Trends des Embedded Computing

Unbeirrt beständig

14. September 2016, 14:40 Uhr | Manne Kreuzer
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Windows 7 und die Alternativen

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Christian Eder, congatec „Type 7 ist im Gegensatz zu allen anderen COM-Express-Definitionen nur für Headless-Systeme geeignet, weil keinerlei Display-Interfaces implementiert sind.“
© congatec

Abkündigungen sind aber nicht nur ein Thema bei den Bauteilen, auch Software ist davon betroffen: Aktuelles Beispiel ist Windows. »Das Verkaufsende von Windows 7 im kommerziellen Bereich trifft die Embedded-Industrie sechs Jahre nach dem Verkaufsende von Windows XP. Aber auch heute noch werden Produkte mit XP verkauft, und die Industrie lässt sich durch diese Schritte im PC-Markt nicht unter Druck setzen – scheint mir zumindest so«, berichtet Eisenbarth. »Windows 7 wird sicher noch bis 2020 häufig eingesetzt werden. Das große Thema ist da wohl eher der Umgang mit der veränderten Philosophie in punkto Update und Produktpflege, die mit Windows 10 anders organisiert werden muss und fortlaufend Aktivitäten bindet.«Die unlängst aufgetreten Probleme mit Windows-10-Updates wie dem „Anniversary Update“ beflügeln nicht gerade den Umstieg. »Der Start von Windows 10 verlief holprig und nicht so glatt wie erwartet. Daher sind viele Kunden bei Windows 7 geblieben und werden den Übergang auf neuere Windows-Versionen nur sehr langsam und spät vollziehen«, bestätigt Jens Plachetka, Manager Product Business Unit Board Platforms von MSC Technologies. »Wir sehen noch nicht, dass die Windows-7-Abkündigung endgültigen Charakter hat, und erwarten, dass der Druck des Marktes gewisse Verlängerungen zur Folge haben wird.« Ein Teil der Anwender beschäftigt sich aber schon mit Microsofts neuer Betriebssystemversion. »Circa 20 % unser Kunden sind aktiv dabei, ihre Produkte auf Windows 10 umzustellen – alle neuen Projekte mit neuen Prozessorgenerationen wie  Skylake und Apollo Lake laufen ohnehin nur ab Windows 10«, erklärt Finstel.

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Dirk Finstel, Adlink Technology »Der große Erfolg und Vorteil von COM Express ist die Weiterverwendung von Funktionsblöcken, die auf den Carrierboards verwendet werden, um die Entwicklungskosten zu senken und das Risiko eines Re-Designs zu minimieren.«
© Adlink Technology

Kann in dieser Situation Linux weitere Marktanteile gewinnen? »Traditionell haben wir einen Linux-Anteil von 35 bis 40%, das wird sich meines Erachtens nicht signifikant nach oben bewegen, nur weil Windows 7 nicht mehr auf allen Plattformen verfügbar ist«, erwartet Finstel. »Eine Entscheidung für oder gegen ein Betriebssystem ist auf vielen Parametern begründet und daher nicht leicht austauschbar. Die Investitionen, um eine Software-Applikation auf ein anderes Betriebssystem umzusetzen, sind erheblich und von nicht vorhersehbarer Tragweite, daher wird sich der Umstieg von Windows auf Linux in Grenzen halten.«

Einen signifikanten Einfluss auf die Embedded-Computing-Branche nehmen die Kunden und deren Applikationsanforderungen, die einem langsamen, aber stetigen Wandel unterworfen sind. Dies drückt sich besonders bei den Schnittstellen aus. Ein Beispiel dafür sind Feldbusse, die jetzt zunehmend mit (Industrial-)Ethernet in Konkurrenz treten müssen. »Die Entscheidung für das eine oder andere ist meist philosophisch begründet. Als Hardware-Hersteller sind wir natürlich gerüstet, um beides zu unterstützen«, erläutert Christian Eder, Director Marketing von congatec. »Das Thema „IEEE 1588 Precision Time Protocol“ wird immer stärker nachgefragt. Deshalb wurde bei Qseven und Smarc 2.0 ein Hardware-Support dafür eingeführt. Im Vergleich zu reiner Software-Implementierung kann damit eine deutlich bessere Genauigkeit erzielt werden.«

Ähnliche Beobachtungen hat auch Mahl gemacht: »Bei unseren Kunden kann man ganz klar feststellen, dass wir jetzt immer häufiger Anfragen nach Embedded Boards bekommen, die Industrial-Ethernet-fähig sein sollen. Das ist in der Regel auch kein Problem. Am häufigsten verwenden die Embedded-PC-Kunden – vor allem im ARM Bereich – allerdings nach wie vor CAN. Weil Industrial Ethernet aus meiner Sicht hauptsächlich in der Automatisierung eingesetzt wird und auch aus diesem Bereich kommt, wirkt sich das auf unsere „klassischen“ Kunden im Maschinenbau aus, deshalb auch die gestiegenen Anfragen.«

Aber auch im Bereich des Ethernet gibt es eine Ablösungssituation – auf 1-GBit/s- sollen 10-GBit/s-Versionen folgen. »Bisher war die 1-GBit/s-Ethernet-Implementierung der absolute Standard. 10 GBit/s und höher war nur was für die „Server-Jungs«, berichtet Eder. »Der On-Chip-Support von 10-GBit/s-Ethernet durch die neuen Low-Power-CPUs macht die Technologie auch für das Embedded-Geschäft interessant. Mit dem Start von „COM Express Type 7“ wird 10GbE absolut salonfähig.«

In einem Applikationsbereich sei das schon länger der Fall, betont Finstel: »10GbE spielt in der Embedded-Branche der Telekommunikation seit vielen Jahren eine sehr große Rolle und wird auf 40/100 GBit/s in den nächsten Jahren transformieren. Durch die Zunahme der Datentransferraten reicht 1-GBit/s-Ethernet schon lange nicht mehr aus. Dies kann man über alle vertikalen Segmente beobachten.«


  1. Unbeirrt beständig
  2. Windows 7 und die Alternativen
  3. Divergenzen bei USB 3.1 Typ C
  4. Evolution der Carrier Boards

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