Wie wird sich das automatisierte Fahren in den nächsten fünf Jahren weiterentwickeln?
Ich glaube, dass die Fahrzeuge, die mithilfe von Nvidia-Drive entwickelt wurden, Fähigkeiten haben, automatisiert zu fahren. Das heißt nicht überall und immer, sondern dieses Angebot wird auch dann noch auf spezielle Routen, Regionen und Städte beschränkt bleiben und eventuell auch noch gewisse Einschränkungen aufweisen, sei es in Hinblick auf die Geschwindigkeit, das Wetter etc. Solche Systeme entwickeln wir mit Jaguar, Mercedes und anderen Partnern.
Autopilot für die Autobahn gibt es heute schon und auch Feldversuche, bei denen die autonom fahrenden Fahrzeuge allerdings noch aus der Ferne übernommen werden können…
Auch wir arbeiten mit Unternehmen zusammen, die mithilfe dieser Fernüberwachung arbeiten. Damit können sie bei einem unerwarteten Problem wie Unfall oder ähnliches von außen in das Fahrzeug eingreifen. Hier werden sehr interessante Ansätze entwickelt. In Kalifornien ist solch ein Ansatz auch gefordert, wenn Feldtests mit autonomen Fahrzeugen durchgeführt werden: es muss irgendeine Möglichkeit des Fernzugriffs geben, mit dem man das Fahrzeug kontrollieren kann.
Hinzu kommt noch, dass wenn in einem Fahrzeug Lenkrad und Pedale fehlen, auf jeden Fall eine Möglichkeit zur Kommunikation bestehen muss – das gibt den Fahrgästen ein sicheres Gefühl. Alle Unternehmen, die Robotaxi-Dienstleistungen entwickeln, implementieren eine Möglichkeit, ihre Fahrzeuge zu überwachen und so auf jede mögliche Situation reagieren zu können.
Es wird viel über Software-defined Vehicle gesprochen. Bislang hat sich die Automotive-Industrie dadurch ausgezeichnet, dass über jeden halben Cent gestritten wurde. Wenn das Fahrzeug Upgrade-fähig sein soll, muss auch ein entsprechender Spielraum geschaffen werden, hat sich die Einstellung also geändert?
Ich denke schon. Das kann ich natürlich nicht für alle Automobilhersteller garantieren, aber die OEMs, die nach vorne schauen, die machen das. Ein Beispiel: Tesla hat 2012 den leistungsstärksten Mobilprozessor in sein Fahrzeug integriert, der damals überhaupt verfügbar war. Dieser Prozessor ist zirka sechs bis acht Jahre verwendet worden und hat genau den Spielraum geschaffen, den Tesla für seine Software-Updates brauchte. Schlussendlich ist es für den OEM auch die kostengünstigste Möglichkeit, das Fahrzeug auf dem neuesten Stand zu halten, nämlich mithilfe von Software.
Außerdem kann damit das Problem gelöst werden, das Fahrzeuge früher hatten: Die Entwicklung hat so lange gedauert, dass die eingebaut Technik zum Teil schon veraltet war, als das Fahrzeug dann schließlich auf den Markt kam. Heute wissen viele, dass es sinnvoll ist, leistungsstarke programmierbare Hardware zu integrieren, die in der Lage ist, in Zukunft Anwendungen ausführen zu können, an die heute noch gar nicht gedacht wird.
Wie beurteilen Sie die Versorgungslage mit Halbleitern im Automotive-Segment?
Die Lieferprobleme beziehen sich zum Großteil auf Produkte, die mithilfe älterer Prozesstechnologien gefertigt werden. Hierfür wurden nicht genügend Kapazitäten aufgebaut. Wir verringern das Problem für die OEMs, weil mithilfe unserer Halbleiter eine zentralisierte Architektur realisiert und diverse ECUs ersetzt werden können - und wir können die Produkte liefern.