Autonom und einsam

Roboter forstet Amazonas auf

13. Juni 2023, 8:33 Uhr | Heinz Arnold
Im Rahmen des Pilotprogramms setzt der »YuMi« von ABB autonom pro Morgen Samenkörner von Bäumen in 640 Pflanzsäckchen. Die Roboterprogrammierung erfolgt vom 12.000 km entfernten Schweden aus in Echtzeit.
© ABB Robotics

Der weltweit einsamste Roboter soll die Entwaldung des Amazonas umkehren, in dem er autonom und automatisch Saatgut einpflanzt, um die Wiederaufforstung effizient zu machen.

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Der Roboter vom Typ »Yumi« ist solargetrieben und arbeitet im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojektes der Non-Profit-Organisation Junglekeepers und ABB Robotics, um das Potenzial der Roboter- und Cloudtechnologie für die Wiederaufforstung zu zeigen. In der bislang einzigartigen Demonstration automatisiert der kollaborative Roboter (Cobot) »YuMi« von ABB Pflanzarbeiten an einem Forschungs- und Versuchsstandort mitten im Dschungel. Mit Hilfe der »RobotStudio«-Cloud-Technologie simulieren, optimieren und realisieren ABB-Experten die Roboterprogrammierung vom 12.000 km entfernten Schweden aus in Echtzeit.

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Dank des Yumi können sich die Ranger wichtigeren Aufgaben zuwenden.
Dank des Yumi können sich die Ranger wichtigeren Aufgaben zuwenden.
© ABB Robotics

Auf Wunsch von Junglekeepers wird das Pilotprojekt mit RobotStudio Cloud und YuMi im Regenwald über rund sechs Wochen laufen (im Mai und Juni 2023). Nach Abschluss des Pilotprogramms wird ABB Möglichkeiten zur weiteren Unterstützung von Junglekeepers ausloten. Außerdem will das Unternehmen prüfen, wie seine Roboter und Cloudtechnologien die nachhaltige Transformation zusätzlich fördern können.

»Die Zusammenarbeit von ABB und Junglekeepers zeigt, dass Roboter- und Cloudtechnologien eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Entwaldung spielen können. Die Entwaldung zählt zu den Hauptverursachern des Klimawandels«, sagt Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation von ABB. »Unser Pilotprojekt mit dem abgeschiedensten Robotereinsatz der Welt ermöglicht die Automatisierung stark repetitiver Aufgaben. So haben die Ranger mehr Zeit für wichtigere Arbeiten im Regenwald und können das Land, auf dem sie leben, besser schützen.« Dazu gehören etwa Patrouillen zur Abschreckung illegaler Holzfäller, die Aufklärung der lokalen Bevölkerung über den Erhalt des Regenwaldes und das Einpflanzen von jungen Bäumen.

In einem Forschungs- und Versuchslabor in einer Region im peruanischen Amazonasgebiet gräbt der »YuMi«-Cobot mit einem Schäufelchen Erde in einen Pflanzsäckchen Löcher in die Erde und legt ein Samenkorn ein, verdichtet die Erde darüber und markiert die Stellen mit einem farbigen Etikett. Die Ranger können dann die Pflanzsäckchen in der Umgebung ins Erdreich einbringen. Mit dem Einsatz von »YuMi« kann Junglekeepers täglich eine Fläche von zwei Fußballfeldern wieder bepflanzen.

Die autonome Cobot-Installation löst ein weiteres Problem: Menschen zu finden, die für einen längeren Zeitraum an diesem abgelegenen Ort im Dschungel arbeiten wollen. Nach der ersten Installation kann »YuMi« seine Aufgaben selbstständig ausführen und muss sich nur bei Bedarf einer Fehlerbehebung unterziehen.

»Wir haben bisher 20 Prozent des gesamten Amazonas-Regenwaldes verloren, und ohne den Einsatz von Technologie kommen wir beim Naturschutz nicht mehr weiter«, erklärt Moshin Kazmi, Mitgründer von Junglekeepers. »YuMi vor Ort zu haben ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, unsere Ranger mit neuen Arbeitsweisen vertraut zu machen. Er beschleunigt und erweitert unsere Aktivitäten und bringt unsere Mission voran.«

Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes durch menschliche Eingriffe wie Abholzung und Brandrodung zur Gewinnung von Flächen für die Landwirtschaft trägt erheblich zu den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels bei. Seit 1985 wurden schätzungsweise mehr als 870.000 km² des Amazonas-Regenwaldes gerodet – eine Fläche, die grösser ist als Frankreich, das Vereinigte Königreich und Belgien zusammen. Weil bereits mehrere Milliarden Bäume verschwunden sind, erwärmt sich die Region schnell.


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