Gedruckte Elektronik in Europa

Abseits der Massen­produktion

10. März 2020, 13:22 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Das Faszinierende an der gedruckten Elektronik

Markt&Technik
Hans-Jürgen Horst, Hoffmann+Krippner »In der klassischen Halbleitertechnik greifen dagegen über die gesamte Wertschöpfungskette standardisierte Prozesse und Technologien ineinander. Da müssen wir uns die Frage stellen, wie wir in Zukunft noch mehr Mehrwert schaffen können.«
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Fast könnte man sagen, das Faszinierende an der gedruckten Elektronik, liege ja gerade darin, dass sie nicht in den ursprünglich prognostizierten Killerapplikationen ihre Erfolge feiert, sondern in zahlreichen Anwendungen, an die vor 20 Jahren wirklich noch niemand gedacht hat. Dünn, flexibel, leichtgewichtig – wohl die wenigsten hätten erwartet, dass gerade die Luftfahrtindustrie an diesen Eigenschaften einmal Gefallen finden würde. Unter anderem Vorträge auf der letztjährigen LOPEC haben deutlich werden lassen, dass Smart Textiles für Airbus absolut ein Thema sind. »Boing hat es mit den elektrochromen Folien vorgemacht, Airbus wird in den nächsten Flugzeugen genau das Gleiche machen«, versichert Glawe. »Das bietet einfach die Möglichkeit spürbarer Gewichts- und Energieeinsparungen für die Fluglinienbetreiber.« Spannend findet Dr. Schumacher dabei die Bestrebungen von Airbus, die dafür nötigen Entwicklungen selbst durchzuführen: »Ich bin neugierig zu sehen, ob die Systeme den noch härteren Bedingungen, als sie ohnehin schon im Automobil vorherrschen, standhalten.« Als besonders kritische Herausforderungen sieht er dabei die Themen Brennbarkeit und Rauchentwicklung beziehungsweise die dabei frei werdenden Giftstoffe. Ein Problem, dessen sich auch Horst bewusst ist: »Wegen des Drucks der Gewichtsreduzierung ist das Thema In-Mold-Electronic natürlich auch im Luftfahrtbereich im Gespräch, aber hier steht auf jeden Fall die Brandlast bei der Entscheidung über den Einsatz im Vordergrund.«

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Dr. Alain Schumacher, IEE »Im Zuge der weiteren Elektrifizierung des Autos sehen wir weitere potenzielle Einsatzfelder für die gedruckte Elektronik auf uns zukommen, etwa im Batteriebereich oder bei der effizienteren Beheizung des Innenraums von E-Fahrzeugen durch Heizungs­flächenelemente.«
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Welches Potenzial im Thema gedruckte Elektronik für ein europäisches Unternehmen bieten kann, zeigt das Beispiel IEE. »Wir waren in den 1990er-Jahren ein kleines Unternehmen, dem die Chance geboten wurde, im Automotive-Bereich Fuß zu fassen«, berichtet Dr. Alain Schumacher, CTO von IEE. »Wir haben damals ein Folienmembransystem vorgeschlagen, das in den Sitz eingebaut wurde, um festzustellen, ob der Beifahrersitz belegt ist.« An die Automobilhersteller herangetragen wurde dieses Anliegen damals von der Versicherungsbranche. Diese hatte kein Interesse daran, dass im Falle eines Unfalls der Beifahrer-Airbag auch dann ausgelöst wurde, wenn niemand auf dem Beifahrersitz saß. Es ging also um Kostenreduzierung. Lag der Umsatz des luxemburgischen Unternehmens damals bei einigen hundertausend Mark, ist der IEE-Umsatz inzwischen im deutlich dreistelligen Millionen-Euro-Bereich angekommen, und das Unternehmen hat bisher allein über 400 Millionen Fahrzeuge mit Foliensensorik ausgestattet.


  1. Abseits der Massen­produktion
  2. Spezifische Marktsegmente
  3. Das Faszinierende an der gedruckten Elektronik
  4. Gedruckte Folientastaturen
  5. Die Teilnehmer des Forums
  6. OPV als Schlüssel zu grüner Energie
  7. Sensoren als Datenschürfer für Big Data
  8. Die Sache mit der Medizinelektronik

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