der Welt auf die Aufforderung des Handelsministeriums, Stellungnahmen zu möglichen Zöllen auf Halbleiterimporte durch die Regierung von US-Präsident Donald Trump einzureichen. Eine Untersuchung gemäß Abschnitt 232 des Trade Expansion Act von 1962 hatte das Ministerium eingeleitet.

Damit hat TSMC seine Zurückhaltung aufgegeben. Bisher hatten die Regierung von Taiwan und taiwanesische Unternehmen vermieden, direkte Kritik an der Zollpolitik der US-Regierung zu üben. 

65 Mrd. Dollar für drei Fabs

TSMC plant, 65 Milliarden Dollar in den Bau von drei Fabs in Arizona zu investieren. Die erste hat bereits mit der Massenproduktion von Chips begonnen, der Bau der zweiten Fab ist fast abgeschlossen und im vergangenen Monat erfolgte der erste Spatenstich für die dritte Fab.

165 Mrd. Dollar insgesamt…

Im März sagte TSMC zusätzliche Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Dollar in Arizona zu, um drei weitere Wafer-Fabs sowie zwei Advanced-Packaging- und Testwerke und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum zu errichten. Das würde die Gesamtinvestitionen auf eine Summe von 165 Milliarden Dollar erhöhen.

…aber nur wenn die Nachfrage kommt 

TSMC teilte mit, dass die erfolgreiche und rechtzeitige Fertigstellung seines Projekts in Arizona davon abhänge, dass die Nachfrage nach seinen Produktionskapazitäten und Dienstleistungen seitens seiner führenden US-Kunden steigen werde. 

Zölle dämpfen Nachfrage

»Zölle, die die Kosten für Endverbraucherprodukte erhöhen, werden jedoch die Nachfrage nach solchen Produkten und den darin enthaltenen Halbleiterkomponenten senken«, so das Fazit von TSMC. 

Daher bittet TSMC in seiner Stellungnahme »höflich darum, dass sich die aus dieser Untersuchung resultierenden Maßnahmen nicht auf nachgelagerte Endprodukte und halbfertige Produkte, die Halbleiter enthalten, erstrecken«.

Quantitativ und qualitativ sei eine beträchtliche Menge an importierten Halbleiterfertigungsanlagen und -materialien derzeit nicht auf dem US-Markt erhältlich.

Jedes Projekt, das darauf abziele, die Entwicklung von Halbleiterproduktionsclustern in den USA zu beschleunigen, wie der Plan in Arizona, wäre von entscheidender Bedeutung dafür Nachfrage zu generieren, die für weitere Investitionen in die Lieferkette und den Bau von mehr Fabs in den USA erforderlich seien. 

»Zumindest sollten alle Zölle oder andere Einfuhrbeschränkungen mit realistischen Anpassungszeiten für TSMC Arizona und andere US-Unternehmen und Investoren, die sich bereits zu einer umfangreichen US-Halbleiterproduktion verpflichtet haben, eingeführt werden«, so das Unternehmen.

Dazu gehöre auch der zollfreie Zugang zu Vorleistungen, wenn eine lokale Beschaffung nicht möglich oder nicht durchführbar sei oder es einige Zeit dauern werde, sie ins Land zu holen.

30 Prozent der 2-nm-Kapazitäten in Arizona

Wenn die drei Fabs in Arizona wie geplant ihren vollen Betrieb aufgenommen haben werden, wird TSMC Arizona voraussichtlich 100.000 Wafer pro Monat produzieren. Das bedeutet, dass TSMC in Arizona 30 Prozent der gesamten weltweiten Kapazität des Unternehmens für die Fertigung von ICs mit Hilfe von 2-nm-Prozessen dort konzentrieren wird.  
 


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