Semikron setzt auf E-Mobility

»Die Strategie steht, nun wird sie konsequent umgesetzt«

15. Oktober 2019, 11:33 Uhr | Engelbert Hopf
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Schwierige aktuelle Rahmenbedingungen

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Peter Sontheimer, Semikron: »China ist der größte Windkraftmarkt weltweit und er boomt derzeit deshalb, weil die chinesische Regierung angekündigt hat, Windkraft nur noch in diesem und im nächsten Jahr zu fördern. Unsere Stellung in China lässt sich daran ablesen, dass uns acht der Top 10 dort einsetzen, darunter auch der Marktführer.«
© Semikron

Die USA stellen für Semikron bisher einen klassischen Industriemarkt dar. Herr Gaubatz, Sie hielten dort im Vorjahr ein kräftiges Wachstum für möglich. Ist das unter den aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen noch möglich?

Gaubatz: Wir erzielen in den USA etwa 8 Prozent unseres Umsatzes und haben dort ein kleines Werk, in dem wir Stacks bauen. Die USA hinken bislang beim Thema erneuerbare Energien hinterher. Man muss sich ansehen, wie lange die USA sich das noch leisten können und welches Produktportfolio nötig sein wird, wenn sich diese Haltung einmal ändern sollte.

Sontheimer: Als das Thema IGBT vor über 20 Jahren begann, war die weltweite Verteilung zwischen den USA, Europa und Japan jeweils ein Drittel. Heute befinden sich noch 10 Prozent der IGBT-Fertigung in den USA! Die Produktionen wurden großteils nach Asien verlagert. Zwar werden noch wichtige Design-in-Entscheidungen in den USA getroffen, die Lieferwege verlaufen heute aber ganz anders. Aktuell entsteht in den USA gerade ein Re­place­ment-Geschäft. Es geht darum, die existierenden Windkraftanlagen für den weiteren Einsatz zu ertüchtigen, und davon profitieren auch wir.

Semikron war traditionell immer stark im Windkraftbereich präsent. Inzwischen hat sich dieser Markt auf der Herstellerseite deutlich verändert. In der Top-10-Liste finden sich inzwischen fünf chinesische Hersteller. Hat das Auswirkungen auf Ihr Geschäft?

Sontheimer: Windkraft in China legt zu, da erleben wir derzeit einen Boom. Warum ist das so? Weil der chinesische Staat angekündigt hat, Windkraft noch in diesem Jahr und 2020 zu fördern, danach nicht mehr. Wir haben uns frühzeitig international aufgestellt, sodass wir heute deutsche, spanische, dänische oder chinesische Windkraftanbieter beliefern. China ist weltweit der größte Windmarkt, und acht der Top 10 Bedarfsträger in China sind unsere Kunden, darunter der Marktführer. Wichtig war für uns, dass wir 2014 angefangen haben, auch in diesem Segment Standardprodukte anzubieten und nicht mehr nur kundenspezifische Lösungen. Und das macht sich inzwischen wirklich bezahlt. Wir sind in den letzten Jahren auch dazu übergegangen, immer mehr Elektronikkomponenten in unseren SKiiP-Modulen durch Automotive-Grade-Produkte zu ersetzen.

Gaubatz: Es wird sich noch viel tun im Windkraftbereich. Der eine Hersteller möchte auf Standardlösungen setzen, was die Power-Module angeht, andere setzen auf ein Produkt wie SKiiP, das ausentwickelt ist und fortlaufend verbessert wird. Er kauft sich damit Qualität und Sicherheit ein. Wer das nicht möchte, kauft sich am Markt Standardmodule und verschaltet dann 120, 130 oder 150 davon parallel im Glauben, dadurch eine bessere, weil billige Lösung umzusetzen. Man wird sehen, was sich letztlich durchsetzt.

Bislang war Semikron nicht stark im Automotive-Markt präsent. Warum haben Sie sich nun doch für den verstärkten Einstieg in dieses Marktsegment entschieden?

Sontheimer: Klar ist: Die Elektromobilität wird kommen! Das lässt sich auch mit Lobbyismus nicht mehr wegdiskutieren, diese Richtung ist alternativlos. Weltweit zwingen inzwischen gesetzliche Vorgaben die Automobilhersteller, alternative Fahrzeugkonzepte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Damit ist jetzt auch für uns die Zeit für mutige Schritte nach vorne und entsprechende Investitionen gekommen, ohne dass wir dabei übermütig werden. Mit unserer doppelseitigen Sintertechnik glauben wir auch, einen technologischen Marktvorsprung in diesem Bereich zu haben, die dem Kunden technische und wirtschaftliche Möglichkeiten gibt, die er mit herkömmlicher Aufbautechnik nicht hat.

Gaubatz: Wir haben in der Automobilbranche einen Vorlauf beim Design-in von 36 Monaten. Vor diesem Hintergrund sprechen wir über das Jahr 2023 für den Einsatz unseres neuen Automotive-Moduls. Für diese Module haben wir heute Projekte in Europa und Asien in unterschiedlichen Phasen und werden uns dann ab 2023 dort in großen Stückzahlen bewegen. Für die Umsetzung dieser Pläne haben wir nun die neue Produktionshalle mit dem entsprechenden Equipment am Standort Nürnberg geplant. Was wir bislang liefern, sind unsere Industrie-Module mit Automotive-Freigabe. Wichtig für die Semikron ist, dass wir jetzt eine klare Strategie für diesen Bereich haben: Wir gehen in Automotive, wir haben ein Programm dafür, wir exekutieren das, wir haben uns einen Zeitrahmen gegeben, in dem wir das sauber vorbereiten können, bevor wir dann in die Stückzahlen gehen.


  1. »Die Strategie steht, nun wird sie konsequent umgesetzt«
  2. Schwierige aktuelle Rahmenbedingungen
  3. Das doppelseitige Sintern
  4. Personalunion bei Semikron

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