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Chance für zweistellige Wachstumsraten im Jahr 2015

23. April 2015, 16:53 Uhr | Engelbert Hopf
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Unsicherheitsfaktor China

Mit der Breite des Produktspektrums begründet auch Wolfgang Ademmer, Vice President, High-Power Products, Power Integrations, das zweistellige Wachstum im letzten Jahr: »Wir decken mit unseren Produkten Applikationsbereiche von einigen wenigen Watt bis zu 5 MW ab«, erläutert er, »und es gelingt uns mit unseren neuen Produkten immer mehr Grip in den Märkten zu entwickeln, die einen längeren Vorlauf benötigen«. So gebe es eben Anwendungsbereiche, in denen von der Bemusterung bis zum Ramp-up drei bis sechs Monate vergehen, wie etwa bei den Chargern, und dann gebe es den HV-Bereich der großen Leistungen, bei denen es vom ersten Konzept bis zur Umsetzung fünf Jahre dauern kann. Hinzu komme der Unsicherheitsfaktor China: »Wenn es dort läuft, dann läuft es richtig«, versichert Ademmer, »wenn aber mit dem stählernen Besen gegen Korruption vorgegangen wird, dann führt das zu Stagnation. Sobald diese Phase vorbei sei, habe man ruckzuck ein, zwei große Projekte am Start, die zu signifikantem Umsatz führten, »aber derzeit herrscht eben aus den genannten Gründen beispielsweise Zurückhaltung bei Infrastrukturausgaben im Bereich der Netzerweiterung«. Europa läuft aus seiner Sicht gut, in den USA sei nur der High-Power-Bereich von der Investitionszurückhaltung im Ölbereich betroffen.

»Wir haben 2014 zwar auch gut performt, aber für ein zweistelliges Wachstum hat es nicht gereicht«, berichtet Dr. Ulrich Kirchenberger, Director Global Accounts Siemens and Osram bei STMicroelectronics, »aber eine hohe einstellige Wachstumsrate gerade in Europa, wo die Wachstumsraten speziell in den letzten Jahren nicht in den Himmel geschossen sind, halte ich schon für ein sehr gutes Ergebnis«.

»Wir haben unseren Plan umgesetzt, und der war nicht auf Riesen-Wachstumsraten angelegt«, schildert Peter Sontheimer, CSO bei  Semikron International, das Geschäftsjahr 2014. Einige Länder in Südeuropa haben nach seinen Worten nach wie vor Probleme, Bedarfe vorzuweisen, »im Prinzip ist nur Deutschland auf einem hohem Niveau«. Der Antriebsbereich habe sich als sehr stabil erwiesen, sei aber eben auch nicht zweistellig gewachsen. Auf dem Gebiet der Renewables ist Semikron vor allem in China wieder zu alter Stärke zurückgekehrt. »Unsere Produkte gibt es eben schon ein paar Jahrzehnte, da sind die Kinderkrankheiten ausgestanden«, freut sich Sontheimer, »wir sind da gut eingeführt, und wir sind mature!« Aber auch in China spielt Verfügbarkeit nach seinen Worten heute eine viel größere Rolle als vor fünf Jahren, »die Anlage muss laufen, Service spielt da eine sehr große Rolle«!

Robert Wiatr, Mitsubishi Electric, Markt&Technik, PCIM
Robert Wiatr (Mitte), Mitsubishi Electric: »Wir sind in Europa traditionell stark im HV-Bereich, damit aber auch sehr abhängig von diesem Anwendungsbereich. Aus diesem Grund treiben wir unser Automotive-Engagement im Europa voran.«
© Markt&Technik

Für Mitsubishi Electric verlief das Kalenderjahr 2014 »stabil«, so Robert Wiatr, Marketing Manager Power Semiconductor bei der Semiconductor European Business Group von Mitsubishi Electric. Einige Applikationen, wie etwa HGÜs, seien jedoch nicht so gelaufen, wie erhofft: Zum einen habe es technische Probleme bei Kunden gegeben, oder angekündigte Investitionen seien nicht getätigt worden. Der Antriebsbereich performte nach Wiatrs Worten gut.

Mitsubishi ist traditionell stark im Bereich Hochvolt, »das sind rund 50 Prozent unseres Geschäfts in Europa«. Um das eindrucksvoll zu illustrieren, zieht Wiatr einen Vergleich: »Wenn wir einen Hochvolt-IGBT verlieren, müssten wir da wahrscheinlich 500 MOSFETs dagegen setzen.« Speziell im letzten Quartal 2014 hat sich zudem der russische Markt bemerkbar gemacht: »Russland ist für uns ein HV-Markt, ob das nun im Bereich der Ölpipelines oder anderer Applikationen ist. Wenn der russische Markt nicht stabil ist, merken wir das.« Da ist es nur logisch, dass er seine Erwartungen für das Jahr 2015 auch an Russland knüpft: »Wir erwarten ein stabiles 2015, es wird aber davon abhängen, was der russische Markt macht und wie erfolgreich einige unserer Kunden im Off-Shore-Bereich sind.«

Bei Fuji Electric zeigt sich Fred Eschrich, General Manager Power Semiconductor Division von Fuji Electric Europe, zufrieden mit dem Industrial-Drives-Geschäft im letzten Kalenderjahr, etwas verzögert hat sich das Geschäft im Bereich Erneuerbarer Energien. »Aber dieses Geschäft ist einfach nur verspätet zum Tragen gekommen, und die erforderlichen Freigaben sind jetzt seit dem ersten Quartal dieses Jahres durch«, freut sich Eschrich, »aktuell gehen wir für 2015 von einer zweistelligen Wachstumsrate aus«.


  1. Chance für zweistellige Wachstumsraten im Jahr 2015
  2. Unsicherheitsfaktor China
  3. Auswirkungen des billigen Öls
  4. Weiter nichts zu hören über chinesische Hersteller von Super-Junction-MOSFETs
  5. SiC-MOSFETs: Von der Nische in die Volumen-Applikationen
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