Nach Ansicht von Rüdiger Stahl ist durchaus sichtbar, dass die Maßnahmen von Trump China empfindlich treffen. »Gleichzeitig beschleunigt die Situation die Entwicklung in China hin zu mehr Unabhängigkeit vom Dienstleistungsgeschäft und vom Geschäft als Zulieferer. Huawei z.B. will ein eigenes Betriebssystem entwickeln und es gibt Bestrebungen, eigene Prozessoren zu entwickeln. China wird alles daran setzen, ihre eigenen Technologien noch viel mehr zu forcieren und könnte gestärkt aus der Situation hervorgehen.«
Dazu folgender Exkurs: Richard Yu, CEO der Huawei Consumer Business Group, hat bei einer Entwicklerkonferenz von Huawei im August dieses Jahres das Betriebssystem Harmony OS präsentiert, das künftig auf Smartphones, aber auch auf Computern, Tablets, Smartwatches etc. laufen soll. Noch ist das allerdings Zukunftsmusik. Als erstes Gerät wird ein Fernseher von Honor, der Schwestermarke von Huawei, mit dem Betriebssystem auf den Markt kommen.
»Eulen nach Athen tragen braucht man nicht«, meint indes Arthur Rönisch, Geschäftsführer von Turck duotec. »Nur dort zu produzieren, um das dann wieder nach Europa zu transferieren, ist nicht mehr sinnvoll, da sich China entwickelt hat, die Löhne und Kosten sind gestiegen.« Langfristig sieht Rönisch die Überlegung eher darin, wie sich effizient produzieren lässt, unabhängig vom Standort: »In China, Mexiko, Polen, Rumänien etc. verfügt man über eine möglichst hochautomatisierte Fertigung, dann ist der Produktionsort fast egal.«
»Für einen von drei Kunden mit großen Volumina ist China immer noch sehr gefragt, speziell bei Reimport nach Europa, denn da ist kein Zoll fällig«, unterstreicht Doede Douma. »Wenn es um planbares Geschäft geht und die Ware in Containern nach Europa geliefert wird, dann sind auch die Transportkosten minimal bzw. vernachlässigbar.« Was seiner Meinung nach in Europa bleibt, ist die High-Mix-Low-Volume-Fertigung. »Das kann Europa besser als China und da muss man genau differenzieren.«