Nichts zu hören ist dagegen über chinesische Hersteller von Super-Junction-MOSFETs, und daran dürfte sich nach Einschätzung von Dr. Kirchenberger auch in Zukunft nichts ändern. Super-Junction-MOSFETs beschränken sich auf den High-Voltage-Bereich ab 600 V, der heute etwa ein Drittel des MOSFET-Marktes ausmacht. Etwa die Hälfte der HV-MOSFETs wird heute in Super-Junction-Technologie verkauft. Neben STMicroelectronics und Infineon Technologies sind es Toshiba Semiconductor und Rohm Semiconductor, die auf diesem Gebiet aktiv sind und den Markt bestimmen. Harper macht darauf aufmerksam, dass es mit Deep-Trench und der Shielded-Gate-Technologie eine Alternative zum Super-Junction-Effekt gibt »und dass einige Hersteller sehr aggressive Entwicklungen im Bereich Shielded-Gate-Technologie vorantreiben«.
Entspannt zeigt sich die Diskussionsrunde beim Thema Lieferzeiten: »Wir bewegen uns seit Ende des Jahres 2013 in einem Käufermarkt«, stellt Ademmer fest, »entsprechend groß ist die Bereitschaft aller Beteiligten in dieser Branche zu liefern«. »Unsere Standard-Lieferzeit liegt derzeit bei sechs Wochen«, berichtet Harper, »wir sehen absolut keine Anspannung im Markt«. Wenn es doch mal eng würde, so Ademmer, dann im Low-Power-Bereich. Aufgrund der kurzen Lebensdauer der Designs würden dort neue Technologien früh adaptiert, gleichzeitig werde aber sehr kurzfristig geplant, erläutert er, »damit schnellt bei diesen scharfen Ramp-ups das Risiko in der gesamten Supply-Chain nach oben«. Sontheimer stellt fest, dass die Kunden zwar immer betonten, dass ihnen pünktliche Belieferung besonders wichtig sei, »aber der Zeitrahmen, in dem sie beliefert werden wollen, wird immer kürzer und die Qualität der Forecast-Aussagen immer schlechter«.
Zunehmend wichtig, so Sontheimer, Ademmer und Eschrich zum Abschluss, werde für die Leistungshalbleiter-Hersteller die Ausrichtung auf Systemkompetenz: »Wer die Anwendung nicht fast bis auf Kundenniveau versteht und auch in der Lage ist, das Design zu machen, der kommt allmählich ins Hintertreffen«, stellt Ademmer fest. Das Problem bei diesem Business-Konzept besteht darin, dass bei kleinen Stückzahlen das dazu notwendige organisatorische Setup das Produktgeschäft nicht mehr rechtfertige.
»Es gibt heute Kunden in der Antriebstechnik, die ihren Antrieb nicht mehr über die Technik verkaufen können«, erläutert Sontheimer. Irgendwann entwickelt sich dieser Kunde dann zu einem Software-Verkäufer, der auch Hardware anbietet. »Für uns bedeutet das, so nahe am Kunden dran zu sein wie nur möglich, seine Applikation zu verstehen, und dann mit unserem Know-how zur Lösung seiner Aufgabenstellung beizutragen«.
Diesen Wunsch nach Unterstützung sehen die Diskussionsteilnehmer mit der sich abzeichnenden Marktdurchdringung von SiC-MOSFETs und GaN-Leistungshalbleitern in den nächsten Jahren verstärkt auf sich zukommen. Hier die richtige Balance zwischen dem notwendigen organisatorischen Setup und der Wirtschaftlichkeit eines Projektgeschäfts zu finden, wird in Zukunft entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg in der Leistungshalbleiter-Branche beitragen.