Schwankende Märkte und Lieferkettenrisiken prägen die Elektronikfertigung. TQ reagiert mit Investitionen in Entwicklung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz – und stärkt so die eigene Resilienz.
Nach den Boomjahren 2021 und 2022, in denen die EMS-Branche Rekordumsätze verzeichnete, folgte die Ernüchterung: Materialengpässe, geopolitische Unsicherheiten und die abkühlende Konjunktur führten in Deutschland von 2023 auf 2024 zu einem deutlichen Umsatzrückgang. Besonders kleine Unternehmen mussten Federn lassen – für manche endete das in der Schließung.
Der aktuelle in4ma-Report zeigt: Für 2025/26 gibt es zwar Anzeichen einer leichten Stabilisierung, doch die Entwicklung bleibt zweigeteilt. Große Player mit breiter Aufstellung behaupten sich, während kleinere Betriebe unter Druck geraten. Gleichzeitig verschieben sich die Konjunkturprognosen beinahe im Monatsrhythmus. Die Branche stellt sich Fragen, die alle umtreiben: Wie lässt sich trotz schwankender Märkte wachsen? Welche Fokus-Branchen versprechen Zukunft? Und wie umgehen mit Zollrisiken, Abhängigkeiten von China oder dem Risiko von neuen Allokationen?
Ein positiver Trend stimmt optimistisch: Immer mehr OEMs setzen auf Outsourcing. Speziell die Kombination aus Entwicklung und Fertigung ist hier von besonderer Bedeutung. Für EMS-Dienstleister wie TQ, die ein umfassendes Portfolio abdecken, bedeutet das zusätzliche Chancen, ihre Kunden mit flexiblen Lösungen zu unterstützen.
Während große Unternehmen Teile der Verluste auffangen konnten, waren kleinere Anbieter besonders betroffen. Die Konsolidierung der Branche scheint unausweichlich – mit weiteren Marktaustritten in den kommenden Jahren. Für mittelgroße, eigenfinanzierte Unternehmen wie TQ kann diese Entwicklung jedoch auch eine Chance sein: Wer solide wirtschaftet und flexibel bleibt, profitiert von der Schwäche anderer Marktteilnehmer.
Diese Flexibilität stellt TQ jüngst unter Beweis. Mit der Übernahme des Ingenieursdienstleisters „enders GmbH“ Anfang Oktober vergrößert sich TQ um den 15. Unternehmensstandort und baut die eigenen Entwicklungskapazitäten und -kompetenzen weiter aus. „Natürlich überlegt man sich so einen Schritt gerade in der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Lage im Land sehr genau, aber für uns ist es wichtig auch ein ganz klares Signal für den Standort Deutschland und Bayern zu senden und unsere Kompetenzen für unsere Kunden noch weiter auszubauen“, so Rüdiger Stahl, Geschäftsführer und einer der beiden Gründer von TQ.
Die Abhängigkeit von globalen Lieferketten bleibt eine der größten Herausforderungen für die EMS-Branche. Zwar haben sich die Lieferzeiten nach dem Höhepunkt der Allokationen etwas entspannt, doch geopolitische Unsicherheiten und volatile Rohstoffpreise lassen keinen Raum für Entwarnung.
Für EMS-Dienstleister ist daher längst klar: Einkauf ist einer der wichtigsten strategischen Erfolgsfaktoren. Die Optimierung der Materialkosten ist auch für Christian Gerland, Leiter Einkauf bei TQ, ein ständiges Thema: „Unser Ansatz kombiniert drei zentrale Hebel: Erstens nutzen wir den Wettbewerb im Einkauf, um Preisverhandlungen aktiv zu gestalten. Zweitens setzen wir auf diversifizierte Bezugsquellen, um Abhängigkeiten zu reduzieren und Versorgungssicherheit zu erhöhen. Drittens verfolgen wir eine strategische Marktanalyse, um frühzeitig auf Kosten- und Angebotsentwicklungen reagieren zu können. Auf diese Weise sichern wir unseren Kunden ein Höchstmaß an Stabilität bei gleichzeitig wettbewerbsfähigen Konditionen.“
Nach den Rekord-Auftragsbeständen während der Supply-Chain-Krise 2021 ist der Markt in die entgegengesetzte Richtung gekippt. 2024 fiel der Auftragsbestand auf ein kritisches Niveau zurück. Für die Fertigung bedeutet das eine neue Realität: statt Überlastung geht es nun darum, schwankende Nachfragen flexibel abzufangen – und das bei anhaltendem Kostendruck.
Die zentrale Herausforderung lautet daher: Wie bleibt eine Fertigung ausgelastet, wenn Kunden kurzfristiger bestellen, Produktlebenszyklen kürzer werden und gleichzeitig hohe Qualitätsstandards erfüllt sein müssen? „Ein flexibles Produktionssystem und Automatisierung“, lautet die Antwort von TQ-Produktionsleiter Markus Luschnig. „Für unser Fertigungsequipment bedeutet das eine werksweite Standardisierung der Anlagen und Prozesse, um unsere Fertigungskapazitäten optimal auszulasten. Unser Automatisierungsteam entwickelt Lösungen durch SPS, Cobots oder Industrieroboter, die es uns erlauben, wirtschaftlich interessante oder qualitätsrelevante Prozesse zu automatisieren. Außerdem schaffen wir mit Unterstützung von KI in unserem TQ-MES eine ideale Auftragsplanung ohne große Verschwendungen.
Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant von einem Buzzword zu einem echten Treiber für die Elektronikfertigung. EMS-Unternehmen, die KI und Digitalisierung frühzeitig einsetzen, können Effizienz steigern, Fehler vermeiden und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Beispiele reichen von Predictive Maintenance über automatisierte Qualitätssicherung bis hin zu intelligenten Planungstools, die Materialflüsse und Kapazitäten optimieren.
Auch in der Entwicklung bei TQ verändert KI die Prozesse: „Ich sehe den größten Impact derzeit in zwei Bereichen“, erklärt Georg Weiß, Leiter Entwicklung am TQ-Standort Durach. „Zum einen in der Software-Entwicklung: Durch KI lassen sich Unit-Tests in deutlich höherer Geschwindigkeit erstellen. So wird die Softwarequalität von Beginn an auf ein sehr hohes Niveau gehoben. Auch Aufgaben wie die Portierung von Software auf neue Hardwareplattformen können deutlich schneller umgesetzt werden.“
„Zum anderen entfaltet KI ihr Potenzial in der Sammlung und Analyse von Produktionsdaten – insbesondere an Prüf- und Teststationen“, so Weiß weiter. „Hier ermöglicht Mustererkennung eine schnellere und präzisere Beurteilung der Produktqualität bei gleichzeitig reduzierter Testzeit.“
Während klassische Kernbranchen wie Automotive oder Mess- und Steuerungssysteme 2023/24 massive Rückgänge verzeichneten, legten andere Segmente überraschend stark zu. Besonders Landwirtschaft sowie Luft- und Raumfahrt konnten wachsen.
Für EMS-Dienstleister wie TQ bedeutet das: Erfolg hängt entscheidend von der richtigen Branchenfokussierung ab. Dessen ist sich auch Thomas Zimmermann, Leiter Produkte, Dienstleistungen und Kundencenter, bewusst: „Wir haben uns schon früh auf die Wachstumsbranchen der nächsten Jahrzehnte wie Medizintechnik, Luftfahrt, Bahntechnik, Energie, Industrie, Mess- und Steuerungstechnik sowie Agrartechnik fokussiert und hier unsere Kompetenzen und Prozesse für unser Kunden ausgebaut. So können wir unseren Kunden durchgängige Lösungen aus einer Hand bieten. Auf Basis unserer langjährigen Erfahrungen in der Luftfahrt und Medizintechnik einschließlich aller Zertifizierungen mit hohen Anforderungen an Qualität, Testing und Full Traceability sind wir auch für neue Wachstumsbranchen gut gerüstet. Davon zeugt auch unser hauseigenes akkreditiertes Prüflabor, das TQ-Product-Compliance-Center, was Tests und Messungen für internationale Produktzertifizierungen anbietet und damit komplexe Prozesse erheblich beschleunigt. Wir verbinden für unsere Kunden Innovation und höchste Qualität mit der Stabilität und langfristigen Perspektive eines mittelständischen Familienunternehmens mit Sitz in Deutschland.“
Beim Stichwort Innovation hat TQ ein weiteres Ass im Ärmel: „Die skalierbaren Embedded-Module von TQ ermöglichen Kunden aus allen Branchen eine effiziente und zukunftssichere Produktentwicklung“, erklärt Stefanie Kölbl, Leiterin des Geschäftsbereichs TQ-Embedded. „Durch die enge Zusammenarbeit mit führenden Prozessorherstellern sichern wir frühzeitigen Zugriff auf neue Technologien, reduzieren Entwicklungsrisiken und verkürzen so die Time-to-Market-Zyklen signifikant.“
Bei allen Herausforderungen und globalen Untersicherheiten blicken die deutschen EMS-Unternehmen doch zuversichtlich in die Zukunft. Laut in4ma-Umfragen prognostizieren die befragten Unternehmen für 2026 ein positives Wachstum von 8,0 bis 10,3 Prozent. Dieser Ansicht ist auch TQ. Als E2MS-Pioniere setzt das Familienunternehmen weiter auf die erfolgreiche Kombination aus Entwicklung, Fertigung und der Integration einsatzbereiter Embedded-Module. Gerade im Bereich Entwicklung Gesamtsysteme kann sich TQ über Verstärkung freuen: Durch die kürzliche Übernahme des Landshuter Unternehmens „enders GmbH“ gewinnt TQ zusätzliche, erfahrene Entwickler für sich und vergrößert somit die mehr als 250-köpfige Entwicklermannschaft. „Mit der Übernahme sichern wir wertvolles Know how in der Region und erhöhen unsere Schlagkraft – vor allem in der Systementwicklung und im Maschinenbau“, schließt TQ-Geschäftsführer Rüdiger Stahl. „Das passt exakt zu unserem Anspruch, Kunden durchgängige Lösungen aus einer Hand zu bieten.“