Markt&Technik-Forum »Trends in der Leistungselektronik«

Chance für zweistellige Wachstumsraten im Jahr 2015

23. April 2015, 16:53 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Auswirkungen des billigen Öls

Harald Kasteleiner, Glyn
Harald Kasteleiner, Section Manager Power & Sensor Solutions, Glyn: »Die Schweiz ist derzeit sicherlich eine Herausforderung. Da ist viel Verunsicherung drin, und wir wissen nicht, wie die Kunden weitermachen werden.«
© energie-und-technik.de

Von einer Seitwärtsbewegung, aber keiner Steigerung 2014 spricht Harald Kasteleiner, Section Manager Power & Sensor Solutions bei Glyn. »Vielleicht haben sich manche Kunden von Unsicherheiten wie Griechenland, der Euro-Krise oder dem Ukraine-Konflikt beeindrucken lassen«, vermutet er, »es wurde zwar eine ganze Reihe angekündigter Projekte umgesetzt, andere wurden jedoch wieder verschoben«. Besonders viel Verunsicherung registriert er im Handel mit der Schweiz: »Das ist momentan sicherlich eine Herausforderung, wir wissen nicht, wie die Kunden weitermachen.« Verschiedene Schweizer Unternehmen, so Kasteleiner, haben inzwischen die Arbeitszeiten erhöht, um dem Preisanstieg durch die Euro-Abwertung entgegenzuwirken, »ob das der richtige Weg ist, wird sich zeigen«.

Das heikle Thema, wie sich die geänderten Wechselkursverhältnisse 2015 auf das Business auswirken werden, umschifft die Diskussionsrunde mit dem Hinweis auf eine Grundweisheit aus dem ersten Semester der BWL-Vorlesung: »Wer seine Kosten vor allem in einer Währung hat, die in kurzer Zeit sehr stark geworden ist, der muss zusehen, dass er die Kosten in den Griff bekommt.« Wie das geschehen wird, dafür muss jeder eine eigene Lösung finden. Zu unterschiedlich sind in dieser fragmentierten Branche die einzelnen Produktschwerpunkte, Applikationsbereiche, Absatzmärkte und Vertriebskonzepte.

Klar wird in der Diskussion aber auch, dass am langfristigen Erfolg der Branche niemand zweifelt, obwohl die aktuelle Situation mit ihren historisch niedrigen Energiepreisen dem Business-Konzept vieler Leistungshalbleiter-Hersteller, die auf einen möglichsten effizienten Strom- und damit auch Energieverbrauch setzen, zuwider laufen. »Dass Energie und Öl so billig sind, ist nicht normal«, meint Eschrich, »auf absehbare Zeit sehe ich da keine Normalität auf uns zukommen«.

Unterschwellig klingt in der Diskussion immer wieder die Hoffnung durch, dass sich die Elektromobilität in den nächsten Jahren doch noch zu einem wirklich interessanten Markt für die Leistungshalbleiter-Branche entwickelt. Wenn es in diese Richtung geht, so die Einschätzung der Diskussionsrunde, würde der Mehrbedarf wohl 2018/19 kommen, die notwendigen Entscheidungen dafür, auch aus den Reihen der Politik, müssten aber jetzt getroffen werden, »denn wer da jetzt nicht dabei ist, der wird das auch 2018/19 nicht sein«, stellt Wiatr fest. Für Petersen entscheiden Infrastruktur, Reichweite und Ladezeit über den Erfolg der E-Mobility in Deutschland und Europa, »die Schaffung der notwendigen Infrastruktur halte ich dabei für die größte Herausforderung«. Sontheimer und Ademmer sind sich sicher, dass die entscheidenden Impulse zum Thema E-Mobility von China ausgehen werden, »der Leidensdruck ist dort ganz einfach höher als bei uns«.

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Claus Petersen, Danfoss Silicon Power: »Beim IGBT-Markt ist mehr Bewegung in den Markt gekommen, weil in Japan Verträge ausgelaufen sind, die es bisher verhindert haben, im IGBT-Markt aktiv zu sein.«
© Markt&Technik

Es mag auch an den aktuellen Rahmenbedingungen liegen, dass es etwas ruhiger um die ambitionierten Ankündigungen einiger Hersteller geworden ist, in Zukunft vom Wachstum des IGBT-Marktes partizipieren zu wollen. Dass sich der eine oder andere Halbleiter-Hersteller für den Einstieg in den IGBT-Markt interessierte, hat nach den Worten von Petersen damit zu tun, »das dort in den letzten Jahren einige Verträge ausgelaufen sind, die den bisherigen Eintritt in den IGBT-Markt verhindert haben«.

Für Harper, Wiatr und Dr. Kirchenberger ist es vor allen Dingen die Attraktivität des Automotive-Marktes, die den Einstieg ins IGBT-Geschäft interessant macht. Aus genau diesem Grund ist ja auch STMicroelectronics nach einigen Jahren der Abwesenheit inzwischen wieder in den IGBT-Markt eingestiegen. Aus Sicht des Modul-Herstellers Semikron hat sich der Tourismus von IGBT-Anbietern in Nürnberg in den letzten Jahren deutlich erhöht. »Für uns ist es Teil der Produktstrategie, nicht nur auf einen Lieferanten zu setzen«, versichert Sontheimer, »und die Konkurrenz ist größer geworden, aber eben auch die Zahl der Produkte, die sich in ihren Eigenschaften angeglichen haben«.

Besonders zahlreich ist die Konkurrenz inzwischen im Bereich der 1200-V-IGBTs geworden. Aber auch im Bereich der 1700-V-IGBTs steigt die Zahl der Lieferanten. Mit Angeboten am Markt präsent sind nach Sontheimers Worten inzwischen auch drei chinesische IGBT-Hersteller, »aber es ist eben ein Unterschied, ob ich eine Maschine hinstelle oder einen Prozess beherrsche«. Unabhängig davon geht Kasteleiner davon aus, dass in Zukunft noch mehr IGBT-Hersteller aus China kommen werden: »Das politische Ziel ist es, diesen Prozess zu beherrschen und diese Technologie damit für das Land verfügbar zu machen.«


  1. Chance für zweistellige Wachstumsraten im Jahr 2015
  2. Unsicherheitsfaktor China
  3. Auswirkungen des billigen Öls
  4. Weiter nichts zu hören über chinesische Hersteller von Super-Junction-MOSFETs
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