Gibt es gar einen positiven Trump-Effekt? Die Androhung der Strafzölle hat zumindest dem einen oder anderen deutschen Automobilhersteller einen kurzfristigen Auftrags-Boost beschert, wie Andreas Mangler, Director Stragic Marketing von Rutronik, berichtet: »Nach unseren Informationen gab es aufgrund der Androhung von Strafzöllen quasi Panik-Aufträge aus den USA für deutsche Autos.« Dieser Auftrags-Peak freut zwar die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, könnte aber auch die angespannte Liefersituation für Elektronik-Komponenten weiter befeuern.
Zu den Profiteuren von Trumps Regentschaft wird auch die Militär- und Luftfahrtindustrie zählen, prognostiziert Alfred Lipp, Vertriebsleiter von Bürklin Elektronik. »Das wird die amerikanischen Firmen stärken, aber wir in Europa werden davon nicht profitieren.«
Profitieren könnte die europäische Wirtschaft aber von Trumps Vorhaben, das Projekt „Conflict Minerals” für zwei Jahre auszusetzen, weil es die US-Wirtschaft nach Meinung von Trump mehrere hundert Millionen Dollar gekostet habe. »Für uns wäre es eine große Erleichterung, wenn wir uns die Dokumentation zu den Konfliktmineralien sparen könnten«, betont Joachim Kaiser, Vertriebsleiter von Glyn. Ähnlich sehen dies auch die Vertreter der EMS-Industrie in der Runde. »Der Mittelstand ist mit den zahlreichen Compliance-Vorschriften bzw. deren Dokumentation überfordert. Dadurch fällt extrem viel Aufwand an«, gibt Michael Velmeden zu bedenken, Geschäftsführer von cms electronics. Wir müssen darüber nachdenken, wie man das in vernünftige Bahnen leitet.« Auch wenn die USA beschließen sollten, das Projekt auszusetzen, bleiben die Regelungen in der EU und in China in Kraft. »Große Kunden, für die wir hier alle in der Runde arbeiten, werden daher wohl kaum zurückrudern und die Dokumentation weiterhin einfordern«, meint Georg Steinberger. Hilft dieser Ansatz also wirklich auch europäischen Firmen? »Trump hat mit dieser Forderung einen politischen Kontrapunkt gesetzt, und das regt zumindest zur Diskussion und zum Nachdenken an«, entgegnet Velmeden.
Auch wenn Trumps Pläne allerorten für viel Diskussionsstoff sorgen, halten sich die Auswirkungen auf die Realwirtschaft bisher in Grenzen. Das könnte sich nach Ansicht der Markt&Technik-Forums-Teilnehmer zwar in den nächsten Monaten ändern, gleichzeitig steht aber auch die Frage im Raum, ob Trump als US-Präsident vielleicht bis Jahresende schon „Geschichte” ist.