Karl-Heinz Gaubatz von Semikron:

»In Asien das größte Wachstum«

28. September 2018, 9:02 Uhr | Engelbert Hopf
Karl-Heinz Gaubatz, Semikron: »Man muss sich mal etwas trauen zu entscheiden. mit diesem Vorsatz treiben wir nun die Produkt- und Wachstumsstrategie voran, um die Zukunft und Unabhängigkeit der Firma Semikron zu sichern.«
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Unter der Leitung des neuen CEO Karl-Heinz Gaubatz leitet Semikron eine Reihe von Maßnahmen ein, um die Wettbewerbsfähigkeit des Leistungshalbleitermodul-Spezialisten für die Zukunft zu sichern.

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Markt&Technik: Herr Gaubatz, Sie kamen im Dezember 2017 als neuer CTO zu Semikron. Seit rund 100 Tagen sind Sie nun CEO. Wo liegen die größten Herausforderungen?

Karl-Heinz Gaubatz: Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren nicht konsequent zum Automotive-Geschäft bekannt. Dies haben wir geändert. Wir haben ein sehr gutes Produktportfolio und werden dies mit neuen technologischen Lösungen erweitern. Wir haben die Strategie für die nächsten fünf Jahre festgelegt. Diese ist von unserem Aufsichtsrat bestätigt worden. Und wir haben einen Investitionsplan verabschiedet, der in den kommenden fünf Jahren Investitionen von 10 % des Umsatzes pro Jahr vorsieht.

Das klingt nach deutlichen Veränderungen. Wie konnte es zu einem solchen Aktions- und Investitionsstau kommen? Hat man das Risiko großer Investitionen gescheut oder nicht rechtzeitig auf Wachstumsmärkte gesetzt?

Der Markt für Leistungselektronik wächst rasant und wir reagieren auf diese Marktsituation. Semikron ist ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen, das von den Ideen der Mitarbeiter lebt und groß geworden ist. Semikron ist ein hervorragendes Unternehmen, das aber jetzt die Weichen für die Zukunft stellen muss, um global wettbewerbsfähig zu sein. Semikron steht auf gesunden finanziellen Beinen, deshalb lassen sich die anstehenden Investitionen auch aus der eigenen Substanz tätigen.

Waren es diese Fragezeichen bezüglich der Zukunft des Unternehmens, die in den letzten zwei, drei Jahren zu einem gewissen Kommen und Gehen in den Führungsetagen führte?

Sie können davon ausgehen, dass wir in diesem Punkt in Zukunft wieder stabiler werden. Noch in diesem Herbst werden wir das Führungsgremium komplett besetzt haben. Wir werden dann vier Vorstände sein, die jeweils für ihre Resorts verantwortlich sein werden. Und ganz wichtig, die Verantwortung und Entscheidungsfindung ist eine gemeinsame. Auch dies eine ganz typische Herausforderung für ein mittelständisches Unternehmen vor dem nächsten Wachstumsschritt. Es wird unsere Aufgabe als Vorstand sein, die Mitarbeiter zu „empowern“, um zum einen Kreativität und Engagement zu fördern, die Verantwortung abzugeben und den Mitarbeitern kreative Freiräume geben.

Was bedeuten diese Pläne konkret für den Standort Nürnberg? Bleibt er weiterhin der Hautstandort im Hinblick auf Entwicklung und Fertigung? Oder werden die Investitionen vor allem in andere, internationale Standorte fließen?

Wir werden in Zukunft die Wertschöpfungskette an allen Standorten erhöhen. Wir werden am Standort Nürnberg genauso investieren wie an anderen Standorten. Nürnberg ist und bleibt unser wichtigster Standort. Nürnberg ist unser Hauptwerk für alle neuen Technologien, z.B. der Sintertechnologie. Es macht keinen Sinn, neue Technologien weit weg von der Entwicklung einzuführen. Es gibt auch keinen Zweifel daran, dass wir unsere Halbleiterfertigung weiterhin am Standort Nürnberg und Brasilien haben werden. Aber auch in diesem Produktportfolio stehen technologische Entscheidungen an, z.B. wie sieht die nächste Generation unserer CAL4-Freilaufdioden aus, welches Herstellverfahren verwenden wir. Aber wir sind und bleiben einer von wenigen Hersteller von diskreten bipolaren Leistungshalbleitern. Eine zeitnahe Entscheidung wird auch zum Thema „Fertigung in China“ fallen. Wir werden dem Wunsch unserer Kunden folgen und in China die Produktion weiter ausbauen. Der Standort und welche Produkte sind noch nicht festgelegt.

Ihr Umsatz stagnierte in den letzten Jahren etwas unter 500 Millionen Euro. Welche Steigerungsmöglichkeiten sehen Sie hier, und rechnen Sie in Zukunft mit einer Veränderung der regionalen Umsatzverteilung? Rund 50 Prozent werden ja nach wie vor in Europa erzielt.

Wir haben im letzten Jahr einen Umsatz von 487 Millionen Euro erzielt und werden in diesem Jahr wohl 52x Millionen erreichen. Wir wachsen also im hohen einstelligen Bereich. Bei der regionalen Verteilung werden wir sehen, welche Potenziale sich für uns in verschiedenen Regionen eröffnen. Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass wir in Asien das größte Wachstum haben werden. Der Markt in den USA bietet viel Potenzial. Die USA sind für uns ein klassischer Industriemarkt, da können wir alle unsere Stärken ausspielen.


  1. »In Asien das größte Wachstum«
  2. Geschäftsfeld erneuerbare Energien
  3. Einstieg ins Automotive-Geschäft?

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