»Die Frage, wo bekomme ich grüne Energie her, lässt sich aus meiner Sicht relativ einfach beantworten«, so Ullrich. »Die Antwort lautet: mit gedruckten, transparenten Solarzellen.« Es habe lange gedauert, so Ullrich, bis einige der Visionen, die mit diesem Thema verbunden sind, wie etwa gedruckte oder transparente Solarzellen, jetzt wirklich im Kommen sind. Wobei mit transparenten Solarzellen zu versuchen, klassische Solarzellen ersetzen zu wollen, für ihn der falsche Ansatz ist. Vielmehr eröffneten transparente, gedruckte Solarzellen neue Einsatzmöglichkeiten, die bisher nicht abgedeckt werden konnten. Ullrich verweist dabei auf das Thema der Gebäudeintegrierten Photovoltaik.Der Vorwurf, gedruckte Solarzellen würden einen zu niedrigen Wirkungsgrad aufweisen, ist nach Ullrichs Einschätzung nicht mehr gegeben, seit es Perowskit-Solarzellen gibt. Mit ihnen lassen sich Wirkungsgrade von bislang um die 19 Prozent erzielen. Es gibt inzwischen auch erste Unternehmen, die entsprechende Zellen herstellen und anbieten; eine davon ist Oxford PV. Wie bei organischen Solarzellen stellt auch bei den gedruckten Solarzellen das Thema Verkapselung nach Ullrichs Einschätzung die größte Herausforderung dar. Eine Einschätzung, die auch Dr. Lenssen teilt.
Dr. Schumacher verweist auf Untersuchungen, die Solarenergie heute bereits mit 4,9 Cent pro kWh Strom als die günstigste Energieform ausweisen, noch vor Kohle und Windkraft. Dr. Schumacher macht aber auch deutlich, dass es beim Thema OPV um ein ehrliches Benchmark geht. »Ich verkaufe dem Anwender mit dieser Lösung ja nicht primär den Wirkungsgrad, sondern Gramm CO2 pro kWh.« Diesen Ansatz verfolge ja auch das Dresdner Unternehmen Heliatek, das Dr. Schumacher damit auf einem guten Weg sieht.
Dass hierzulande bislang wenig in OPV investiert wurde, hat nach Einschätzung von Becker mit den Erfahrungen der deutschen und europäischen Solarbranche in den letzten zwei Jahrzehnten zu tun. »Wenn der Markt wirklich interessant wird, dann treten da Wettbewerber auf den Plan, zu denen ist ein mittelständisches Unternehmen nicht mehr konkurrenzfähig.« Gleichzeitig trete die OPV gegen eine inzwischen sehr kosteneffiziente Konkurrenz an, »und es muss vorab investiert werden«. Vor diesem Hintergrund könne es sein, dass Investoren sich nach Bereichen umsehen, in denen die Erfolgschancen für ihr Invest höher seien.
OPV mit klassischen Solarzellen gleichzusetzen ist aus Sicht von Glawe nur kontraproduktiv, weil sie nicht die Alleinstellungsmerkmale der OPV hervorhebe. So sei es möglich, mit einer organischen Solarzelle in einem Raum Energie zu erzeugen, ein Unterfangen, das mit klassischen Solarzellen unmöglich ist. Glawe weist auch darauf hin, dass der Wirkungsgrad klassischer Solarzellen sehr schnell sinkt, wenn sie sich erwärmen; »einer OPV macht das dagegen wenig aus«.
Für Mildner besteht die Herausforderung darin, dass sowohl Architekten, aber auch die Baubranche nicht unbedingt Technologie- oder Elektronik-affin sind. »Auch hier müssen erst die Möglichkeiten erläutert werden, die organische und gedruckte Solarzellen gegenüber klassischen Lösungen bieten, um dann in Zukunft etwa einen Fassadeneinsatz transparenter gedruckter Solarzellen zu ermöglichen.« Mildner ist sich aber ziemlich sicher, dass Architekten mit anderen Argumenten zu überzeugen sind als mit nackten Effizienzgraden.