Gegenüber 2018 hat sich die Liefersituation bei IGBTs wieder entspannt. Mit wie vielen IGBT-Herstellern arbeiten Sie heute zusammen?
Gaubatz: Hauptsächlich sind das drei IGBT-Hersteller: Infineon Technologies, Mitsubishi Electric und Fuji Electric. Wir schauen uns darüber hinaus noch andere IGBT-Chip-Hersteller an; ich würde sagen, wir haben da zehn auf unsrer Liste.
Sontheimer: Im Chip-Bereich ist die Allokation der letzten Jahre auf dem IGBT-Sektor vorbei. Wo es immer noch Schwierigkeiten gibt, ist der Packaging-Bereich. Wir sind davon nicht betroffen, wir haben da rechtzeitig investiert.
Sie gehören zu den Herstellern, die auch SiC-Module anbieten. Mit welchen Chipherstellern arbeiten Sie dort zusammen?
Gaubatz: Wir arbeiten mit den wesentlichen vier Herstellern zusammen: Cree, Infineon Technologies, Rohm Semiconductor und STMicroelectronics. Überall, wo der Wirkungsgrad eine Rolle spielt, eignet sich SiC sehr gut. Unsere Module kommen da in AC-Ladesäulen genauso zum Einsatz wie in USVs und Invertern der Automobilindustrie.
Sontheimer: Wir kommen mit unseren SiC-Modulen auch im Bahnbereich zum Einsatz. Dort vor allem in Hilfsaggregaten. Unser Einsatzgebiet sind da vor allem Straßenbahnen und kleinere Züge. Im ICE kommen wir nicht zum Einsatz. Darüber hinaus in Ladevorrichtungen für Batterien elektrisch betriebener Fahrzeuge.
Befinden sich die Pläne für GaN-Module noch im R&D-Status? Wie lange wird es noch dauern, bis Semikron auch in diesem Bereich Modullösungen anbieten wird?
Gaubatz: Wenn Sie damit ein kompaktes Steckernetzteil oder -ladegerät realisieren, dann genügt dafür ein GaN-Leistungshalbleiter. Wenn Sie mehrere dieser extrem schnellen Leistungshalbleiter in einem Modul parallelschalten, um große Leistungen zu erhalten, wird die Sache etwas komplexer. Bei der hohen Schaltfrequenz müssen diese erst mal alle nahezu synchron schalten. Da sind noch viele Themen offen, da reden wir nicht über ein oder zwei, sondern über fünf bis zehn Jahre, bis diese Technologie für hohe Leistungsklassen serienreif sein wird.
Werden Sie weiterhin als CEO und CTO in Personalunion bei Semikron agieren, Herr Gaubautz?
Gaubatz: Ich habe einen Vertrag, der ist langfristig, und er beinhaltet diese Doppelfunktion. Ich bin auch der Meinung, dass fünf Vorstandspositionen für ein Unternehmen unsrer Größenordnung zu viel sind. Das mag man in zehn Jahren anders bewerten, aber derzeit sind wir mit unserer aktuellen personellen Aufgabenverteilung im Vorstand gut aufgestellt.