Über den Aufkauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren der Euro-Länder flutet die EZB bis zum September 2016 monatlich mit 60 Milliarden Euro den Markt. Geld, so die Intention, das die Banken, denen die Anleihen abgekauft wurden, in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher weitergeben sollen. Das Billionen-Euro-Programm soll die Wirtschaft im Euro-Raum ankurbeln. Wird die Leistungselektronik von diesem Konjunkturprogramm profitieren?
»Zeitlich gesehen, dürfte das keinen schnellen Effekt auf das Power-Geschäft haben«, meint Peter Sontheimer, CSO von Semikron International, »was uns dagegen kurzfristig wirklich hilft, sind Meldungen wie die, dass ein großer amerikanischer IT-Spezialist 850 Millionen Dollar in eine Solarfarm stecken will«. Auch die Entscheidung eines großen IT-Unternehmens, noch einmal ein zusätzliches Server-Zentrum aufzubauen, würde sich schneller auf die Leistungselektronik-Branche auswirken als die möglichen Folgen dieses Konjunkturprogramms der EZB. »Wenn es schnell geht, dann sehen wir erste Auswirkungen dieses Programms vielleicht in ein, eineinhalb Jahren«, meint Wolfgang Ademmer, Vice President High-Power Products bei Power Integrations.
Für Jonathan Harper, Regional Technical Marketing Manager High Voltage and Industrial bei Fairchild Semiconductor, werden die möglichen Auswirkungen dieses EZB-Programms derzeit durch die niedrigen Energiepreise konterkariert: »Billige Energie ist eine Bremse für unser Geschäft – Energie sparende Technologie wird in einer solchen Situation nicht so stark nachgefragt.«
Etwas positiver sieht das Robert Wiatr, Marketing Manager Power Semiconductor bei der Semiconductor European Business Group von Mitsubishi Electric: »Bei unseren Kunden registriere ich in der derzeitigen Situation den Trend, nicht Geld in den Austausch einer Komponente zu stecken, sondern gleich etwas komplett Neues zu entwickeln, weil das Geld dafür ja zur Verfügung steht. Die ändern also nicht nur ein Detail, sondern gleich das ganze System.«
Anders als in China, wo von staatlicher Seite klar definiert werde, welche Branche mit welchem Projekt unterstützt werde, so Ademmer, »sind wir hier in Europa sehr demokratisch unterwegs«. Im Idealfall werde man sich unter dem Eindruck der Geldschwemme entscheiden, staatliche Förderprogramme aufzulegen. Aber bis das dann umgesetzt wird, dauere es. »Ich finde ein Jahr ein Jahr in diesem Zusammenhang schon sehr optimistisch!« So sieht Ademmer beispielsweise keine Anzeichen dafür, dass die Bundesregierung Anstalten mache würde, etwa den Netzausbau zur höchsten Priorität zu erklären und dazu ein Investitionsprogramm aufzulegen.