Gedruckte Elektronik in Europa

Abseits der Massen­produktion

10. März 2020, 13:22 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 7

Die Sache mit der Medizinelektronik

»Es gab und gib eine ganze Reihe von Startups in Europa, die sich mit gedruckten elektronischen Lösungen für die Medizintechnik beschäftigen«, spricht Dr. Schumacher ein vielversprechendes Anwendungsgebiet für gedruckte und organische Elektronik an. »Viele von ihnen leiden aber unter dem langen Zeitraum zwischen der Realisierung erster Konzepte und dem Zeitpunkt, wenn sie diese Produkte dann auf den Markt bringen können.«

Aus seiner Sicht ist dabei nicht unbedingt der Leistungskatalog der Krankenkassen das Problem. »Wenn die Behandlung auf der Basis eines entsprechenden Geräts für die Versicherung einen Vorteil darstellt, ist die bislang immer bereit gewesen, diese Leistung in den Katalog aufzunehmen«, stellt er fest. Vielmehr seien nach seinen Erfahrungen gerade die Versicherungen häufig der Triggerpunkt, »wenn es darum geht, beispielsweise die Liegezeit im Krankenhaus durch den Einsatz eines entsprechenden Produkts zu verkürzen, dann sind sie an Bord«.

Welche Möglichkeiten sich für Unternehmen wie IEE in diesem Bereich bieten, macht Dr. Schumacher am Beispiel des Smart-Footwear-Sensors ActiSense deutlich. Dabei handelt es sich um einen In-Schuh-Sensor, der sowohl zur Ermittlung sportlicher Leistungsdaten eingesetzt werden kann als auch für medizinische Untersuchungen. Während es im Sportbereich darum geht, die motorischen Skills eines Athleten zu verbessern und auf diese Weise auch möglichen Verletzungen vorzubeugen, lässt sich der Sensor auch für medizinische Anwendungen einsetzen.
So lassen sich Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz oder Parkinson frühzeitig auch über Veränderungen des Bewegungsablaufes dia­gnostizieren, also darüber, wie Probanden ihre Fußsohlen belasten. Während des Gehens wird so im Rahmen der medizinischen Untersuchungen ein Druckprofil ermittelt. Auch in diesem Fall kommen wieder die klassischen Vorteile der gedruckten Elektronik zum Tragen: Sie ist dünn, flexibel und leicht. »Waren das zu Beginn noch richtig dicke Sohlen, sind das heute dünne Folien, die in jeden Schuh passen.«

Für Dr. Krebs bietet speziell der Bereich der Wearables ein großes Potenzial. Wenn dann aber die Idee etwa eines T-Shirts, das mit Sensoren ausgestattet ist, um Vitaldaten zu registrieren, doch nicht im Medizinbereich Anklang findet, bietet sich dafür aus seiner Erfahrung häufig der semiprofessionale Sportbereich an. »Im Bereich klassischer Medizinelektronik sind die Anforderungen betreffend Zulassungen manchmal einfach zu hoch für solche Produktideen, im Bereich des Hobby-Sports sind die Hürden dagegen nicht so hoch, da kommt man einfacher rein.« Komme die Anwendung dort groß raus, »setzt dann der Lemming-Effekt ein«.

Das sieht Mildner genauso: »In den Sportbereich oder Lifestyle-Produkte auszuweichen bietet in diesem Bereich immer eine gute Alternative.« Dort sei eben keine sich lang hinziehende Medizinzulassung notwendig. »Man kann dann die ursprünglich medizinischen Features einer solchen Lösung nehmen und damit ganz andere Dinge lösen«.


  1. Abseits der Massen­produktion
  2. Spezifische Marktsegmente
  3. Das Faszinierende an der gedruckten Elektronik
  4. Gedruckte Folientastaturen
  5. Die Teilnehmer des Forums
  6. OPV als Schlüssel zu grüner Energie
  7. Sensoren als Datenschürfer für Big Data
  8. Die Sache mit der Medizinelektronik

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