Gedruckte Elektronik in Europa

Abseits der Massen­produktion

10. März 2020, 13:22 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Gedruckte Folientastaturen

Wie weit die Erfahrungen mit gedruckter Elektronik in Deutschland zurückreichen, macht das Beispiel Hoffmann+Krippner deutlich. »Im Jahr 1978 wurde das erste Silberlayout gedruckt, die erste Folientastatur dann im Jahr 1979 realisiert«, blickt Hans-Jürgen Horst, Product Manager Printed Electronics bei Hoffmann+Kripp­ner, zurück. Mit der Integration der ersten Widerstände und LEDs in die gedruckten Folientastaturen erfolgte der Einstieg in die Hybridelektronik. Die Tatsache, dass die gedruckte Elektronik lange Zeit eine Nische war, stört Horst dabei überhaupt nicht; er sieht darin »eine Chance, die wir genutzt haben, um fertigungs- und prozesstechnisch genauer und noch besser zu werden«.

Nachdem sich die organische und gedruckte Elektronik inzwischen in vielen Bereichen etabliert und am Markt durchgesetzt hat, stellt sich natürlich auch die Frage: Wird diese Technologie, diese Branche, Deutschland und Europa in absehbarer Zeit verlassen, um kostengünstiger etwa in Fernost produzieren zu können? Beispiele für das Abwandern ganzer Technologiebranchen hat es in den letzten Jahrzehnten ja immer wieder gegeben.

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Florian Ullrich, InnovationLab »Es wird auf absehbare Zeit nicht möglich sein, leistungsfähige Prozessoren zu drucken, machbar sind aber effiziente Solarzellen. Es geht deshalb vor allem darum, in der gedruckten Elektronik Alleinstellungsmerkmale zu identifizieren und die Märkte zu finden, die sich dafür anbieten.«
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»Druckprozesse kann man auch in Europa kostengünstig realisieren, und die Materialien, die dabei verwendet werden, kommen überwiegend nicht aus China, sodass sich aus diesem Umstand auch kein Vorteil ergeben würde«, versichert Florian Ullrich, Business Developer am InnovationLab in Heidelberg. »Deutsche und europäische Unternehmen können auf dem Gebiet der gedruckten Elektronik gute Qualität liefern, und das zu Preisen, die man normalerweise nicht von Massenprodukten aus Europa gewohnt ist.«

»Rolle-zu-Rolle-Prozesse sind nach Bedarf skalierbar«, versichert auch Dr. Lenssen. »In Europa werden riesige Flächen von Folien zu absolut wettbewerbsfähigen Preisen produziert.« Aus seiner Sicht besteht damit absolut keine Notwendigkeit, die Produktion gedruckter Elektronik aus Europa an andere Produktionsstandorte zu verlagern. Aus Sicht von Becker würde bei so einem Vorhaben der Knackpunkt gar nicht so sehr bei den verwendeten Maschinen liegen, sondern bei den eingesetzten Materialien. »Materialien, wie sie in Europa zum Einsatz kommen, gibt es auf diesem Level in Asien noch gar nicht«, versichert er; »wenn ich Materialien in Asien beziehe, Folien, Pasten, bekomme ich ein anderes Qualitätsniveau«. Aus seiner Sicht würde eine Verlagerung deshalb nur dann Vorteile bieten, »wenn der Markt ein abgesenktes Qualitätsniveau akzeptieren würde«.

»Ein wichtiger Punkt in dieser Diskussion ist der Automatisierungsgrad der Fertigung«, erläutert Dr. Schumacher. »In China wird ja inzwischen auch nicht mehr alles von Hand gemacht.« Wenn man ein Membransystem herstelle, müsse man hochpräzise laminieren. Aus diesem Grund müsse man in die vollautomatische Herstellung investieren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. »Wir verfügen zudem in Europa über sehr viel Materialkompetenz, und die entsprechenden großen Firmen sind hier in Europa ansässig.« Vor diesem Hintergrund produziere IEE ausschließlich in Europa, in Luxemburg und der Slowakei.

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  1. Abseits der Massen­produktion
  2. Spezifische Marktsegmente
  3. Das Faszinierende an der gedruckten Elektronik
  4. Gedruckte Folientastaturen
  5. Die Teilnehmer des Forums
  6. OPV als Schlüssel zu grüner Energie
  7. Sensoren als Datenschürfer für Big Data
  8. Die Sache mit der Medizinelektronik

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