Die Vorlieben können je nach Größe der Unternehmen und der Branchen, in denen sie arbeiten, und dem eigenen Vorwissen sehr unterschiedlich sein. Maschinenbauer etwa zeigten sich oft im ersten Ansatz wenig geneigt, Daten nach außen in die Cloud zu geben. Um aber Predictive Maintenance und Energie-Management durchführen zu können, muss auf die Anlagendaten zugegriffen werden können.
Auf der anderen Seite haben Unternehmen aus anderen Branchen weniger Berührungsängste und stünden dem Cloud-Ansatz ohne grundsätzliche Vorbehalte gegenüber. »Wir bewegen uns nicht gerade in einem homogenen Umfeld«, so Reuß.
Die Orchestrierung der digitalen Transformation
Aber genau diese Fragmentierung – sowohl im Angebot als auch in den Anforderungen der jeweiligen Anwender – sieht er als große Chance: Denn es kommt heute mehr denn je auf Experten an, die die verschiedenen Elemente in der heterogenen Welt der digitalen Transformation kennen und ihr Zusammenwirken verstehen. Hierauf baue EDAG auch in Zukunft auf. Denn der Bedarf nach Beratungsfirmen, die sich über diese speziellen Kenntnisse und Erfahrungen differenzieren können, werde weiter zunehmen – sowohl vonseiten der kleineren und mittelgroßen Unternehmen als auch von den ganz Großen der jeweiligen Branchen.
Vielversprechende Chancen für EDAG böten sich vor allem deshalb, weil jetzt die Weichen in Richtung digitale Transformation gestellt werden müssten, um schnell in die Umsetzung zu gehen. Es komme darauf an, zu entscheiden, welche Themen angegangen werden sollen und welche nicht. Diese Auswahl treffen zu können, darin liege eine weitere entscheidende Differenzierung, über die sich die Spreu vom Weizen trenne. »Zudem kommt es darauf an, dass jemand die Gesamtverantwortung für ein Projekt übernimmt. Der Anwender will den ganzheitlichen Ansatz«, so Reuß. Auch das sei die Spezialität von EDAG.
Kooperationen und Partnerschaften managen
Das alles vor dem Hintergrund des sich beschleunigenden Wandels, der sich selbstverständlich auch auf die Projektabläufe selber auswirkt: Es komme immer weniger darauf an, sich streng nach einmal festgelegten Organisationsleitlinien auszurichten. Vor allem Kooperationen und Partnerschaften zu managen sei die Herausforderung für die Zukunft im Umfeld der digitalen Transformation: »Wir dürfen nicht in festen Mustern denken, sondern müssen agil sein und schnell entscheiden. Auf diesem Weg gehen wir weiter.«
Damit hat er schon angedeutet, wie sich das Unternehmen in einigen Jahren sieht: Als ein weltweit führender Dienstleister mit einem breiten Angebotsspektrum in allen Feldern rund um die Smart Factory, mit einer starken IT-Kompetenz auf der einen Seite und Produktions-Know-how auf der anderen Seite.
Deshalb ist EDAG schon eifrig damit beschäftigt, die weltweite Präsenz weiter auszubauen, um noch globaler zu werden. Schon heute generiert beispielsweise die EDAG PS über 50 Prozent des Umsatzes außerhalb von Deutschland. Obwohl auch hierzulande die Wachstumsraten der Digitalisierung weiter nach oben weisen, verspricht sich EDAG, in anderen Weltregionen – vor allem Asien – anteilsmäßig noch deutlich mehr zulegen zu können.
Grundlage dazu aber bleibt die technische Entwicklung. Neben den inzwischen schon bekannten Bereichen der Automatisierung, Big Data und der Cloud setzt EDAG hier vor allem auf künstliche Intelligenz und Machine-Learning. Sie verschmelzen mit den anderen Sektoren der digitalen Transformation, etwa mit Virtual Reality und Augmented Reality. Das erstreckt sich von der Wartung von Maschinen bis hin zu Ausbildungsprogrammen. Im Rahmen solcher Programme lernen die Mitarbeiter beispielsweise die Handhabung von Spritzpistolen in Lackierereien – über 3D-Brillen eingespielt im virtuellen Raum. »Das lässt sich mit einer Game-Engine verbinden, die Teilnehmer am Lernprogramm können im Spiel gegeneinander antreten«, erklärt Reuß. »So macht das Lernen Spaß und die Mitarbeiter werden auf dem Weg in die Digitalisierung mitgenommen.«
Selbstverständlich darf auch die hoch gehandelte Zukunftstechnik Blockchain in der Aufzählung nicht fehlen. Laut Reuß sind bereits eigene Forschungsarbeiten dazu im Gange, etwa um Prozesse abzusichern oder auch ganz neue Verfahren im Industrie-4.0-Umfeld zu etablieren – ob in der Logistik, dem Transport oder neue Produktionsmethoden wie der 3D-Druck. »Die Blockchain wird mit ziemlicher Sicherheit ins Industrieumfeld Einzug halten, in welcher Form und auf welchen Ebenen aber – der Ausgang ist im Moment noch offen.« Ganz sicher sei auf jeden Fall: EDAG werde auch in diesem Sektor wieder vorne mitmischen.